0875 - Die Rückkehr des Jägers
Jean auf: »Ich denke es ist das Beste, wenn Sie jetzt gehen.«
»Nicht nur Ihre Familie wurde von Dämonen ermordet.«
»Was?«
»Vielleicht sollte ich Ihnen meine Geschichte erzählen…«
Wortlos setzte sich Jean wieder hin und hörte zu. Und was er hörte, veränderte sein Bild von Paul Gautard grundlegend. Anschließend saß er eine Weile nur schweigend da, bevor er fast tonlos sagte: »Ich hatte keine Ahnung…«
»Wie sollten Sie auch? Jeder sieht in mir nur den erfolgreichen, vielleicht sogar rücksichtslosen Geschäftsmann. Niemand weiß, wer sich hinter der Maske verbirgt.«
»Und was wollen Sie jetzt? Rache?«
Ein sardonisches Lächeln umspielte Gautards Lippen. »Viel mehr als das, mein Freund, viel mehr. Viel zu lange haben die Mächte der Finsternis diese Welt bedroht, und die Menschen sind ihnen schutzlos ausgeliefert. Sie leben in ihrer naiven Traumwelt und haben nicht die geringste Ahnung, dass es noch eine andere Wirklichkeit gibt. Eine Wirklichkeit, die ihnen nach dem Leben und ihrer unsterblichen Seele trachtet.«
»Und wie wollen Sie das ändern?«
»Ganz einfach, Monsieur Fournier. Wir werden den Jäger zurückholen. Aber diesmal gibt es kein Versteckspiel mehr, kein Wir-tun-ja-nur-so-als-ob. Diesmal zeigen wir den Menschen, wie die Welt wirklich ist.«
***
Paul Gautard lächelte zufrieden, als er die Lagerhalle verließ. Seine Leibwächter gingen respektvoll einen Meter hinter ihm. Der Milliardär steuerte seinen elektrischen Rollstuhl selbst. Auch in seinem Zustand wollte er so unabhängig sein wie möglich.
Er bekam noch mit, wie Jean Fournier wie ein Derwisch auf das Set sprang und Kommandos brüllte. »Okay, genug rumgealbert. Wir müssen einen Film machen. Oder zumindest etwas in der Art.«
Offenbar brauchte Fournier ein paar willige Opfer, an denen er die Verwirrung, in die ihn das Gespräch mit Gautard gestürzt hatte, abreagieren konnte. Der Milliardär kicherte lautlos in sich hinein. Es war ihm gelungen, den Panzer, mit dem sich der ehemalige Fernsehstar umgab, zu durchbrechen und ihn zutiefst zu verunsichern. Fournier mochte noch so toben, er hing längst an Gautards Haken.
Nicht zuletzt dank eines unsichtbaren Helfers, der darauf spezialisiert war, widerspenstige Geister gefügig zu machen, ohne dass sie selbst das Geringste davon bemerkten.
Danke für die Blumen.
Die nur zu vertraute Stimme erklang direkt in Gautards Kopf. Keiner seiner Begleiter konnte sie hören. Genauso wenig wie die ebenso telepathisch kommunizierte Antwort.
Ehre, wem Ehre gebührt.
Verdammt eigensinniges Bürschchen. Nicht leicht zu knacken. Aber deine Geschichte hat ihn ernsthaft interessiert. Danach musste ich nur noch sein geradezu krankhaftes Misstrauen etwas dämpfen.
Und jetzt gehört er uns. Gautard rieb sich die fleischlosen Hände. Besser hätte das Treffen nicht laufen können. Dachte er, bis hinter ihm erneut die Stimme des Regisseurs ertönte.
»Wo ist Brigitte?«, bellte Fournier.
»Weiß nicht, wahrscheinlich ist sie sich die Nase pudern«, erwiderte einer aus dem Team unsicher. »Oder sie ist sich die Beine vertreten.«
»Dann such sie, verdammt noch mal! Ich bezahle euch nicht fürs Nichtstun.«
»Wahrscheinlich hatte sie genug von dem Zirkus hier«, mutmaßte ein anderer. »Wundern würd's mich nicht.«
Den darauf folgenden Tobsuchtsanfall des Jägers bekam Gautard nicht mehr mit. Sie verließen die schäbige Eingangshalle und näherten sich einer schwarzen Limousine, die mit der Dunkelheit fast verschmolz. Sobald der Chauffeur sie sah, ließ er den Motor an.
Was ist mit dem Mädchen ?, fragte Gautard, als ihm seine Leibwächter in den Wagen halfen.
Welches Mädchen?
Du weißt genau, wen ich meine: Die Blonde mit dem großen Busen.
Ich habe kein Mädchen gesehen.
Erzähl keine Märchen. Ich habe genau bemerkt, wie du während unseres Gesprächs kurz verschwunden bist. Und jetzt wird sie vermisst.
Vielleicht hatte sie etwas Dringendes zu erledigen.
Du hast sie gefressen, stimmt's?
Gautard wusste, dass er richtig lag, als die Stimme in seinem Kopf verstummte.
Du hast sie gefressen. Vor ihren Augen. Verdammt, wir hatten eine Abmachung!
Ich hatte Hunger.
Wenn ich Hunger habe, hole ich mir ein Brötchen. Ich verspeise keine Blondinen.
In Gautards Kopf erklang ein fast nachsichtiges Lachen. Du bist auch kein Dämon.
Diesmal war es der Milliardär, der schwieg. Sein unsichtbarer Begleiter hatte natürlich Recht. Taraban war ein Wesen aus der Hölle, was kümmerten
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