0875 - Die Rückkehr des Jägers
Nicole stumm zu, als sie einen Blumenstrauß auf dem Grab seiner Eltern niederlegten. Eine Weile sprach niemand ein Wort. Dann sagte Jean. »Es ist vorbei.«
»Bist du sicher?«
»Ja, Zamorra. Diesmal schon. Ohne die Klinge der Vergeltung gibt es auch keinen Jäger.« Jean zögerte einen Moment, bevor er weitersprach. »Aber das ist gar nicht das Entscheidende. Zu viele Menschen sind gestorben. Nur wegen meiner Eitelkeit.«
»Es war nur zum Teil deine Schuld«, wandte Nicole ein. »Du standst schließlich unter dem Einfluss der Batui.«
»Mag sein. Aber sie hatten leichtes Spiel. Ich wollte dieses Comeback so sehr, dass ich dafür alles in Kauf genommen hätte. Und jetzt muss ich wohl mit den Folgen leben.«
Zamorra nickte. Er hatte den TV-Star noch nie so am Boden zerstört gesehen. Offenbar hatte Jean die letzten Tage genutzt, um intensiv über sich und sein Leben nachzudenken. 19 Menschen hatte Die Rückkehr des Jägers das Leben gekostet, und nichts konnte das wiedergutmachen. Aber wenigstens war noch Schlimmeres verhindert worden. Da die Kameras auf die Bühne gerichtet waren, hatten sie das Wüten von Stygias Attentätern nicht direkt aufgezeichnet. Das Publikum an den Fernsehschirmen hatte nur Panikschreie gehört, dann war die Übertragung zusammengebrochen. Und zwar bevor sich die Batui gezeigt hatten.
Zamorra vermutete, dass Lucifuge Rofocale dafür verantwortlich war. Satans Ministerpräsident hatte das Studio nach Gautards Tod wieder an seinen ursprünglichen Ort zurückversetzt und den Überlebenden jede Erinnerung an die Ereignisse genommen. Stattdessen hatte er ihnen eine falsche Erinnerung eingepflanzt, derzufolge aufgrund mangelnder Sicherheitsvorkehrungen ein verheerendes Feuer im Zuschauerraum ausgebrochen war. Nach kleinen Korrekturen stimmten sowohl der Zustand der Leichen als auch die Zerstörungen im Studio mit dieser Version überein.
Nach Paul Gautard wurde inzwischen weltweit gefahndet. Der Eigentümer des Senders hatte sich nach der Katastrophe scheinbar abgesetzt und damit nach übereinstimmender Einschätzung der Staatsanwaltschaft und den Medien seine Schuld eingestanden. Nur wenige wussten, dass auch die besten Fahnder der Welt Paul Gautard nie finden würden.
Ein kalter Wind kam auf, und die drei Friedhofsbesucher schlugen ihre Kragen hoch. Sie verharrten noch ein paar Minuten im stillen Gedenken an Pierre und Julie Fournier. Dann verließen sie den Friedhof, jeder tief in Gedanken versunken.
ENDE
[1] Siehe Professor Zamorra Nr. 753 »TV-Dämonen«
[2] Siehe Professor Zamorra Nr. 851 »Der Kult der Shada-Gor«
[3] Siehe Professor Zamorra Nr. 842 »Der Sternensammler«
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