0875 - Die Rückkehr des Jägers
meinte Nicole. »Es sei denn, unsere Gastgeber haben hier irgendwo eine Flimmerkiste versteckt.«
»Ich mach mir eh nicht viel aus Fernsehen«, unkte Gryf. »Viel zu viel Sex und Gewalt«.
»Witzbold«, sagte Zamorra ernst. »Jean ist in größter Gefahr. Und wenn ich das richtig sehe, nicht nur er. Wir müssen sofort zu ihm.«
»Können vor Lachen«, meinte Nicole und rasselte sarkastisch mit ihren Ketten.
»Vielleicht kann ich behilflich sein«, sagte Lucifuge Rofocale.
***
Der tobende Applaus ging nahtlos über in einen kollektiven Aufschrei, als sich das Fernsehstudio von einer Sekunde auf die andere in einen Hexenkessel verwandelte. Verstört sah Jean Fournier, wie etwa ein Dutzend Zuschauer ihre menschlichen Masken fallen ließen und ihr wahres Wesen enthüllten. Unzählige Arme, Beine und Gesichter verwandelten sich in tödliche Tentakel, als Stygias Attentäter in den Reihen des Publikums ihre Opfer suchten.
Panisch schreiend sprangen die Besucher von ihren Sitzen und rannten auf die Ausgänge zu, doch es gab kein Entkommen. Jeder, der sich den Türen näherte, wurde von einem rötlich leuchtenden Kraftfeld zurückgeworfen. Claude und seine Schlagetots stürzten sich sofort auf die Angreifer. Gautards Leibwächter hatten sich in den Kulissen bereitgehalten, jetzt sahen sie ihre große Stunde gekommen. Sie wurden gnadenlos niedergemacht.
Eine aufgeregte Stimme gellte in Jeans Ohr. Es war Gautard, der das Geschehen auf Monitoren hinter der Bühne verfolgt hatte. »Verdammt, Fournier, was ist da los?«
»Ich glaube, Stygia hat was gegen unsere kleine Show«, murmelte der Jäger. »Wir haben die Fürstin der Finsternis herausgefordert, und jetzt schlägt sie zurück.«
Er wusste, dass der Unternehmer ihn in dem Tumult nicht hören konnte, aber das war ihm egal. Da unten starben Menschen, und er musste etwas dagegen tun. Entschlossen zog Jean die Klinge der Vergeltung . Sofort baute sich die grünliche Aura um den magischen Dolch auf. Noch hatte Stygia die Schlacht nicht gewonnen.
»Herrgott, Fournier, lassen Sie das! Wir haben Wichtigeres zu tun!«
Jean dachte gar nicht daran, Gautards Anweisungen Folge zu leisten. Dem Milliardär mochten die Zuschauer egal sein, er würde retten, was zu retten war. Der TV-Krieger wollte sich gerade auf die ersten Gegner stürzen, als er das Flüstern in seinem Kopf hörte. Leise und eindringlich sprachen die beiden Batui auf seinen Schultern mit ihm. Und plötzlich verstand Jean. Gautard hatte Recht. Die Zuschauer konnten warten.
Wir haben Wichtigeres zu tun!
Zwei der höllischen Attentäter hatten die Zuschauerreihen verlassen und stürmten auf Jean zu. Der Jäger achtete kaum auf sie, als die magische Klinge ihnen das unheilige Leben nahm. Mit ausdrucksloser Miene näherte er sich der Mitte der Bühne, wo sich Gérard Toulon hinter einem großen Sofa versteckt hatte. Das Gesicht des sonst so abgebrühten Moderators war kalkweiß.
»Oh Gott, Fournier, was ist hier los? Ich dachte, das wäre eine Show! Sie müssen mir helfen. Ich will hier raus!«
Jean Fournier ignorierte ihn. Mechanisch wie ein Roboter ging er weiter, bis er genau die Mitte der Bühne erreicht hatte. Er platzierte die Klinge der Vergeltung behutsam auf dem Boden und trat zurück. Seine Arbeit war getan, was jetzt kam, war allein Sache der Batui.
Ein weiterer Schrei des Entsetzens ging durch die Reihen der Zuschauer, als Hunderte der schwarzhäutigen Höllenwesen gleichzeitig sichtbar wurden. Doch die Kreaturen kümmerten sich nicht um die Menschen. Jean hörte all ihre Stimmen gleichzeitig in seinem Kopf, als sich die Batui ganz auf den magischen Dolch konzentrierten.
Es ist ein Katalysator , schoss es Jean durch den Kopf, als sich die pulsierende Aura der Waffe dunkelgrün färbte. Er konnte fast körperlich spüren, wie die ohnehin schon überragenden mentalen Kräfte der Batui durch die Klinge der Vergeltung noch um ein Vielfaches verstärkt wurden.
Und diese gewaltige Energie brach sich mit einem Schlag Bahn. Eine magische Schockwelle raste durch den Saal, erfasste Stygias Attentäter und ließ ihre tentakelbewehrten Körper in Flammen aufgehen. Mit unmenschlichen Schmerzensschreien vergingen die Mörder aus den Schwefelklüften. Und dann hörte Jean Fournier in seinem Kopf den hundertfach erschallenden Befehl.
Stygia!
Für einen Moment geschah nichts. Dann schien die Luft Wellen zu schlagen und wenige Meter vor dem Jäger materialisierte sich eine weibliche Gestalt. Sie schwebte wie
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