0875 - Die Rückkehr des Jägers
durch die Zähne. »Genialer Trick, Maestro!«
»Hoffen wir nur, dass die Kuppel stabil bleibt.«
»Ist sie beweglich?«
Zamorra grinste. »Das ist das Beste daran.«
Unter dem Schutz der magischen Glocke bewegte sich das Trio langsam vorwärts, verfolgt von den Batui, die jedoch sorgsam Abstand hielten.
»Da vorne ist eine Treppe«, sagte Nicole. »Offenbar führt sie in die Empfangshalle. Noch ein paar Meter, und wir haben es geschafft.«
»Und dann nichts wie raus hier«, murmelte Zamorra. Obwohl er die magische Kuppel mit immer neuen Zeichen stabil hielt, kostete ihn die Zauberei spürbar Kraft. Lange würde er nicht mehr durchhalten.
Doch so einfach wollten die Batui ihre sicher geglaubte Beute nicht entfliehen lassen.
»Was machen sie jetzt?«, fragte Nicole verwirrt. Die dämonischen Wesen hielten plötzlich inne und rückten immer enger zusammen, bis sie eine dichte schwarze Masse bildeten.
»Keine Ahnung«, murmelte Gryf, »aber bestimmt nichts Gutes.«
Und dann hörte Zamorra seine Gefährten entsetzt aufschreien, während in seinem Kopf eine Bombe zu explodieren schien.
***
Angstvoll kauerten Stygias Diener in der hintersten Ecke des Thronsaals und vermieden jeden Blickkontakt mit der Fürstin der Finsternis. Unzählige von ihnen hatten in den letzten Tagen ihr Leben gelassen, und es sah nicht so aus, als sei der Blutdurst ihrer unberechenbaren Herrin schon gestillt. Doch im Moment beachtete die Erzdämonin die winzigen Kreaturen gar nicht. Zu sehr war sie in ihre düsteren Gedanken vortieft.
Das Versagen des Formwandlers hatte die Höllenfürstin völlig überrascht. Noch nie hatte ein Attentäter seiner Rasse einen Auftrag nicht zur vollsten Zufriedenheit ausgeführt. Offenbar war der Jäger ein sehr viel mächtigerer Gegner, als sie gedacht hatte. Egal, das würde den Sieg nur umso süßer machen. Zumal sich Stygia dabei nicht selbst in Gefahr begeben würde. Sie hatte ihre Machtposition nicht erreicht, indem sie unnötige Risiken einging.
Warte nur ab, Paul. Ich werde dich zerquetschen wie ein lästiges Insekt. Und deinen jämmerlichen Freund Jean Fournier gleich dazu. Ein sadistisches Grinsen hellte die Miene der Dämonin auf, als sie sich ausmalte, wie sie ihre Feinde für ihren unerhörten Frevel bestrafen würde. Damals hatte sie Paul entkommen lassen. Dafür würde ihre Rache jetzt umso grausamer sein.
Und sie wusste auch schon, wie sie es anstellen würde. In wenigen Stunden ging Die Rückkehr des Jägers auf Sendung. Selbst die besten von Stygias Spionen hatten bisher nicht herausfinden können, was Paul und Fournier genau vorhatten, aber die Fürstin der Finsternis zweifelte keine Sekunde daran, dass sie selbst das Ziel der Fernsehkrieger sein würde. Nach all den Jahren wollte sich Paul für das rächen, was sie ihm und seiner Familie angetan hatte.
Aber Stygia war darauf vorbereitet. Sie würde in aller Ruhe abwarten - und dann im Moment des größten Triumphes ihrer Feinde zuschlagen.
***
Paul Gautard hatte für Die Rückkehr des Jägers eine riesige Lagerhalle außerhalb von Paris angemietet und sie für Unsummen in ein voll ausgestattetes Studio umbauen lassen. Das Personal bestand ausschließlich aus Leuten, die der Milliardär persönlich ausgesucht und mehreren Sicherheitschecks unterzogen hatte. Gautard wollte an diesem Abend nichts dem Zufall überlassen, und vor allem wollte er nicht, dass sich irgendjemand einmischte, der nichts mit der Sendung zu tun hatte.
Tatsächlich hatten konkurrierende Fernsehsender und selbst seriöse Zeitungen mehrfach versucht, getarnte Reporter einzuschmuggeln, die Die Rückkehr des Jägers als das entlarven sollte, was sie nach Ansicht vieler Kritiker zweifellos war: ein gigantischer Bluff. Doch sie hatten alle versagt, und jetzt war es zu spät.
Jean Fournier saß in seiner Garderobe und war so entspannt wie lange nicht mehr. Seit Paul Gautard ihm seine Aufgabe im großen Plan erklärt hatte, war jedes Misstrauen von ihm abgefallen. Wie hatte er nur jemals an Paul und seinen Motiven zweifeln können? Der Jäger lachte still in sich hinein, als er daran dachte, mit welchem Egoismus er damals den Pakt mit dem Milliardär eingegangen war. Erst jetzt hatte sich ihm die wahre Schönheit und Brillanz von Pauls Plan enthüllt. Für Ego-Trips war da kein Platz.
Freundlich lächelte Jean den beiden Batui zu, die auf seinem Schreibtisch hockten und die Klinge der Vergeltung bewachten. Jetzt gehörte auch er zu dieser wunderbaren Familie, ohne
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