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0876 - Der Dämon von Nigeria

0876 - Der Dämon von Nigeria

Titel: 0876 - Der Dämon von Nigeria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa und Dirk van den Boom
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jährlichen Aussaaten, und sie reinigten die Luft für kurze Zeit, erleichterten das Atmen. Selbst die lästigen und allgegenwärtigen Moskitos hatten Respekt vor der Macht des Regensturms und zogen sich zurück, was wahre Entspannung brachte. Für den Krieg war die Regenzeit nicht gut geeignet, denn sie machte das Fortkommen schwierig, und brach der Niederschlag erst los, stellte man Kampfhandlungen oft ein, denn er erschwerte die Orientierung und Befehle gingen im Geräuschteppich der herunterstürzenden Wassermassen unter.
    Ekeke wusste das, und er rechnete damit. Awale wusste das, und er baute darauf. Vor dem Angriff hatte er den Unterführern detaillierte Befehle gegeben. Sie hatten ihm aufmerksam zugehört, und Awale hatte geduldig jede auch noch so absurde Frage beantwortet. Es ging ihm nicht darum, ständige Kontrolle über alle seine Leute zu behalten: Er hatte sich seine besten Kämpfer, unter ihnen den mächtigen Tunde, bereits vorher ausgesucht. Während Oweulo zusammen mit den anderen die Masse der gegnerischen Krieger binden sollte, wollte Awale mit seinem Stoßtrupp direkt in das Allerheiligste Ekekes vordringen, mit dem Ziel, ihn ein für alle Mal unschädlich zu machen. Auch sekundäre Ziele hatte Awale genau definiert: Recht früh sollten die Entführten gefunden und befreit werden, der Schatz Ekekes gerettet und außerhalb des Schreins verborgen werden. Awale hatte die Motivation seiner Freiwilligen dadurch beträchtlich erhöht, ihnen einen fairen Anteil an den Kauris zu versprechen, als Kompensation für das erlittene Ungemach und ihre Bereitschaft, sich seinem Feldzug anzuschließen.
    Als die Vorbereitungen abgeschlossen waren, gab der Eso den Befehl zum Aufbruch. Awale erwartete nicht, den Überraschungseffekt auf seiner Seite zu haben. Ein »Anschleichen« mit einem so großen Trupp Kämpfer war fast unmöglich, und er war sich sicher, dass Ekeke Späher ausgeschickt hatte. Awale setzte auf die Stärke seiner Truppe, die Demoralisierung seiner Gegner und die Tatsache, dass Ekeke sein Angriff extrem ungelegen kommen musste, da er offenbar ein Ritual in Vorbereitung hatte, das nicht warten konnte.
    Der Schrein war eigentlich ein kleines Dorf, ein Hauptgebäude umringt von kleineren Hütten sowie einem Palisadenzaun. Awale hatte für diese Befestigung nicht viel übrig. Er hatte die Mauern von Sokoto gesehen, mit denen der Sardauna seine Residenzstadt umgeben hatte. Selbst das mächtige Oyo, Sitz des Alafin und Zentrum des Reiches, konnte nicht mit einer solchen Befestigung aufwarten. Für Awale war diese Palisade ein Ärgernis, aber nicht mehr. Er würde sie niederbrennen, denn obgleich Regen drohte, war das Holz derzeit noch trocken und würde leicht Feuer fangen.
    Dann waren sie da, und es ging schnell. Awales beste Bogenschützen erledigten die ersten von Ekekes Kämpfern, als diese hastig das Tor zuschoben. Dann regneten Feuerpfeile auf die Palisaden hinab, und wie erwartet fing das trockene Holz sofort Feuer. Schreie erklangen, und Flüche und heiser gebrüllte Befehle. Die Flammen griffen rasch um sich, schon bald stieg eine mächtige Rauchwolke in die Höhe, und dann zuckte ein klarer Blitz, in all seinen feinen Verästelungen, über den Himmel. Awale triumphierte. Der Regenguss würde das Feuer löschen, wie er es vorausgesehen hatte. Dann konnten sie ungefährdet den Schrein erstürmen.
    Und so geschah es. Dem Blitz folgte kurz darauf ein Donner, der den Erdboden erzittern ließ. Dann spürte Awale den ersten Wassertropfen auf seiner Haut, schnell den zweiten, und schon goss es Wassermassen vom Himmel und die Männer waren in Sekundenschnelle durchnässt. Erneut ein Blitz, gefolgt von einem noch heftigeren Donner, als wolle Shango seine ganze Wut entladen, und Awale spürte, wie sich trotz der Nässe seine Haare am Körper aufstellten und ihn ein seltsamer Schauder durchfuhr. Dann brüllte er mit aller Kraft den Angriffsbefehl und wie als Bestätigung zuckte ein dritter Blitz zu Boden, erhellte die Szenerie, und es schien, als würde er allein den Eso beleuchten, wie er sich mit ausgestrecktem Schwert auf seinem Pferd nach vorne beugte. Es war ansonsten dunkel geworden, die blauschwarzen Wolkenbänke hatten die untergehende Sonne verdeckt, doch der Schrein, von zahlreichen Fackeln erhellt, war deutlich auszumachen.
    Die Männer stürmten voran, rissen die dampfenden, noch heißen Reste der Palisade nieder. Schwerter fuhren auf die Körper von Ekekes Gefolgsleuten hinab,

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