Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0876 - Der Dämon von Nigeria

0876 - Der Dämon von Nigeria

Titel: 0876 - Der Dämon von Nigeria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa und Dirk van den Boom
Vom Netzwerk:
Schmerzensschreie wurden vom tosenden Rauschen des Regensturms überdeckt. Die Angreifer und die Verteidiger vermischten sich in einer wirbelnden, schwer zu unterscheidenden Masse an Leibern, und Awale sah nur kurz den Körper Oweulos, der sein Schwert mit einem mächtigen Streich in den bemalten Leib eines Dieners Ekekes fahren ließ.
    Awale wehrte den halbherzigen Angriff eines offenbar orientierungslosen Mannes ab, stieß ihm wie beiläufig seinen Speer in den Körper, ließ die Waffe stecken, zog in einer fließenden Bewegung das Schwert, mit dem er sogleich einen ungeschickten Hieb eines neuen Gegners abwehrte. Der Eso war nicht im Kampfesrausch, er tötete methodisch, ohne Gefühl, und neben ihm pflügte Tunde, jeden anderen Mann um Haupteslänge überragend, durch die Masse der Leiber, und bei ihm die anderen Veteranen.
    Es war ein Gemetzel ohne Orientierung, ein Töten ohne zu sehen, und von seltsamer Unwirklichkeit, bedeckt durch den drückenden, steten Strom des immer heftiger werdenden Regensturms, dessen Böen den Männern mal ins Gesicht, mal in den Rücken fuhren. Alle hatten sie es längst aufgegeben, sich das Wasser aus den Augen zu wischen, vollauf damit beschäftigt, den Feind zu suchen und niederzustrecken.
    »Herr, wir sind durch!«
    Tundes Stimme ließ Awale aufmerken, und sein Krieger hatte recht. Sie hatten im Getümmel zielorientiert und ohne sich mit Geplänkeln aufzuhalten die feindliche Linie durchbrochen. Vor ihnen lag der Schrein, und den entsetzten Blicken der beiden Wachen vor dem Eingang konnte Awale entnehmen, dass diese nicht so schnell mit ihrem Auftauchen gerechnet hatten.
    Er musste keine Befehle geben. Timde preschte vor, seine Axt schwingend, und der erste Mann, der sich dem Riesen todesmutig in den Weg stellte, fühlte sich von der Klinge, die sich in seinen Brustkorb gebohrt hatte, vielleicht noch hochgehoben. Dann aber war er ohne Zweifel tot, als sein Körper in hohem Bogen durch die Luft flog und irgendwo im Dunkeln hart aufprallte.
    Der zweite Mann war gewitzter, tauchte geschickt unter den rudernden Armen Tundes hindurch, den Speer auf Awale gerichtet, den er ganz richtig als den Anführer erkannt hatte. Doch sein Angriff war ebenso tapfer wie vergeblich, und Awale honorierte den Mut seines Feindes mit einem schnellen, exakt gezielten Streich seines Schwertes, der unmittelbar den Tod brachte und jedes lange Leid vermied. Als die Wache zu Boden fiel, war Awale schon an ihr vorbei, und trat mit Tunde gemeinsam die Tür auf.
    Als sie in das Innere kamen, blieben sie einen Moment wie angewurzelt stehen. Der große Raum war vom flackernden Schein der Fackeln erhellt. Ekeke, und nur er konnte es sein, stand in der Mitte vor einem von getrocknetem Blut verklebten Tisch. Auf diesem lagen drei Kinder, offenbar betäubt, und an den Wänden, gehalten von weiteren Schergen des fanatischen Priesters, vor Verzweiflung starre Frauen mit blutunterlaufenen, verweinten Augen. Ekeke hatte ein langes, gewelltes Opfermesser erhoben, und sein vor Hass und Wut verzerrtes Gesicht zeige Awale, dass er genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen war.
    Dèr Eso wusste nicht, was über ihn kam, als er laut und mit aller Kraft »Shango!« rief und sein Schwert erhob wie ein Zepter. Eine unnatürliche Stille legte sich über die Szenerie, und dann, zusammen mit einem weiteren, mächtigen Donner, erklang eine tiefe, wilde Stimme in den Köpfen aller.
    »Ja, mein Sohn. Ich habe auf dich gewartet!«
    Awale senkte sein Schwert.
    »Nein, tu das nicht«, tadelte die Stimme. »Vollende, was du begonnen hast!«
    Und die Kraft, die den Eso plötzlich durchströmte, war nicht von dieser Welt.
    ***
    Etwas stimmte nicht!
    Zamorra kniff die Augen zusammen. Etwas in Ekekes Gesichtsausdruck passte nicht zu den triumphalen Gesten, mit denen er die Zeremonie begonnen hatte. Von dem Kleinod ging ein heller Schimmer aus, der den ganzen Saal zu erfüllen begann. Zamorra erkannte schemenhafte Gestalten, die sich aus dem Schimmer schälten: Ein Tisch schien den realen Opfertisch zu überlagern, er war von etwa gleicher Größe, aber anders gebaut. Ein zweiter Ekeke wurde sichtbar, deutlich dünner und nicht in der Luft schwebend, mit etwas anderen Gesichtszügen, aber auch mit einem brutal aussehenden Opfermesser bewaffnet und dem gleichen stechenden Blick. Da waren Kinder auf dem Tisch, reglos, aber offenbar noch am Leben, genauso wie in Zamorras Realität. Und es gab offenbar Gefolgsleute und… da gab es Eindringlinge.
    Das

Weitere Kostenlose Bücher