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0876 - Die Welt des LARD

Titel: 0876 - Die Welt des LARD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Ich habe alle zusammengetragen, deren ich habhaft werden konnte. Es scheint, daß die Nacht den Gegensatz zum Tag bildet. Tag und Nacht wechseln einander ab. Der Tag ist hell, die Nacht ist finster. In der Nacht ist der Himmel schwarz bis auf die Lichtpunkte von Sternen, die daran zu haften scheinen. Die Quellen, die die Nacht und die Sterne beschreiben, sind zu vielfältig und zu unterschiedlich, als daß hier einer kommen und behaupten könnte, das sei alles eine lächerliche Erfindung von jemand, der nicht richtig im Kopf ist.
    Es gab einst eine Nacht, einen Wechsel von Helligkeit und Dunkelheit. Es gab einst Sterne.
    Aber wo sind sie geblieben? Was hat unsere Welt so verändert, daß wir die Nacht und die Sterne nicht mehr kennen?
    Ich will euch sagen, was ich glaube: Nichts hat sich an unserer Welt verändert. Unsere Welt, die wir Quo-stoht nennen, war immer so, wie sie jetzt ist. Aber unsere Vorfahren, die diese Lieder dichteten und ihre Erzählungen aufschrieben, lebten nicht auf Quostoht. Sie lebten auf anderen Welten. Irgendwann in ferner Vergangenheit sind sie von ihren Welten nach Quostoht gebracht worden, und seitdem gibt es die Nacht, die Finsternis und die Sterne nur noch in den alten Legenden."
    Tarmair hatte das Bedürfnis, sich die Ohren zuzuhalten. Schreck und Entsetzen packten ihn mit solcher Macht, daß er zu zittern begann. War der Alte von Sinnen? Wußte er nicht, daß es ein Frevel schwerster Art war, den Begriff „Welt" in der Mehrzahl zu gebrauchen? Und was sollte das Geschwätz von anderen Welten, wenn jedermann wußte, daß es doch nur eine einzige Welt gab: Quostoht.
    Tarmair schlich sich so vorsichtig hinaus, wie er gekommen war. Verwirrt, ärgerlich und niedergeschlagen machte er sich auf den Heimweg. Raylto war nirgendwo zu sehen. Tarmair hatte inzwischen entschieden, daß Cainstors Übeltaten eine besondere Vorgehensweise erforderten. Es hätte wenig Zweck gehabt, den Alten vor seiner Zuhörerschaft lächerlich zu machen. Er wäre zum Schweigen gebracht worden, aber die Zweifel, die er gesät hatte, hätten in den Herzen der Leute weitergelebt.
    Das erste, was hier getan werden mußte, war, mit Cainstor unter vier Augen zu sprechen.
    Womöglich war der Alte schwachsinnig geworden und erkannte die Schwere seines Frevels nicht. Man mußte ihm die Augen öffnen, daß er sich die aller-tiefste Ungnade des LARD zuzog, wenn er seine aufrührerischen Reden nicht sofort widerrief und aller Öffentlichkeit klarmachte, daß er sich geirrt habe.
    Morgen - gleich wenn die Arbeit begann - würde Tarmair sich auf den Weg zu Cainstor machen, um mit ihm zu sprechen. Jetzt brauchte er erst einmal ein paar Stunden Schlaf. Er trank einen großen Becher eines scharfen, bitteren Schnapses, der ihm die Sinne wohltuend vernebelte und seine Gedanken von den aufregenden Ereignissen des vergangenen Tages ablenkte, die ihn sonst am Einschlafen gehindert hätten.
    Am Morgen verzehrte Tarmair ein sparsames Frühstück. Der Schädel brummte ihm ein wenig von dem Schnaps, den er vor dem Zubettgehen getrunken hatte. Aber das paßte so recht zu seiner Stimmung. Er scheute sich vor dem Gang zu Cainstor. Er empfand tiefe Empörung über das Verhalten des alten Mannes, aber gleichzeitig waren in ihm Zweifel, ob Cainstors Reden wirklich jeder Grundlage entbehrten.
    Er räumte die Überreste des Frühstücks ab und steckte sie in den ton-nenf örmigen Behälter, der unter einer Anrichte angebracht war. So selbstverständlich diese Tätigkeit an anderen Tagen sein mochte, an diesem Morgen stutzte Tarmair beim Anblick der leeren Tonne.
    Gestern, nach dem Surquhaira, hatte er die Reste des Essens wegge-, räumt, bei dem Nabalik sein Gast gewesen war, und sie ebenfalls in diesen Behälter geworfen. Dabei waren Speisestücke gewesen, aber auch die Eßbestecke, die aus leichten, aber hartem Metall bestanden, und die Schüsseln und Teller, aus denen er und Nabalik gegessen hatten. Schüsseln und Teller waren aus einer Substanz gefertigt, die glasartig, dabei aber undurchsichtig war.
    Wohin waren all diese Dinge gegangen? Auf welche Weise waren sie verschwunden? Der Behälter war leer bis auf die Überreste des Frühstücks, die Tarmair soeben erst hineingeworfen hatte. Wie kam es, daß er sich heute zum ersten Mal über solche Dinge den Kopf zerbrach? War es nicht immer schon so gewesen? Was war so sonderbar daran, daß Gegenstände, die niemand mehr brauchte, spurlos verschwanden?
    Er hörte ein Geräusch und sah sich um. Unter

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