0877 - Raubvampire!
Problem gewesen, Armakaths Mauern zu überwinden. Ein weiteres Indiz für die Schwäche des weißen Geschwürs, das fett und träge in den Schwefelklüften lag. Vielleicht nicht mehr für lange Zeit? Die Wut der Dunklen Krone schien unermesslich groß zu sein.
Morano konzentrierte sich. Seine drei weiblichen Vampire mussten ganz in der Nähe sein; er konnte sie spüren.
»Meister!« Seffilas Stimme war stets ein wenig zu laut. Das mochte daran liegen, dass sie vor ihrer Vampirwerdung in einer großen Diskothek im Süden Londons gearbeitet hatte - hinter dem Tresen, wo sie ihre Stimme gegen durcheinander redende Gäste und viel zu laute Musik hatte ankämpfen lassen. Wie sie selbst von sich behauptete, hatte sie diesen Kampf stets gewonnen.
Wie auch immer - sie war eine wahre Augenweide, so wie auch Colbra, die zweite im Bund der drei Raubvampire. Die beiden drückten sich eng an ihren Herrn, doch Morano hatte jetzt keinen Sinn für solche Dinge, was allerdings außerordentlich selten bei ihm vorkam.
Er hatte nur Augen für die Anführerin der drei Frauen. Sinje-Li hatte einen geschmeidigen Gang, wie eine begehrenswerte Raubkatze. Ihre blassblauen Augen blickten wie stets ein wenig gelangweit, die rote Haarpracht trug die streng nach hinten gekämmt.
Doch heute interessierte Tan Morano auch dies alles nicht. Seine Augen suchten und fanden das, was Sinje-Li für ihn geraubt und aufbewahrt hatte. Auf Armlänge kam sie Morano nahe, dann hielt sie ihm schweigend die Glasscherbe entgegen.
Ja, da war sie, die Spitze Afrikas - jetzt noch eingerahmt von unwichtigen und minderwertigen Glasteilen. Morano hatte nicht die Zeit, sich lange mit dem Trennvorgang zu befassen. Er trat zwei Schritte zurück, hob die Hände… und die quadratische Scherbe begann zu schweben. Sinje-Li wusste nicht, was nun kommen würde, doch sie entfernte sich dennoch um einige Meter.
Plötzlich schossen aus Moranos Fingern hauchdünne Feuerbahnen, die präzise die Ränder der Scherbe erfassten. Alles dauerte nur wenige Sekunden - das Glas schmolz wie Butter in der Sonne von außen nach innen, bis es das innere Dreieck berührte, die Spitze Afrikas.
Dann erlosch es, und die Spitze fiel zu Boden. Doch Morano machte einen raschen Schritt nach vorne, fing sie spielerisch auf. Sinje-Li lächelte in sich hinein. Der Meister besaß Fähigkeiten, die über die eines normalen Blutsaugers weit hinaus reichten.
Morano sah die Frauen der Reihe nach an.
»Die Krone wird Armakaths Schutz knacken, da bin ich sicher. Wenn sie in der Stadt ist, dann wird auch ihre Konzentration nachlassen. Das ist der Moment, auf den wir warten müssen. Ihr müsst die Aufmerksamkeit der Krone dann auf euch ziehen. Denn dann werde ich sie zähmen… endgültig zähmen. Dann wird ihre Macht die meine werden.«
Für einen Augenblick schien er die Umgebung um sich herum zu vergessen, doch Morano konzentrierte sich sofort wieder neu.
»Ihr wisst also, was ihr zu tun habt. Macht keine Fehler - es könnten eure letzten sein.«
Ohne auf Antwort zu warten wandte er sich um. Natürlich war es jetzt nicht ungefährlich, sich in der weißen Stadt aufzuhalten, doch dieses Risiko war vergleichsweise gering, wenn er den zu erwartenden Gewinn dagegen betrachtete.
Er musste sich nun voll auf den einen, den alles entscheidenden Moment vorbereiten.
Er würde kommen, da war Tan Morano ganz sicher.
***
Zamorra wartete angespannt. Jede Sekunde würde der nächste Schlag der Krone gegen die Stadt erfolgen. Gezielt erfolgen, denn die Insignie wusste nun um die Schwäche Armakaths. Es war klar, dass sie erneut die bereits aufgebrochene Mauer unter Beschuss nehmen würde.
Wenn sie ihre gesamte Energie gegen die Schwachstelle einsetzte, konnte das unter Umständen die ganze Schutzkuppel kollabieren lassen. Der Parapsychologe war bereit einzugreifen.
Wo war Artimus? Wo die Wächterin?
Dann schlug die Krone zu. Zamorra sah, wie die schwarzen Energiestrahlen auf das Mauerloch zu rasten. Doch sie schlugen dort nicht in die offene Deckung ein. Er vernahm einen verblüfften Schrei, und realisierte überrascht, dass er der Urheber gewesen war. Doch er hatte ja auch allen Grund dafür.
Wie hingezaubert erschien in der Mitte der Maueröffnung Sabeth! Die neue Wächterin der Stadt zog die Gewalt des Angriffs auf sich. Zamorra musste für eine Sekunde die Augen schließen, denn beim Aufprall der Gewalten entstand ein greller Blitz, der seinen Pupillen schmerzte.
Die Krone hing nach wie vor einige
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