0877 - Raubvampire!
Schranken gewiesen. Sie wird kommen, Sabeth. Hierher… und deshalb frage ich dich noch einmal: Wie stabil kannst du die Kuppel halten?«
Die Wächterin blickte in Richtung der Dunklen Krone , die nach wie vor über ihrem ehemaligen Gefängnis stand. Artimus konnte die Angst in Sabeth' Augen erkennen.
»Ich glaube nicht, dass ich sie aufhalten kann. Sie ist weitaus mächtiger, als sie es je zuvor war. Ich kann nichts mehr von dem spüren, was sie einst war, was ihre Bedeutung für das Volk der Asanbosam ausmachte. Wie konnte sie sich so verändern?«
Artimus verstand, dass Sabeth diesen Zeiten nachtrauerte, doch das half ihnen nun wirklich nicht weiter. Nur zögernd sprach sie weiter. Ganz so, als fürchtete sie Geheimnisse zu verraten, die van Zant gegen sie verwenden könnte.
»Die Wurzel ist noch jung. Sie ist um vieles kräftiger als es die alte war, doch Kraft alleine reicht nicht aus. Ich fürchte, Armakath würde einen massiven Angriff der Dunklen Krone nicht überstehen. In ein paar Monaten, Wochen vielleicht schon… ja, aber jetzt kommt das zu früh.« Sabeth wandte sich Artimus zu. »Die Stadt benötigt Hilfe.«
Van Zant blickte in Richtung der bekrönten Kreatur, und ihm war, als wären deren tote Augen direkt auf ihn gerichtet. Auf ihn… den Krieger Armakaths. Auf Uskugen hatte Dalius Laertes es geschafft, die Wurzel der dortigen Stadt zu vernichten. Doch das war eine Ausnahmesituation gewesen. Würde die Krone Ähnliches hier vollbringen?
Hilfe - ja, doch woher konnte die kommen? Und wollte Artimus der weißen Stadt denn überhaupt helfen? Er, der sich der Widerstandsgruppe um das Band der Speere zugehörig fühlte. Der Gruppe, die den Plan zu verhindern suchte - etwas, von dem niemand genau wusste, was es überhaupt beinhaltete.
Armakath hat unter allen weißen Städten eine ganz spezielle Bedeutung…
Vielleicht machte er ja einen riesengroßen Fehler? Doch er war ein Mensch, und die machten Fehler, ganz gleich für wie perfekt sie sich auch immer halten mochten.
Van Zant lächelte plötzlich. Was wäre das Leben wohl ohne Fehler? Höchstwahrscheinlich furchtbar langweilig. Niemand würde Theaterstücke schreiben, niemand herzzerreißende Musik schreiben - kein Maler würde je ein Bild auf die leere Leinwand bringen, kein Film die Kinosäle füllen. Vor allem würde kein Autor einen Roman schreiben. Wäre das nicht schade?
»Hilfe also? Okay, aber bis die eintrifft, musst du hier alles geben, Sabeth. Du wirst die erste Angriffswelle alleine zurückschlagen müssen, ganz gleich ob du soweit ftist oder auch nicht. Verlass dich auf mich. Noch bin ich der Krieger von Armakath!«
Sabeth war überrascht und ein wenig erschrocken, als der große Mann in der kommenden Sekunde einfach so verschwunden war. Sie hatte seine Worte verstanden, deren Inhalt für sich verinnerlicht. Dennoch - sie hatte keine Vorstellung, wie Artimus der Stadt helfen wollte.
Sabeth wándte sich wieder in Richtung der Krone.
Mit Entsetzen realisierte die Wächterin, dass der Tanz begonnen hatte.
Die Kreatur schwebte direkt auf die weiße Stadt zu.
***
Tan Morano war zu spät gekommen. Wie hätte er auch damit rechnen können, dass die Dunkle Krone den Fels sprengen, sich selbst befreien würde? Morano sah die Kreatur, die von der Krone als Wirt benutzt wurde. Kurz verzog der alte Vampir das Gesicht. Was er sah, war ihm zuwider, denn es verstieß gegen jede Ästhetik; es dauerte eine ganze Weile, bis er endlich erkannte, wer diese armselige Kreatur einst gewesen war.
Tan Morano kannte sie gut, denn dieses kleine Menschenkind hatte ihm mit Vorliebe das Leben schwer gemacht. Dennoch kam er nicht umhin, so etwas wie Mitleid für die Kleine zu empfinden. Natürlich waren sie Feinde gewesen, doch was die Krone mit dem Mädchen gemacht hatte, das widerte Morano an.
Als der Steinhagel endete, da sondierte Morano erst einmal die Lage. Sein Vampirtrio hatte sich in die Stadt geflüchtet. Das war sicher die beste Entscheidung gewesen, die Sinje-Li getroffen hatte. Morano hatte die Vampirin nicht umsonst an die Spitze der drei gestellt. Manchmal war Sinje-Li ihm schon zu clever, zu berechnend in allem, was sie tat. Er musste stets ein wachsames Auge auf sie haben, was bei den anderen beiden nicht nötig war, denn die waren ihm vollkommen ergeben. Beinahe schon in hündischer Manier.
Im Grunde war dieses Szenario perfekt für den Vampir. Die Spitze Afrikas war in greifbarer Nähe für ihn. Die Dunkle Krone präsentierte sich
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