0877 - Raubvampire!
dieser Fremde plötzlich in seiner linken Hand, etwas, das der Rausschmeißer nicht identifizieren konnte. Es hatte in etwa die Form und Länge eines dicken Kugelschreibers, doch schreiben wollte van Zant damit ganz sicher nicht.
Der Schläger sah ein kurzes Aufblitzen in der Hand seines Gegners, ein Knistern erfüllte die Luft… dann verabschiedete sich Artimus' Gegner für die kommenden Stunden. Wie ein Stein kippte er nach vorne und schlug hart auf den Fliesen auf.
Ein dritter Mann - älter und nicht mit Muskelbergen bepackt - kam aus dem hinteren Raumbereich. Als er sah, in welchem Zustand sich seine Leibwache befand, hob er beide Hände hoch, zeigte die blanken Handflächen.
Artimus van Zant bemühte sich nicht, sein feistes Grinsen zu verbergen. »Kauf dir ein paar neue - die beiden taugen nichts. Bist du hier der neue Chef?«
Der Mann war so überrumpelt, dass er nur nicken konnte. Van Zant steckte den modifizierten Elektroschocker wieder in die Innentasche seiner Lederjacke. Nur eine kleine Spielerei, die sich der Elektronik-Fan geleistet hatte, aber überaus wirksam, wie sich gezeigt hatte. Nachdem Artimus sich des Schockers angenommen hatte, war es nun nicht mehr nötig, damit sonderlich nahe an den Gegner zu reichen. Nicht ungefährlich, doch der Schläger schien in ausgezeichneter Form zu sein - der würde das verpacken.
Artimus war kein Waffennarr, doch er hatte einmal den Fehler begangen unbewaffnet in die Kasba zu gehen. Ein zweites Mal würde ihm das sicher nicht geschehen. Er legte einen Arm freundschaftlich um die Schultern des Inhabers dieser Opiumhöhle.
»Ich glaube, wir sollten etwas besprechen. Nur wir zwei - alleine. Komm…«
Niemand hinderte die beiden, sich in eines der zahlreichen Hinterzimmer zu begeben.
Als der Physiker nur kurz darauf wieder auf die Straße trat, atmete er gierig die Luft ein. Der Gestank des Opiumschuppens hatte ihm die Luft geraubt.
Manja Bannier und der zweibeinige Kugelblitz warteten dort sehnsüchtig auf ihn.
»Ich wollte die Polizei alarmieren, doch Pater Hank meinte…«
Artimus grinste die Pädagogin an. »… er meinte, die würden mich eher verhaften, als mir zu helfen, richtig? Und damit hat er absolut richtig gedacht. Trauen Sie hier niemandem, Manja - am wenigsten einem Polizeibeamten.«
Van Zant streckte die rechte Hand aus, schüttelte die kleine schwitzige Hand des Priesters.
»Der überaus freundliche Inhaber dieses Etablissements hat mir von Ihnen erzählt, Pater. Und was er mir dabei verraten hat, das hat ihm ein paar blaue Flecken erspart, denn wir sind hier auf der Suche nach einem kleinen Mädchen, das wir in den Händen dieses Halunken wähnten. Ich rede von der kleinen Appia.«
Manja blickte zwischen den beiden so unterschiedlichen Männern hin und her - sie verstand kein Wort. Sie begriff auch nicht, dass ein Physiker es geschafft haben sollte, sich diese Killer vom Hals zu halten… doch genau das schien ja geschehen zu sein. Manja beschloss, vorerst den Part der Zuhörerin zu belegen.
In kurzen Sätzen schilderte Artimus van Zant dem Priester die Situation. Er erzählte von no tears und dem beinlosen Julo. Das Gesicht des Geistlichen hellte sich bei jedem Wort weiter auf, bis es zu einer strahlenden Kugel geworden war, die in der Hauptsache aus fleischigen Wangen und einem erstaunlich großen Doppelkinn bestand.
»Julo! Und ich hatte schon befürchtet, der Junge wäre auf ewig verschwunden. So ein Glück für den Kleinen. Aber kommen Sie, bitte folgen Sie mir beide. Ich will sie zu Appia bringen. Ich denke, sie wird in unserer Kapelle sein, denn dort ist sie um diese Tageszeit eigentlich immer.«
Als er die ein wenig zweifelnden Blicke der beiden bemerkte, lachte der Pater hell auf.
»Ja, unser Herrgott ist an den unwahrscheinlichsten Orten zu finden - auch in der Kasba von Algier. Kommen Sie.«
Van Zant blickte zu Manja. Beide zuckten die Schultern.
Sie würden nur Antworten erhalten, wenn sie dem kleinen Mann folgten, der ohne sich nach ihnen umzusehen bereits auf dem Weg war. Auf dem Weg zu seiner kleinen Kirche.
***
Interview mit einem Vampir - der so erfolgreich verfilmte Anne Rice-Stoff barg in der Wortwörtlichkeit seines Titels etwas, das nahezu jeder Mensch sofort in den Bereich der Fantastischen Literatur gesetzt hätte.
Nahezu… denn es gab durchaus Menschen, die sich an den Gedanken gewöhnt hatten, dass es das Volk der Nacht durchaus gab. Sie waren real - und nicht minder real war die Bedrohung, die von
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