0877 - Raubvampire!
Alter noch eine wunderschöne Frau. Manja stand ihrer Mutter da in nichts nach, auch wenn sie keinen sonderlichen Wert auf ihr Äußeres legte. Manja war Sozialpädagogin - die Arbeit mit Kindern war ihr Leben! Alles andere war nur nebensächlich. Das war vielleicht auch der Grund, warum ihre Ehe so kläglich gescheitert war, denn ihr Mann dachte da schon ein wenig anders. Er wollte mit Manja repräsentieren, wollte sie seinen Geschäftspartnern regelrecht vorführen.
Bob war durchaus ein erfolgreicher Geschäftsmann, aber als Ehemann eine wahre Katastrophe. Drei Jahre nur, dann waren sie getrennte Wege gegangen. Manja hatte keine Probleme damit gehabt, für sich selbst zu sorgen. Erst recht nicht mehr, nachdem Robert Tendyke - der Robert Tendyke von Tendyke Industries - sie für das Projekt no tears engagiert hatte. Tendyke zahlte gut, das war in den Staaten hinreichend bekannt. Und er erwartete erstklassige Arbeit. Die bekam er von Manja geliefert.
no tears - ein Trust, der sich zur Aufgabe gemacht hatte, sich exakt den Kindern zuzuwenden, deren Chancen auf ein lebenswertes Leben gleich Null waren. Tendyke hatte den Trust gemeinsam mit dem Physiker Dr. Artimus van Zant ins Leben gerufen. Die Hintergründe kannte Manja nicht, doch man munkelte da so das eine oder andere.
Van Zant selbst hatte sie erst kennengelernt, als der einen seiner seltenen Besuche im Stammhaus von no tears machte. Am folgenden Tag hatte Tendyke Manja zu sich gerufen. Van Zant war ebenfalls in dem Büro gewesen, das die Pädagogin kurz darauf betrat.
»Waren Sie schon einmal in Algier?«
Das war eine seltsame Gesprächseröffnung, doch ihren Sinn hatte Manja schon kurz darauf begriffen. Dr. van Zant hatte die Erklärung übernommen.
»Sie kennen Julo.« Das war keine Frage, sondern eine Feststellung, denn Manja arbeitete tagtäglich mit den Kindern - natürlich auch mit Julo, dem beide Beine fehlten. Sie liebte den Jungen sehr.
»Ich habe ihn in Algier gefunden - besser gesagt: er hat mich gefunden, aber das spielt keine Rolle. Durch ihn sind wir überhaupt erst auf die Idee von no tears gekommen. Julo war das erste Kind, das die Hilfe des Trusts bekam.« Van Zant stockte ein wenig, doch dann sprach er sicher und geradeheraus weiter. »Julo ist trotz allem ein fröhlicher Bursche, doch von seiner Vergangenheit redet er nicht. Gestern jedoch, da sagte er mir plötzlich, dass er seine kleine Schwester vermisst.«
Van Zant stand auf, begann unruhig im Zimmer auf und ab zu gehen.
»Die Kleine ist zwei Jahre jünger als Julo - und wie er praktisch so etwas wie ein Sklavenkind bei dem Restaurantbesitzer. Der allerdings lebt nicht mehr.« [1] Artimus und Tendyke wechselten einen raschen Blick. Die beiden wussten genau, unter welchen Umständen der alte Yehab umgekommen war. Er hatte die drei verfluchten und von Sarkana, dem Vampirdämon, in hölzerne Schachfiguren gebannten Asanbosam-Vampire zusammengebracht und ihre ewig lange Gefangenschaft dadurch beendet. Sie hatten es ihm damit vergolten, dass sie ihn töteten.
Van Zant war damals zufällig eine Etage tiefer in dem Restaurant des Alten gewesen - zusammen mit Julo. Was dann passierte, war eine lange Geschichte, die er der jungen Frau hier ganz sicher nicht auf ihre hübsche Nase binden wollte. Hier ging es nicht um Vampire und anderes Höllengezücht, sondern um ein kleines Kind, das Hilfe brauchte. Schnelle Hilfe.
»Ich habe Julo versprochen, dass ich seine Schwester suchen werde. Es wäre nicht schlecht, wenn mir eine erfahrene Pädagogin zur Seite stehen würde. Ich weiß nicht, ob die Kleine bei meinem Anblick nicht eher Angst bekommen wird.«
Man ja hatte in sich hinein geschmunzelt. Nun ja, denn der Physiker machte so auf den allerersten Blick nicht unbedingt den Eindruck des netten und lieben Onkels, dem sich ein kleines Mädchen sofort anvertraut.
Dr. van Zant war groß, sicher knapp an die zwei Meter, mochte Mitte bis Ende 40 sein; ganz sicher war er das, was man allgemein als einen guten Esser bezeichnete… sein Bauch ließ sich kaum übersehen. Seine nahezu komplette Haarpracht entdeckte man erst, wenn man ihn von hinten betrachtete, denn wenn auch auf Stirn und Haupt kein einziges Haar mehr zu finden war, prangte an seinem Hinterkopf ein prächtiger Zopf! Manja nannte so etwas eindeutig einen Freak… oder einen Mann, der eher als Krieger denn als Physiker durchging.
Sie konnte ja nicht wissen, wie nahe sie damit an der Wahrheit lag.
»Gut, wann fahren wir los?« Mehr
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