0878 - Die Schwertlady
Werkzeug gemacht. Also, Freundschaft ist das nicht.«
Rhett lächelte dünn. »Sorry«, sagte er leise. »Aber der Zweck heiligt die Mittel.«
»Der Zwerg heiligt die Nahrungsmittel«, grummelte Fooly. »Mach so etwas nie wieder, hörst du?«
Rhett nickte und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Versprochen«, sagte er. »Und jetzt sollten wir uns auf den Weg nach McRaw-Castle machen…«
***
Der Rolls-Royce Phantom stand, wie üblich, in der Garage von Llewellyn-Castle. Es handelte sich noch um den alten, »echten« Phantom, nicht um den neuen Typ, der unter BMW-Regie gebaut wurde und mit dem Original nichts zu tun hatte.
Lady Patricia Saris hatte diesen Wagen seinerzeit, 1993, gebraucht gekauft als Ersatz für das zerstörte Exemplar, das zuvor lange Zeit im Besitz von Bryont Saris gewesen war; wie der Erbfolger war sie in vielen Dingen ebenfalls sehr traditionell.
Damals hatte sich vorübergehend auch der zeitreisende Don Cristofero Fuego del Zamora y Montego im Castle befunden, wie immer in Begleitung des schwarzhäutigen, schreiend bunt gekleideten und zauberkundigen Gnoms, dem seine Zauberei fast grundsätzlich immer »ausrutschte«. Zamorras Erzfeind Torre Gerret hatte ein Ultimatum gestellt, und der Gnom hatte eine Idee, wie er das Ultimatum unterlaufen konnte. Als Illusionen verließen die Bewohner das Castle, während zugleich der Rolls Royce in Gold verwandelt wurde. Später gelang dem Gnom ein Umkehrzauber - der Wagen zerfloss in Whisky getränkten Honig. Gerret flüchtete beim Anblick des zerfließenden Wagens. [4]
Später hatte Lady Patricia dann gleichwertigen Ersatz gekauft. Aber der Wagen war nur noch wenig und selten benutzt worden, weil die Lady mit ihrem neu geborenen Jungen alsbald Zamorras Einladung folgte und nach Frankreich ins Château Montagne übersiedelte.
Rhett öffnete das Garagentor und erklomm dann den Fahrersitz. Fooly versuchte sich neben ihn zu zwängen, was wegen der Platzverhältnisse natürlich nicht klappen konnte. »Ab nach hinten«, ordnete Rhett an.
»Ich will aber vorn sitzen!« protestierte Fooly.
»Du siehst doch, dass das nicht geht! Oder willst du fahren?«
»Das kann ich doch nicht!«
»All right, dann pflanz dich hinten an. Schließlich ist der Wagen da groß genug gebaut - extra für dich.«
»Wirklich?«, staunte Fooly. »Aber wie konnten die Erbauer damals schon wissen, dass ich irgendwann in ihrer Kuhzunft - äh, Zukunft hier mitfahren würde?«
»Vielleicht waren sie Hellseher.«
Rhett wartete, bis der Jungdrache es sich hinten einigermaßen bequem gemacht hatte. Dann startete er den Wagen und lenkte ihn zum Burgtor. Die Garage ließ er offen. Wer kam schon hierher, außer hin und wieder Julian Peters?
Die Fahrt nach McRaw-Castle begann.
***
El Paso, Texas:
Tendyke fuhr mit Zamorra und van Zant zum Stadtrand von El Paso hinaus. Etwa auf halber Strecke sah er Zamorra an und lächelte dünn. »Erinnerst du dich an die Blaue Stadt in Peru?«
Der Dämonenjäger nickte. Nur zu gut erinnerte er sich. Tendyke hatte eine der legendären Blauen Städte im Dschungel ausgraben lassen wollen. Aber da war ein seltsames Wesen, das mit seinen Gedanken Illusionen erzeugte, die Menschen sterben ließen. Schließlich hatte Tendyke die Grabungsstelle wieder schließen lassen und war mit den Überlebenden abgerückt, obgleich es Zamorra gelungen war, den Gedankentöter unschädlich zu machen. [5]
»Blaue Stadt?«, wunderte sich van Zant, der bisher immer nur mit Weißen Städten zu tun bekommen hatte.
»Darüber reden wir später«, wich Tendyke aus.
»Du hast ihm nie davon erzählt?«, wunderte sich Zamorra.
Tendyke zuckte mit den Schultern. »Du ja wohl auch nicht.«
Es hatte sich nie ergeben.
»Nun, wir sind mit ein paar Leuten noch einmal dort gewesen«, sagte Tendyke. »Wir wissen ja, dass die Stadt in einem atomaren Feuerschlag vernichtet wurde.«
Zamorra nickte.
»Diese verdammt niedrige Halbwertszeit ließ mich nicht mehr los. Dass nach nur zwanzigtausend Jahren keine Radioaktivität mehr messbar ist… Okay, wir haben etwas von dem verwendeten spaltbaren Material gefunden. Es ist ein Element, das auf der Erde nicht vorkommt. Ein Transuran, bei dem wir bisher noch nicht mal die Ordnungszahl bestimmen konnten! Sie muss weit über 110 liegen, das die Gesellschaft für Schwerionenforschung in Darmstadt 1994 synthetisierte und das somit das schwerste bisher gefundene Element ist. - Aber dafür konnten wir etwas anderes: etwas von dem Teufelszeug
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