0878 - Impulse aus dem Nichts
„Alles in Ordnung, Boyt?" fragte Guntram Peres schüchtern. „Geht an eure Arbeit", befahl Margor. „Ich bin ein Patient wie jeder andere. Heute abend findet im Kloster Megiste Lawra, am Fuß des Berges Athos, eine Lagebesprechung statt.
Bis dahin laßt mich allein."
Damit ging er. Die drei Männer blieben ratlos zurück.
Er wollte allein sein und über seine Probleme nachdenken.
Er befand sich in einer ziemlich mißlichen Lage. Seine Fähigkeit, eine Psi-Affinität zu anderen Menschen zu erkennen und diese durch Psionische Sendungen in seine Abhängigkeit zu bringen, war diesmal zu einem Bumerang für ihn geworden.
Es war unvermittelt und ohne Vorwarnung über ihn gekommen. Der Kontakt war plötzlich, von einem Moment zum anderen, da - und noch bevor er die besondere Art der Affinität hatte analysieren können, war er darauf fixiert und kam nicht mehr davon los.
Es war ihm weder möglich, die Natur dieses unbekannten Etwas zu erkennen, ob es ein Mensch war oder ein Fremdwesen oder sonst etwas, noch konnte er dessen Standort herausfinden.
Zuerst war er nur leicht beunruhigt über die Tatsache, daß es etwas gab, das zu ihm Psi-affin war; und das er trotzdem nicht in den Griff bekommen konnte. Aber da konnte er sich noch damit trösten, daß er schon Gelegenheit zu einer Identifikation finden und dann das Problem lösen würde.
Doch dann erkannte er, daß er von dem unbekannten Etwas Sendungen empfing, die ihn immer mehr aufluden. Er fand kein Mittel, sich gegen die ihn bombardierenden Impulse zur Wehr zu setzen. Er mußte sie zwangsläufig aufnehmen und in sich speichern. Dadurch entstand in ihm ein Überdruck, der ihn zu einem Psionischen Zeitzünder machte.
Zum Glück stießen seine Paratender bei der Suche nach einer Lösung des Problems auf Niki St. Pidgin, der im Zuge der Rückwanderung von einer Pionierwelt zur Erde gebracht worden war. Es stellte sich heraus, daß dieser paranormal entwickelte Junge seine überschüssige Psienergie absaugen und schadlos verarbeiten konnte. Damit war Margor jedoch seiner Sorgen nicht enthoben, denn schon bald nach dem Ablassen des Überdrucks bildete sich erneut ein Stau Psionischer Energien in ihm.
Was passierte, wenn er diese gespeicherten Kräfte unkontrolliert abgab, hatte sich am Beispiel Denners gezeigt. Aber es hätte noch schlimmer kommen können.
Margor wollte nicht daran denken. Mindestens ebenso erschreckend war aber auch der Gedanke, für den Rest seines Lebens auf den Idioten angewiesen zu sein. Nicht nur, daß dieser Zustand der Abhängigkeit im weiteren Verlauf zu einer geistigen Symbiose führen mußte, konnte Niki für ihn auch zu einer Gefahr werden.
Der Idiot war auf den Geschmack gekommen, er war regelrecht süchtig nach Psionischer Energie. Eines Tages, Wenn Margor seinen „Hunger" nicht mehr mit Überschußenergien stillen konnte, würde Niki ihn leer saugen...
Er mußte Momente wie diesen, wo er Herr über sich war, dazu nützen, einen Ausweg aus seiner Lage zu finden. Aber um das zu können, war es nötig, erst einmal herauszufinden, woher und von wem die Impulse kamen.
Er empfing sie auch jetzt. Wenn er sich darauf konzentrierte, dann spürte er sie ganz deutlich. Sie waren rhythmisch, und obwohl sich ihre Folge und Intensität ständig veränderten, steckte ein gewisses System dahinter. Es war ein Kode, den Margor jedoch nicht entschlüsseln konnte. Und je länger er auf sie hörte, desto stärker schlugen sie ihn in ihren Bann.
Margor versuchte, sich den Sendungen zu verschließen, aber er merkte, daß sie ihn bereits wieder aufzuladen begannen. Und er konnte nichts dagegen tun.
Die Impulse beeinflußten nicht nur seine Privatsphäre, sondern sie waren auch daran schuld, daß er seine Machtentfaltung nicht so vorantreiben konnte, wie er gerne wollte, und er seine diesbezüglichen Aktivitäten einschränken mußte.
Dieses Phänomen beschäftigte ihn dermaßen, daß er gezwungen war, seine Bemühungen, die BASIS zu kontrollieren, aufzugeben. Es war ihm nichts anderes übriggeblieben, als Payne Hamiller aus seiner Kontrolle zu entlassen. Und er war ziemlich sicher, daß dadurch bei Hamiller eine Teilamnesie eintrat, so daß er als Paratender für ihn verloren war. Da auch Harso Sprangohr nicht mehr verfügbar war, konnte er die BASIS vorerst abschreiben.
Margor hörte hinter sich ein Geräusch und drehte sich um.
Zwischen blühenden Büschen, halb versteckt, nur den runden Kopf mit dem roten Haarflaum und dem pausbäckigen
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