0878 - Impulse aus dem Nichts
weit, weit fort, konnte aber seinen Körper nicht mitnehmen. Er kehrte nach Saint Pidgin zurück, wo er nie Hunger zu leiden gehabt hatte, denn damals hatte er den Saft noch nicht gebraucht. „Ich muß dich jetzt waschen und anziehen. Du bekommst nämlich Besuch."
Er ließ alles mit sich geschehen, während er weinte. Die Nurse putzte ihn fein heraus, er sah sich im Spiegel. Sein Spiegelbild war wohlgenährt, während er Hunger leiden mußte. Er zeigte sich die Zunge. „Benimm dich!"
Er lachte glucksend, es war ein weinerliches Lachen, ein Lach-Weinen. Er spielte das Spiel weiter, versuchte damit von seinem Hunger abzulenken.
Aber das Lach-Wein-Spiel beeindruckte nur die anderen, für ihn erfüllte es den Zweck.
Ein dunkler Raum. Er allein mit seiner Gier. Allein? Aber nein! Da war noch einer. Etwas Vertrautes ging von ihm aus. In der Luft lag ein würziger Geruch, wie er charakteristisch für den Saft war.
Vor ihm kauerte der Spender. Ein Häufchen Elend, wie er selbst, übersprudelnd wie eine Quelle, deren Austritt versiegelt worden war und deshalb schmerzgekrümmt. Gepeinigt von dem inneren Stau.
Er ging zu dem Spender und brach das Siegel der Quelle, so daß der Saft ihn überschwemmte und er darin baden konnte und alles begierig in sich aufsaugte, bis das Hungergefühl beseitigt war und sein Spender von seinen Qualen erlöst.
Kein Hunger mehr.
Satte, wohlige Müdigkeit. Glücksempfinden.
Das Bedürfnis, den Spender zu umarmen, ihn an sich zu drücken und ihn festzuhalten und ihm so zu zeigen, daß er gebraucht wurde und ihm klarzumachen, daß er das ebenso brauchte.
Die drei Personen umstanden den Körper eines Menschen, der mumifiziert zu ihren Füßen lag. „Das ist eindeutig Boyt Margors Handschrift", sagte das wohlproportionierte Mädchen mit zusammengepreßten Lippen. „Kennst du den Namen des Opfers, Dun?"
„Es handelt sich um einen Mann namens Vargas Denner, einen Beamten der LFT-Regierung", antwortete der Angesprochene. Mit seinen 38 Jahren war er fast doppelt so alt wie das Mädchen, und er war fast um einen ganzen Kopf größer. Er hatte ein Pferdegesicht mit stark ausgebildeter Nase. Der Mund war verkniffen. „Diesmal ist Margor zu weit gegangen", erklärte die dritte Person. Mit seinen 62 Jahren war er ältestes Mitglied des Triumvirats. Er war um eine Handspanne kleiner als das Mädchen, hatte ein großporiges, derb wirkendes Gesicht mit einer fleischigen Nase, und was ihm an Körpergröße fehlte, hatte er in der Breite angesetzt. Obwohl vom Typus her Pykniker und massig wirkend, war er nicht fettleibig, sondern muskulös. Aber ebenso wie bei den beiden anderen ließ auch bei ihm die äußere Erscheinung keine Rückschlüsse auf die besonderen Fähigkeiten zu.
Er fuhr fort: „Wir dürfen nicht länger mehr untätig zusehen. Es wird Zeit, daß wir Boyt Margor endlich das Handwerk legen. Selbst um den Preis unserer Entdeckung. Wie hast du das Verbrechen entdeckt, Dun? War es dir nicht möglich, es zu verhindern?"
Dun Vapido schüttelte bedauernd den Kopf! „Vargas Denner wurde bereits in diesem Zustand hierhergebracht. Offensichtlich sollte seine Leiche in der Müll Verwertungsanlage verschwinden. Bevor es jedoch dazu kam, habe ich einen Hagelschauer losgelassen, der die beiden Helfershelfer in die Flucht jagte.
Es waren bloß kleine Ganoven, die von Boyt Margors Existenz keine Ahnung hatten. Ich wurde auf sie aufmerksam, als ich das Gebäude der GE-PAPH beobachtete, bis wohin ich Denner gefolgt war. Ich verdächtigte Denner schon die längste Zeit, ein Paratender zu sein, deshalb behielt ich ihn im Auge, in der Hoffnung, daß er mich auf Margors Spur bringen würde. Sein Tod beweist, daß ich auf der richtigen Fährte war. Margor muß sich in der Hauptniederlassung der GEPAPH aufgehalten haben, was beweist, daß er diese Organisation kontrolliert. Aber nach diesem Zwischenfall wird er ein anderes Versteck aufsuchen. Wir sollten die Gesellschaft zur Erforschung paranormaler Phänomene< im Auge behalten, um eventuelle Hinweise auf Margors weiteren Aufenthalt zu bekommen.
Das wäre deine Aufgabe, Eawy."
Das war eine ungewöhnlich lange Rede für den sonst so verschlossenen Wettermacher und Paralogiker. „Ich werde mich in das Funknetz der GEPAPH einschalten, sobald wir in unserem Quartier sind", erklärte Eawy ter Gedan, die wegen ihrer Eigenschaft, Funksendungen jeder Art, sofern sie nicht kabelgebunden waren, mit ihrem Geist empfangen und auswerten zu können, auch „das
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