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0879 - Henker-Dämmerung

0879 - Henker-Dämmerung

Titel: 0879 - Henker-Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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Gefährtin aus dem BMW.
    »Wo ist dieser ›Blechtyp‹, Bertrand?«
    »Unten am Fluss, auf den Uferwiesen! Er bedroht Frederic, Charlotte und Corinne!«
    Der 1,90 m große Zamorra war mit seinen langen Beinen schneller als Bertrand. Rasch hatte er den überholt und den schmalen Unterholzstreifen durchquert.
    Mit einem Blick erfasste der Dämonenjäger die Situation!
    Unmittelbar am Ufer stand ein junger glatzköpfiger Mann. Wie ein Skinhead sah er trotzdem nicht gerade aus. Eher wie ein Besucher aus einer fremden Welt und Zeit.
    Sein langes, helles Gewand erinnerte an eine altrömische Tunika. Doch darunter trug er eiserne Beinschienen, wie sie im Mittelalter üblich gewesen waren. Über dem Gewand trug der Kahlkopf eine Art Kettenhemd, das aus unzähligen kleinen Metallplatten bestand.
    Und in seinen Fäusten hielt er ein mächtiges Schwert!
    Zwischen dem Unbekannten und Zamorra befanden sich die drei Jugendlichen aus dem Dorf. Frederic, der ohnehin kein großer Held war, hielt schützend seine Hände vor das Gesicht. Corinne hingegen hatte ihre Gitarre am Hals gepackt, um sie notfalls als Schlaginstrument einsetzen zu können. Und Charlotte tat gar nichts, außer am ganzen Körper zu zittern. Normalerweise lief sie gern nackt herum, aber der Winterkälte wegen trug sie, ähnlich wie Nicole, einen Pulli, aber statt Rock und Leggins hautenge Jeans.
    Zamorra fand, dass es für Panik keinen Anlass gab. Der Unbekannte schien mindestens genauso viel Angst vor den Einheimischen zu haben wie sie vor ihm. Er hatte zwar sein Schwert blank gezogen, nahm aber keine drohende Haltung ein.
    »Immer mit der Ruhe«, sagte der Dämonenjäger langsam. Er glaubte nicht, dass der Schwertträger ihn verstehen würde. Aber bekanntlich macht der Ton die Musik. Und Zamorra sprach sanft, wobei er Blickkontakt mit dem Glatzkopf suchte. Außerdem streckte Zamorra dem Fremden beide Hände mit den Flächen nach oben entgegen. Eine Geste, die in ihrer Friedfertigkeit nicht misszuverstehen war.
    Doch plötzlich geschah etwas Unerwartetes.
    Auf der Loire schob sich ein leise tuckerndes Binnenschiff langsam vorbei. Eine Mirage der französischen Luftwaffe übte den Tiefflug. Das-Triebwerksdröhnen war überlaut. In letzter Zeit häuften sich diese Übungsflüge. Die von dem geradezu unverschämten Lärm betroffenen Bewohner des Loiretals hatten bereits eine Beschwerde beim Ministerium eingelegt, aber was interessierten die Politiker dort schon die Bedürfnisse der Betroffenen? Der südliche Teil der Loire war sehr weit von Paris entfernt, und die nächste Wahl war noch in weiter Ferne. Jetzt drohten die Menschen hier mit Klage.
    Das Ergebnis dieses Tiefflugs war jedenfalls beeindruckend.
    Der Jüngling im Kettenhemd ließ sein Schwert fallen und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Er sah ja nur zu den Menschen um ihn herum und nicht zum Himmel hinauf, konnte daher nicht sehen, woher das durchdringende Geräusch stammte.
    »Ich bin verloren! Was ist das für eine schreckliche Welt? Geister der Natur - steht mir bei!«
    Zamorra hatte es schon öfter erlebt, dass er sich mit Wesen aus völlig anderen Welten und Dimensionen sprachlich verständigen konnte. Meist wurde das durch Magie ermöglicht.
    »Du musst keine Angst haben, junger Mann. Das war nur ein Flugzeug.«
    »Angst? Ich? Niemals!« Der milchbärtige Glatzkopf ließ ein hysterisches Lachen hören. »Aber ein Flugzeug, das brüllt wie ein angreifender Charob-Tiger? Ich war nur für einen Moment durcheinander, das ist alles! Aber ich kenne keine Furcht! Mein Gewand ist durchtränkt vom Blut meiner Feinde!«
    Er warf sich in die schmale Brust und hob schnell sein Schwert wieder auf. Doch Nicole Duval, die sich ihm unbemerkt von der Seite genähert hatte, hielt witternd ihre Stupsnase in den Wind. Und dann schoss ihre Hand vor!
    Der Fremde schien zu überlegen, ob die unbewaffnete Frau eine Gefahr für ihn darstellte. Noch bevor er es verhindern konnte, strich ihr Zeigefinger über den feuchten Stoff seines Gewandes.
    Nicole zog ihren Zeigefinger schnell wieder zurück und steckte ihn ungeniert in den Mund.
    »Das hier schmeckt und riecht jedenfalls nicht wie Blut. Eher wie gezuckerte Erdbeeren mit Waldmeistergeschmack. Wachsen deine Feinde zufällig an Sträuchern, tapferer Kämpfer?«
    Der Schwertträger errötete. Die Jugendlichen aus dem Dorf grinsten. Die angespannte Atmosphäre am Flussufer war schlagartig verschwunden.
    »Jedenfalls bin ich fremd in dieser Welt. Es erscheint mir

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