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0879 - Henker-Dämmerung

0879 - Henker-Dämmerung

Titel: 0879 - Henker-Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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vernichten und unsere Religion verbieten. Er kann ganz Go'nam versklaven, weil sich ihm niemand mehr entgegenstellt. Aber er wird es niemals schaffen, die Prinzipien der Natur zu zerstören. Den ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen.«
    Er deutete auf das Eiserne Rad, das Symbol der Geister der Natur. Es ging an der Stirnseite der Halle.
    »Seid ihr nun fertig mit eurer Rede?«, fragte Graf Conso spöttisch. »Es ist gut für euch, dass Ihr euch fügt. Ich werde Knechte mit Ochsenkarren schicken, damit sie die Schwerter und andere Waffen einsammeln. Und noch heute wird ein reitender Bote sich nach Ankora begeben. Damit der Künder den großen Friedenswillen unseres Volkes erkennen kann!«
    »Und ich«, sagte der Meister der Harmonie, »werde mich mit meinen Brüdern auf unseren Tod vorbereiten.«
    Darauf fiel Graf Conso keine Erwiderung ein. Mit zornesgeröteten Gesichtern eilten die Mitglieder des Rates grußlos davon.
    ***
    Bruder Simoor hatte schlechte Laune.
    Es war eine elende Arbeit, den Steg zu säubern. Und sinnlos erschien sie ihm außerdem. Welches Boot sollte denn jemals auf diesem verlandeten Fluss erscheinen? Da musste es schon ein Boot mit Rädern sein. Ein Wagen also. Und ein Wagen hätte auch die bereits vorhandene Straße zum Kloster nehmen können.
    Je länger Simoor arbeitete, desto lustloser wurde er. Als die Sonne tiefer stand, warf er mit einem unmönchischen Fluch das Messerchen zur Seite. Er hatte Hunger und Durst. Und müde war er auch noch.
    Simoor warf einen widerwilligen Blick auf die Klostermauern, die weit entfernt auf der Hügelkuppe sichtbar waren. Er würde nicht zum Abendessen im Kloster erscheinen. Da musste er sich ja doch bloß durch den Abt kontrollieren lassen. Vielleicht käme ja sogar die Frage, wie viel von seiner Arbeit er schon geschafft hatte…
    Simoor seufzte. Wenn er in diesem Tempo weitermachte, würde er mindestens zehn Tage zur Säuberung des Anlegestegs benötigen.
    Der junge Mönch erhob sich. Mit einer automatischen Bewegung griff er nach seineiji Schwert, das er während der Arbeit neben sich gelegt hatte.
    Dann verschwand er mit schnellen Schritten in dem dunklen Wald, der sich vom Ufer des verlandeten Flusses bis zu den Ausläufern der Klosterhügel erstreckte.
    Simoor kannte hier ein paar gute Stellen, und er wurde schon bald fündig.
    Kitha-Beeren!
    Der junge Mönch kniete nieder. Wenn er schon nicht zu der drallen Magd gehen durfte und den Wein sein lassen musste, dann wollte er sich wenigstens an den saftigen, süßen und leuchtend roten Früchten gütlich tun.
    Sie halfen wunderbar gegen Hunger und Durst.
    Simoor ließ sich die Kitha-Beeren schmecken, bis sein Gewand von ihrem Saft getränkt war und der Bauch seines mageren Körpers sich wie eine Kugel unter dem Kettenhemd wölbte.
    Keuchend leckte sich der junge Mönch die Finger ab. Das Beerenessen hatte ihn ermüdet. Er gähnte herzhaft. Als die Sonne unterging, rollte er sich in seinem Umhang zusammen und schlief ein. Das Moos des dunklen Waldes war ein weicheres Ruhelager als seine harte Bettstatt im Kloster…
    ***
    Bruder Simoors Schlaf war tief, aber von Albträumen geplagt. Er erblickte vor seinem geistigen Auge furchtbare schwarze Ritter mit blutigen Henkersbeilen in den Eisenhandschuh-Fäusten. Tod und Zerstörung wurden von schwarzmagisch verseuchten Kriegsknechten über wehrlose Opfer gebracht. Flammen verzehrten erntereife Getreidefelder, brüllendes Vieh wurde noch in den Ställen verbrannt…
    Schweißgebadet wachte der junge Mönch auf.
    Was für ein widerlicher Albtraum!, dachte Simoor. Und so wirklichkeitsnah! Ich habe den Gestank jetzt noch in der Nase!
    Doch gleich darauf merkte er, dass er sich getäuscht hatte. Der Brandgeruch war real. Simoor schnupperte, hielt die Nase in den Wind wie ein Jagdhund. Doch es gab keinen Zweifel.
    Ein Gebäude brannte. Und es gab nur ein Gebäude weit und breit.
    Das Kloster!
    Ein eisiger Schreck durchfuhr den jungen Mönch. Er sprang auf, befestigte seinen Umhang mit der Spange in Form eines Eisernen Rades an seinen Schultern und griff nach seiner Waffe.
    Mit dem Schwert in der Faust hetzte er aus dem Wald. Es dauerte nur kurze Zeit, bis er die dicht an dicht stehenden Bäume hinter sich gelassen hatte. Aber Simoor kam es wie eine halbe Ewigkeit vor.
    Vom Waldesrand aus erblickte er die Mauern des Klosters. Oder das, was davon übrig war. Simoor beschleunigte sein Tempo. Er rannte den Hügel hinauf. Die rauchgeschwärzten Trümmer qualmten immer

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