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0879 - Henker-Dämmerung

0879 - Henker-Dämmerung

Titel: 0879 - Henker-Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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es keinen Beweis dafür, ob sich die Kräfte des Amuletts auch in dieser Welt entfalten konnten. Die Dämonenjägerin würde die Dinge auf sich zukommen lassen müssen…
    Nicole folgte weiterhin der Landstraße, auf der auch die Reiter mit ihren Gefangenen geritten waren. Die Französin ging davon aus, dass man Zamorra und Simoor in die Hauptstadt schaffen würde.
    Sie bemerkte einen kleinen Tümpel links neben der Straße. Da kam ihr ein Einfall. Sie kniete sich ans Ufer des Weihers. Zum Glück war es windstill genug. Die Wasserfläche blieb still. Als sich Nicole zunächst über den Teich beugte, erblickte sie ihr Spiegelbild natürlich nicht. Sie war immer noch unsichtbar. Allerdings hatte sie auch nichts anderes erwartet.
    Nicole drehte nun die Steine des Mondtalismans in die ursprüngliche Stellung zurück. Jedenfalls, so weit sie sich daran erinnern konnte. Die Dämonenjägerin schob erneut ihren Kopf und ihren Oberkörper über die Wasserfläche.
    Es funktionierte!
    Die Französin erblickte das Spiegelbild ihres Gesichts unter dem Helmrand. Sie streckte sich selbst die Zunge heraus. Dann änderte sie wieder die Konstellation der Steine zueinander.
    Schlagartig verschwand das Spiegelbild erneut!
    Nicole wiederholte den Vorgang, bis sie sicher war, sich selbst im Handumdrehen unsichtbar machen zu können. Nachdem sie wieder unsichtbar geworden war, setzte sie ihren Marsch fort. Die Dämonenjägerin ging davon aus, dass die breite Landstraße wirklich zur Hauptstadt Taqua führte. Dort wollte sie Zamorra und diesen merkwürdigen Jungmönch aus der Gefangenschaft befreien und sich dann den Henker und den Dunklen Herrscher vorknöpfen.
    Als die Sonne im Zenit stand, waren Nicole bereits einige andere Reisende begegnet. Es waren hauptsächlich Bauern mit Ochsenkarren oder einzelne Wanderer, die ihr entgegenkamen. Alle machten einen trübsinnigen und eingeschüchterten Eindruck.
    Nicole hatte schon oft genug Menschen gesehen, die in Diktaturen leben mussten. Irgendwie machten sie alle den gleichen deprimierenden Eindruck.
    Die Straße stieg allmählich an. Die Stadt befand sich offenbar auf einem Hochplateau. Jedenfalls konnte man am Horizont dunkle Streifen sehen, die Teile von Stadtmauern sein konnten.
    Nicoles Füße in den schweren Militärstiefeln schmerzten inzwischen.
    Da ertönte ein gellender Hilfeschrei. Das Geräusch zerschnitt die Mittagsstille auf der staubigen Landstraße.
    ***
    Es war ein unbequemer Ritt.
    Zamorra und Simoor mussten ohne Steigbügel auf dem Pferderücken sitzen. Aber was hieß schon sitzen! Sie hockten gefesselt hinter den Kavalleristen wie Affen auf dem Schleifstein.
    Als sie endlich die mächtigen Stadtmauern von Taqua erreichten, hatte Zamorra das Gefühl, von der Hüfte an abwärts in einem Feuerameisenhaufen zu stecken. Er hatte überhaupt keine Empfindungen mehr in den Beinen.
    Er konzentrierte sich lieber auf die ersten Eindrücke, die die Stadt auf ihn wirken ließ.
    Taqua war auf einem Entwicklungsstand, wie er Städten des frühen Mittelalters in Frankreich oder Deutschland entsprach. Es gab keine Straßenbeleuchtung und nur wenige gepflasterte Straßen, aber öffentliche Brunnen, Befestigungsanlagen, Gasthäuser, Schmieden und andere Handwerksbetriebe. Was allerdings in Taqua fehlte, waren die Kirchen oder andere Gotteshäuser. Der Dämonenjäger vermutete, dass die verkohlten Ruinen in der Stadt die Überreste von Tempeln waren, in denen die Bewohner ihre Geister der Natur um Hilfe angefleht hatten.
    Jede dieser Ruinen wurde von schwer bewaffneten Soldaten des Dunklen Herrschers bewacht. Über die Gründe dafür konnte Zamorra nur Mutmaßungen anstellen. Vielleicht sollte verhindert werden, dass die Menschen in den Trümmern doch noch heimlich meditierten. Oder sich etwas von den Steinresten mitnahmen, um es auf ihren Hausaltar zu stellen.
    Trotz seiner misslichen Lage musste der Dämonenjäger lächeln. Eine Unterdrückung konnte noch so brutal sein, die Menschen fanden immer wieder neue Wege des Widerstands und des Freiheits willens.
    Da traf ihn ein Hieb mit einem Lanzenschaft im Kreuz!
    »Dir wird dein dämliches Grinsen schon noch vergehen!« Der Reitersoldat, der ihn geschlagen hatte, wandte Zamorra sein bärtiges Gesicht zu. »Du bist hier im Reich des Dunklen Herrschers, und hier wird nicht gelacht! Jedes Lachen kommt einer Beleidigung unserer geliebten Gottheit gleich!«
    »Alles klar. Ich werde es mal mit Weinen versuchen.«
    Darauf fing sich Zamorra noch einen

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