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0879 - Henker-Dämmerung

0879 - Henker-Dämmerung

Titel: 0879 - Henker-Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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Simoors Besuch im Pfandhaus wusste.
    Das gibt Ärger!, dachte Simoor. Ihm war ganz schön mulmig in der Magengrube. Und das nicht nur wegen den Nachwirkungen des starken Schwarzberg-Weins, der in so rauen Mengen durch seine Kehle geflossen war…
    »Jawohl, Bruder Tedo.«
    Der junge Mönch tat das Einzige, was er tun konnte. Er erhob sich mühsam von seiner Bettstatt und schlich hinter dem kräftigen Bruder her wie ein geprügelter Hund.
    Ein Gefühlssturm tobte in seinem Inneren. Eine Mischung aus Angst, Scham, Trotz und Rebellion.
    Warum kann ich die Klosterregeln nicht einhalten?, haderte Simoor mit sich selbst. Bin ich denn ein solcher Taugenichts? Alle anderen Brüder beherrschen ihre Schwerter noch im Schlaf und sind mit den Geistern der Natur vertraut… und ich? Ich hure und saufe wie ein Perlenfischer von den Kajta-Inseln, der nur alle zehn Monde einmal in die Stadt kommt!
    Während der junge Mönch diesen Gedanken nachhing, stapften Tedo und er selbst durch die verwinkelten Wehrgänge des Klosters.
    Das geistliche Gebäude war in der Form eines Rades angelegt. Das Rad versinnbildlichte den Glauben an die Geister der Natur, an eine ewige kosmische Harmonie.
    Nachdem sie an die frische Luft gelangt waren, fühlte sich Simoor sofort besser. Sein Magen rebellierte nicht mehr. Und auch die Kopfschmerzen besserten sich schlagartig. Nun gelangte auch seine Aufmüpfigkeit zu neuem Leben.
    Ist es vielleicht meine Schuld, dass die Regeln des Klosters so streng sind? Ich bin als freier Mensch aufgewachsen! Wie kann man da von mir erwarten, dass ich mich dauernd verbiege und klein mache? Nur,; weil der Meister der Harmonie es so will? Er ist ein Tyrann, jawohl! Der Meister der Harmonie ist ein Tyrann!
    Schließlich gelangten sie zu dem Kampfplatz, der von hohen Mauern umschlossen war.
    Der Meister der Harmonie erwartete seinen jüngsten Mönch bereits mit gezogenem Schwert.
    Simoor, der eben noch in einer aufmüpfigen Stimmung gewesen war, wurde plötzlich sehr kleinlaut. Das Herz rutschte ihm in die Hose.
    Wenn der Abt so wütend gewesen wäre wie Bruder Tedo, dann hätte Simoor damit leben können. Das war zwar lästig, aber zu ertragen. Doch stattdessen las Simoor auf den Gesichtszügen des Meisters unendliche Trauer ab. So, als ob er, Simoor, bereits gestorben wäre.
    »Wie war es in der Stadt, Bruder Simoor?«
    Der Meister der Harmonie hatte die Frage mit leiser Stimme gestellt.
    »Meister, ich…«
    »Hast du dich gut amüsiert?«
    Der Abt fragte nicht spöttisch oder ironisch, wie Bruder Tedo es getan hätte. Die Antwort schien ihn wirklich zu interessieren.
    »Ja, es war erstklassig!«, platzte Simoor nun unwillkürlich heraus. »Ich habe Wein getrunken und Würfel gespielt und… äh… Liebe gemacht! Ich musste mal richtig Dampf ablassen, Meister!«
    Bruder Tedos Augen quollen hervor. Er machte ein Gesicht, als ob er Bruder Simoor unangespitzt in den Erdboden rammen wollte. Doch der Abt lächelte nur wehmütig.
    »Dampf ablassen, nun ja. Ich lasse auch manchmal Dampf ab, Bruder Simoor. - Zieh dein Schwert blank!«
    Automatisch gehorchte der junge Mönch dem Befehl. Gleichzeitig wurde ihm noch mulmiger zu Mute als ohnehin schon. Würde der Abt ihn nun erschlagen? Es gab keinen besseren Fechter hinter den Klostermauern als den Vorsteher des Ordens selbst. Das war dem jungen Mönch bekannt.
    Aber selbst wenn der Meister der Harmonie ihn töten wollte, gab es keinen Ausweg. Der Kampfplatz war von hohen Mauern umgeben. Und vor dem einzigen Ausgang stand der bullige Bruder Tedo.
    Zögerlich ließ Simoor die Klinge aus der Schwertscheide gleiten. Kaum hatte er seine-Waffe frei in der Hand, als auch schon die Schwertspitze des Meisters seine eigene Klinge berührte.
    Doch es war nicht so wie im Kampf oder Übungskampf, wo sich die Schwerter in feindlicher oder wettkämpferischer Absicht kreuzten. Vielmehr wurde durch den Kontakt magische Energie vom Schwert des Meisters auf die Waffe des jungen Mönchs übertragen.
    Simoor erschrak über die Kraft, die er plötzlich in sich spürte!
    Doch es war nicht nur die brodelnde, sprudelnde, aufwallende Lebensenergie, die ihn nun durchtoste. Der junge Mönch hatte das Gefühl, aus der Wirklichkeit gezerrt zu werden.
    Intuitiv verstand er, dass es noch unendlich viele weitere Welten und Daseinszustände gab, die er bisher nicht ausgelotet hatte. Ihm fehlten die Mittel dazu. Der Meister der Harmonie hingegen war offenbar in diesen Welten zu Hause.
    Simoor fühlte sich plötzlich

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