0881 - Zentrum der Angst
hier in diese Welt hinein geboren wurde.
Es war kein Urbaner - es war ein Praetor!
Eines dieser mächtigen Wesen, das Zamorra nur unter Einsatz aller Kräfte hatte besiegen, töten können. Die wulstigen Lippen, das eckige Kinn… tief liegende Augen unter einer groben Stirnplatte, die viel zu flach geratene Nase. Es gab keinen Zweifel. Praetoren waren geschlechtslos, gefühllos, kalt und brutal in ihrem Vorgehen. Kämpfer, Krieger, Befehlsausführer… eiskalte Mörder, wenn es ihrer Sache diente. Und sie beherrschten die Klangmagie, die sie nahezu unangreifbar machte.
Eine letzte Kraftanstrengung, dann war der massige Körper des Praetors endgültig aus der Stele gekrochen. Unbeholfen stapfte er ein paar Schritte nach vorne, dann schien sich seine Gestalt zu strecken, formte sich endgültig aus. Für lange Momente stand er so da, seine Augen genau auf das Haus gerichtet, in dem Zamorra und Laertes sich verbargen. Der Parapsychologe rechnete mit ihrer Entdeckung, doch dann wandte der haarlose Körper sich um, direkt zu der Stele hin. Zamorra sah, was der Exekutor der Herrscher über die weißen Städte beobachten wollte.
Die gesamte Prozedur begann nämlich in diesem Augenblick erneut. Nicht lange, dann stand ein zweiter Praetor nahe dem Wurzelhaus, bald ein dritter.
Laertes deutete Zamorra an, ihm zu folgen. Geräuschlos begaben sie sich in den hinteren Hausteil, verließen das Gebäude über seinen Hinterausgang. Sie brachen ihr Schweigen jedoch erst, nachdem sie zwei der kahlen Straßenzüge entfernt waren.
»Praetoren also.« Zamorra war nun endgültig klar geworden, dass sich Armakath tatsächlich in einer Neuerungsphase befand. Es bestand kein Grund, hier Praetoren einzusetzen, denn die Stadt wurde von außen her nicht bedroht. Die Schwarze Familie verhielt sich nach wie vor abwartend der Stadt gegenüber. Also musste die Veränderung, der Wandel Armakaths, von innen abgesichert werden. Artimus reichte da als Krieger und Beschützer offenbar nicht aus.
»Zwei Praetoren - aber das wird nicht alles bleiben, fürchte ich.« Laertes schien sich sicher zu sein. »Durch diese Stele kommen wahrscheinlich jetzt immer mehr von ihnen in die Stadt.« Der Uskuge hatte keine guten Erinnerungen an die Praetoren, die er sich auf seiner Heimatwelt kaum hatte vom Hals halten können. Viel gab es nicht, was man gegen die Klangmagie dieser Wesen ausrichten konnte.
Ein stampfendes Geräusch ließ beide herumfahren. Es kam nicht aus der Richtung des Wurzelhauses - eher aus der entgegen liegenden Richtung. Erneut suchten Zamorra und der Vampir Deckung, denn das Stampfen kam genau auf sie zu. Als das erste der grauhäutigen Wesen sichtbar wurde, da wusste Zamorra, dass Dalius mit seiner Schwarzseherei richtig gelegen hatte.
Die Praetoren, die aus der Stele gekommen waren, sie waren wahrhaftig nicht alles! Und sie waren auch nicht die ersten der Exekutoren, die in die Stadt eingedrungen waren.
Zamorra blieb nicht die Zeit zum Zählen, aber grob geschätzt waren es sicher ein Dutzend Praetoren, die dort auf sie zu kamen. Und sie hatten diese Richtung nicht zufällig gewählt, nein, sie machten Jagd auf die beiden Männer.
Als die vorne marschierenden Praetoren ihre riesigen Münder öffneten, um mit ihrer Magie anzugreifen, da spürte Zamorra plötzlich die Arme des Uskugen, die seine Schultern umfassten.
Dann riss ein scharfer Schmerz den Franzosen beinahe in eine Ohnmacht hinein. Laertes hatte einen Sprung gewagt. Ein Blitz wollte in Zamorras Kopf explodieren, doch dann entschied sich der Schmerz anders - er suchte sich seinen Weg durch den Körper des Parapsychologen. Zamorra fühlte sich in gleißendes Feuer getaucht. Er wollte die Qual aus sich heraus brüllen, doch er brachte keinen Ton über die Lippen.
Dann schlug sein Körper gegen ein Hindernis; Zamorras Kopf wurde nach hinten gerissen, knickte regelrecht weg. Dann war da kein Feuer mehr, kein Weiß, das in die Augen stach, kein Schmerz.
Da war nur noch - nichts…
***
Sabeth - letzte Königin der Asanbosam-Vampire, des einst so mächtigen Stamms aus Afrika.
Sabeth - Wächterin der weißen Stadt Armakath, dem bleichen Krebsgeschwür der Hölle.
Sie war beides, doch durch das Zweite konnte sie das Erste nicht einfach so ablegen, verdrängen… der beißende Hunger in ihren Eingeweiden machte es ihr immer wieder neu klar. Es hatte eine Zeit gegeben, die nicht einmal lange zurücklag, in der Sabeth mit allem Willen, der in ihr existierte, versucht hatte, nicht
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