0881 - Zentrum der Angst
die ihm schon passiert waren, steckte das noch tief in ihm. Er benahm sich wie ein Gentleman, etwas anderes wäre ihm niemals in den Sinn gekommen.
Bobby, den Artimus eher Big-Bob genannt hätte, brachte ihn zu einem freien Tisch, von dem aus er gut die winzige Bühne einsehen konnte. Artimus blickte sich um. Mehr als vielleicht fünfundzwanzig leicht gelangweilt dreinblickende Leute waren nicht anwesend.
»Sag einmal, was für eine Art Show macht Rola?«
Der Angesprochene griente. »Warte ab, wirst du gleich sehen. Viel Spaß.« Dann war er verschwunden. Lange musste van Zant nicht warten… der Vorhang glitt zur Seite.
Sphärenmusik erklang aus versteckt angebrachten Lautsprechern; irgendein esoterischer Klangbrei von exakt der Sorte, die Artimus nun wirklich nicht mochte. Der Hintergrund der Bühne bereitete dem Südstaatler sofort Magenschmerzen - ein dunkelroter Samtvorhang, auf den in Silber ein riesiges Pentagramm, aufgemalt war. Das war ja wie verhext!
Der Themenkreis, dem er für einen Abend entfliehen wollte, schien ihn penetrant zu verfolgen. Doch damit noch nicht genug - in einem Halbkreis lagen auf dem Boden jede Menge Dinge, Gegenstände, die allesamt mit der Thematik zu tun hatten. Artimus sah eine Kristallkugel, Voodoopuppen, Kerzen in silbernen Leuchtern, verzierte Kästchen, Papyrusrollen, weiße Federn, einen Dolch… und zu allem Übel auch noch die Plastikausgabe eines menschlichen Schädels. Artimus schloss für Sekunden die Augen. Das musste doch ein billiger Traum sein, einer aus dem Sonderverkauf.
Doch es kam ja noch viel, viel schlimmer: Der Vorhang teilte sich, gab den Blick auf die Künstlerin des Abends frei. Ein Pfeif- und Johlkonzert ertönte augenblicklich, das van Zant den Beweis gab, aus welchem Grund die Gäste hier waren. Sicher nicht, weil sie sich für okkulte Dinge interessierten… erst recht nicht für Performance-Kunst. Sie waren hier um Fleisch zu sehen - nacktes Fleisch.
Rolas Auftritt hatte etwas Mystisches, das musste van Zant zugeben, doch das ging unter in der Tatsache, das sie nahezu nackt war! Mehr als so eine Art Lendenschutz trug sie nicht. Ihr ganzer Körper schimmerte bläulich. Irgendein Körperpuder, das sie auch im Gesicht aufgetragen hatte - zusätzlich zog sich horizontal ein roter Streifen über ihre Nasenpartie. Artimus wusste wirklich nicht, wohin er zuerst schauen sollte. Da war er wieder, der schüchterne Südstaatenjunge, der nach wie vor in ihm hauste, und der bei dem Anblick blanker Brüste rote Ohren bekam.
Rola war eine Schönheit, das gab er gerne zu. Und als sie zu tanzen begann, war van Zant nicht minder begeistert als der Rest der Anwesenden. Dennoch… irgendwie schämte er sich für die junge Frau, die er ja gerade einmal seit einer Stunde kannte. Rola verstand ihr Handwerk. In ihrer Darbietung steckte tatsächlich viel mehr als die pure Erotik, auf die es den zahlenden Kunden hier ankam. Artimus fragte sich, ob auch der große tiefschwarze Drache nur aufgemalt war, der sich von Rolas Brüsten bis fast zum Bauchnabel zog? Oder war das ein Tattoo?
Die Vorstellung dauerte gut eine Viertelstunde, dann verschwand Rola wieder hinter dem Pentagramm… begleitet von Beifallsstürmen geifernder Kerle, die gerne noch mehr gesehen hätten - im wahrhaftigen Sinn des Wortes!
Die Esoterik-Musik ebbte ab, machte typischer Club-Musik Platz. Artimus überlegte, wie er möglichst unauffällig von hier verschwinden konnte. Ehrlich gesagt reichte es ihm für heute. Doch dann tippte ihm Bobby auf die Schulter. »Rola bittet dich in die Garderobe. Na? Wie hat dir die Show gefallen?«
Artimus antwortete nicht, sondern folgte dem breitschultrigen Mann, der selbst ihn um Haupteslänge überragte. Was hätte er ihm auch sagen können?
Zu van Zants Erleichterung erwartete Rola ihn nicht im Evakostüm, sondern stand hinter einem Paravent, der nicht durchsichtig war. Van Zant hatte schon immer so seine Probleme mit dieser provokanten Nacktheit gehabt, die andere als Selbstverständlichkeit ansahen. Er musste nur daran denken, wie locker es in Zamorras Château Montagne oft zuging. Er akzeptierte das selbstverständlich - zudem hatte er mehr als genug nacktes Fleisch bei seinen Aufenthalten in den Schwefelklüften zu sehen bekommen. Trotzdem… er war froh, Rola nicht nackt und blau angemalt vor sich sehen zu müssen, auch wenn ihn dieser Anblick alles andere als kalt gelassen hatte.
Rola schimpfte laut. »Dieses Mistzeug… ich bekomme es nach der Show nie
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