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0881 - Zentrum der Angst

0881 - Zentrum der Angst

Titel: 0881 - Zentrum der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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war noch lange nicht gesättigt.
    Die Männer in den Kutten zogen sich zurück.
    Erst als sie außer Sicht- und Hörweite der Dreibeiner waren, blieben sie stehen, schoben ihre Kapuzen nach hinten in den Nacken.
    »Die Mauer von Armakath - Ort von rituellen Selbstmorden? Das ist mehr als nur makaber, aber sicher nicht der Hauptgrund, warum du mich hierher geschleppt hast, oder?« Der Mann sah seinen Begleiter fragend an, dessen langes schwarzes Haar bis über seine Schultern fiel. Sein hageres Gesicht, in dem unzählige Falten ihre Geschichten erzählten, erschien ernsthaft wie immer. Mehr als ein Lächeln konnte man ihm nicht abringen, und selbst dazu gehörte schon eine ganze Menge.
    »Nein, obwohl du das natürlich sehen solltest. Es ist ein Teil dessen, was Armakath mittlerweile ausmacht. Die weiße Stadt hat sich zu einem festen Teil der Hölle entwickelt. Die Schwarze Familie ignoriert sie, doch das beruht sicher nicht auf Gleichgültigkeit, sondern auf der Tatsache, dass Stygia und die anderen sich keinen Reim auf den Steinmoloch machen können. Die halbherzigen Versuche, Armakath einzunehmen, sie zu vernichten, sind ja eher kläglich gescheitert.«
    Eine lange Rede für einen, der eher als schweigsam bekannt war. Doch Dalius Laertes - der von Uskugen stammende Vampir, der sich zu einem festen Mitglied in Professor Zamorras Team entwickelt hatte - war noch nicht fertig. Er fuhr fort, während seine Augen fest auf die Stadtmauer gerichtet blieben.
    »Vordergründig bedeutet Armakath keine Gefahr für die schwarze Familie. Sie wächst, sicher, doch was hat das in den Schwefelklüften schon für eine Bedeutung?«
    Zamorra verstand - die wahren Ausmaße der Hölle waren niemandem bekannt. Sie war ständiger Veränderung unterworfen. Vielleicht glaubten Stygia und die anderen, Armakath würde wieder so verschwinden, wie sie gekommen war. So unmöglich schien dieser Gedanke hier ja auch nicht zu sein. Dennoch war Zamorra überzeugt, die Stadt könne sich dem hier herrschenden Wandel widersetzen.
    Armakath war eine Anomalie mit eigenen Gesetzen.
    Laertes fuhr fort. »Es gibt eine Art Gegenbewegung, zu der auch diese Dreibeiner zählen. Kleine Gruppierungen - zumindest im Augenblick. Sie sehen in Armakath ein Monument für die Geknechteten, die Rechtlosen, die es hier zuhauf gibt. Sie hoffen, die Stadt würde ihnen Schutz und Zuflucht geben, wenn ihre Lage aussichtslos wird. Unsinn, ich weiß, aber auch in der Hölle versetzt der Glaube Berge.«
    Zamorra war mehr als verblüfft, denn was Laertes ihm hier berichtete, war mehr als erstaunlich. War es nur ein Strohhalm, an den sich diese Gruppen klammerten? Oder verfügte die weiße Stadt über eine Ausstrahlung, die zu solchen Hoffnungen ermutigte? Letzteres konnte der Parapsychologe nicht glauben. Dalius Laertes wandte sich dem Franzosen zu. Die dunklen Augen des Uskugen fingen Zamorras Blick spielend leicht ein.
    »Keiner dieser Stadt gläubigen ahnt, was hier wirklich vor sich geht. Du auch nicht, habe ich Recht?«
    Zamorra verstand diese Worte nicht.
    »Du kannst es nicht fühlen, richtig? Ich schon. Ich spüre die Veränderung überdeutlich.«
    »Wovon redest du?« Zamorra war kein Freund von Rätseln. »Sprich Klartext, Dalius.«
    Der Vampir schien für Momente in sich hineinzuhorchen, dann nickte er.
    »Armakath steht eine Veränderung bevor, die Stadt entwickelt sich. Allerdings nicht in der Form, dass sie ihre Ausdehnung vorantreibt. Da ist etwas anderes… eine vollkommen neue Evolution, die in eine Richtung geht, die ich noch nicht verstehe. Ich bin überzeugt, das hat etwas mit dem Plan zu tun, was der auch immer beinhalten wird.«
    Der Plan - niemand ahnte auch nur ansatzweise, was darunter zu verstehen war. Die ominösen Herrscher hatten die weißen Städte vor ewigen Zeiten initiiert, hatten Urbane und Praetoren erschaffen… und vielleicht noch viel mehr. Zu welchem Zweck? Die Städte überzogen das All, wucherten auf Welten, beherrschten sie. Beharrlich, schier unaufhaltbar, vernichteten sie blühende Zivilisationen.
    Warum?
    Wenn ein Planet seiner weißen Stadt unterlegen war, wenn seine Bewohner vernichtet oder geflohen waren, dann geschah… nichts. Was dann blieb, das war eine schweigende Welt, in Stein erstarrt - wie das gigantische Monument eines wahnsinnigen Bildhauers. Zunächst hatten Zamorra und seine Mitstreiter denVerdacht gehegt, hier würde ein mächtiges Imperium entstehen, das seine Machtansprüche in alle Galaxien ausweiten wollte. Doch

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