0882 - Brennpunkt Milchstrasse
Ytter.
„Da, sie öffnet sich!" hörten sie Pyon Arzachena rufen.
„Feuern, Nchr!" schrie Gerziell.
Wortlos wandte Nchr dem Bildschirm, auf dem das Abbild Gerziells zu sehen war, den Rücken zu.
„Diese Welt hat keine Atmosphäre", stellte Hotrenor-Taak fest. „Sie scheint wenigstens teilweise hohl zu sein, aber ihre Masse ist größer als die von Terra und Luna zusammen. Der Durchmesser beträgt um die elf-tausend Kilometer."
„Aber die psionischen Felder, die den Planeten umgeben, sind keine Kraftfelder", stellte Nchr anhand er Informationen fest, die die Ortungsinstrumente geliefert und die der Computer analysiert hatte.
„Breite des geöffneten Schleusentors beträgt sechzig Kilometer", meldete Pyon Arzachena. „Die Höhe ebenfalls. Tiefe der Schleusenhalle wurde mit achtzig Kilometern ermittelt."
„Kannst du auch feststellen, aus was für Materialien die technischen Dinge bestehen, die wir sehen?" fragte Ytter. „Ich bekomme einfach nur wirre Analysen vom Bordcomputer."
„Das geht mir ebenso", meinte Pyon Arzachena.
„Hier ruft die SCHWERT DER GÖTTER!" sagte Gerziell. „Wir haben beschlossen, die Vernichtungsschaltung des Schiffes auszulösen, das die Götter uns anvertrauten. Andere Gys-Voolbeerah werden an unsere Stelle treten und den Willen der Götter erfüllen. Tba war, Tba ist und Tba wird sein in Herrlichkeit!"
„Du Narr!" rief Nchr. „Wenn du schon so vermessen bist, die Götter, die angeblich über die Welt des Ursprungs herrschen, für allmächtig zu halten, wie kannst du dann so kleinmütig sein und daran zweifeln, daß wir alle nach dem Willen ebendieser Götter hier sind!"
Er starrte auf den Bildschirm, auf dem Gerziells Abbild in keiner Weise zu erkennen gab, daß der Gys-Voolbeerah ihn gehört hatte.
Statt dessen hörte er wenige Sekunden später über Hyperkom die Stimmen zahlreicher Gys-Vollbee-rah den Gesang anstimmen, mit dem die Gys-Voolbeerah sich auf einen Kampf vorbereiteten, in dem ihre Überlebenschancen äußerst gering waren. Gleichzeitig rühmten sie mit diesem Gesang die Herrlichkeit des ewigen Tba.
„Ihr habt einen Narkosetrahler, wir nicht!" hörte Nchr den Laren rufen. „Warum betäubt ihr die Narren auf der SCHWERT DER GÖTTER nicht!"
„Das GESETZ läßt es nicht zu", antwortete Nchr tonlos.
„Das GESETZ?" wiederholte Hotrenor-Taak verblüfft. „Aber du hast doch selbst mehrmals gesagt, daß dieses GESETZ heute längst überholt ist!"
Nchr sagte nichts darauf, aber sein Gesicht schien zu versteinern. Er blickte starr geradeaus auf den Bildschirm, der das Abbild der SCHWERT DER GÖTTER zeigte - und seine Lippen bewegten sich, denn er hatte den Trauergesang der Gys-Voolbeerah angestimmt.
„Was sind das nur für Wesen!" sagte Hotrenor-Taak.
„Es sind Angehörige eines Volkes, das einst eine gewaltige Zivilisation aufbaute und später in alle Winde zerstreut wurde", erklärte der ehemalige Prospektor traurig. „Ihr einziger Trost während der Schrecken des gewaltsam aufgezwungenen Exodus war, daß sie sich mit allen Fasern an die Erneuerung ihres Tba klammern konnten, das sie in ihrer Vorstellung immer mehr hochidealisierten, obwohl es wahrscheinlich alles andere als herrlich gewesen war."
Hotrenor-Taak schwieg eine Weile, dann meinte er: „Ich staune darüber, daß du dich so stark in ihre Gefühle hineindenken kannst, Pyon."
Der alte Mann schüttelte den Kopf.
„Ich denke mich nicht hinein, Taak, ich fühle mich hinein, denn ich gehöre zu keinem bestimmten Volk. In meinen Adern fließt sowohl terrani-sches als auch araisches Blut. Ich bin ein entwurzelter Taugenichts!" Er schluchzte laut.
Der ehemalige Statthalter einer ganzen Galaxis starrte seinen Partner eine Weile lang forschend an, dann veränderte sich etwas an ihm. Plötzlich trat er zu Pyon, nahm ihn in die Arme und redete beruhigend auf ihn ein.
In der BORROQUITO, die schräg hinter der HOBBY-BAZAAR auf das offene Schleusentor zuflog, brach der Trauergesang der beiden Gys-Voolbeerah ab.
Nchr und Ytter blickten auf den Hyperkombildschirm, der noch immer Gerziell zeigte.
Langsam hoben sie die Arme und streckten sie nach dem Abbild Gerziells aus. Aus ihren Gesichtern schwand die düstere Trauer; sie wich allmählich dem Ausdruck milder Verzückung.
„Hört ihr!" flüsterte Ytter. „Wir sind aufgerufen, in Harmonie mit allen Brüdern im Kosmos zu verschmelzen!"
„Wir kommen, MAND AB A!" rief Gerziell verzückt. „Desaktiviert die Vernichtungsschaltung - für immer!"
Der
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