0882 - Brennpunkt Milchstrasse
gelebt", sagte Ytter. „Ich meine jetzt nicht die Gys-Voolbeerah aus M33 - die lebten in einer Roboterdynastie und lernten, deren hochwertige Positronengehirne so zu beherrschen, ohne daß die Roboter es merkten, daß sie auf ihnen gleich Virtuosen auf ihren Musikinstrumenten spielten."
„Musikinstrumente?" fragte Gerziell. „Was ist das?"
„Das ist im Moment nicht wichtig", wehrte Ytter ab. „Wichtig ist nur, daß wir Milchstraßen-MVs sehr viel von den alten und jungen, den lebenden und den toten Zivilisationen der Milchstraße gelernt haben. Unter anderem, daß Überheblichkeit und Unduldsamkeit nur vorübergehende Vorteile bringen, auf lange Sicht aber Niedergang bedeuten. Wir Nachkommen der Verstreuten haben so lange vergeblich nach dem Tba gesucht, daß es vielen von uns gar nicht mehr so wichtig erscheint, ob wir unsere Zivilisation auf den Überresten des alten Tba oder eine eigenständige Zivilisation der Gys-Voolbeerah aufbauen."
Er hob seine Stimme.
„Wir haben erlebt, wie fruchtbar die friedliche Kooperation verschiedener Zivilisationen ist, aber wir wissen, daß Zivilisationen, die zu friedlicher Kooperation auf der Basis absoluter Gleichberechtigung bereit sind, dünn gesät sind. Deshalb arbeiten wir mit der Liga Freier Terraner zusammen, denn sie sind eine der seltenen Ausnahmen. Und ich schlage vor, du überlegst dir ernsthaft, ob ihr von der SCHWERT DER GÖTTER nicht doch mit uns und mit anderen zusammenarbeiten könnt."
„Niemals!" entgegnete Gerziell.
„Da geschieht etwas!" rief Fazor. „Navigator, umschalten auf Übertragung hyperphysikalischer Phänomene in unseren Wahrnehmungsbereich!"
„Was geschieht?" fragte Gerziell.
Niemand antwortete ihm.
Dafür zeichnete sich auf den umgeschalteten Ortungsbildschirmen eine hyperenergetische Korona ab, die aus der goldgelben Sonne stieg und sich zu einer Spirale formte, die sich mit Hyperlichtgeschwindigkeit um die Sonne drehte und dabei ununterbrochen dünne fadenförmige Ketten hyperenergetischer Impulse weit in den Raum schleuderte.
Mit angehaltenem Atem schaute die Besatzung der ZYMAHR-ELK-ZEFT zu, wie die Fäden aus Hyper-energie rasend schnell ein gigantisches Netz webten, das sich mit Überlichtgeschwindigkeit ausbreitete und die drei Raumschiffe eingehüllt hatte, bevor darin jemand merkte, was gespielt wurde.
5.
ANORGANISCHE ZIVILISATION
Die Bordcomputer der HOBBY-BAZAAR und der BORROQUITO hatten selbständig auf die Bildzeichnung der hyperphysikalischen Phänomene umgeschaltet. Folglich waren auch ihre Besatzungen Zeugen des unheimlichen Vorgangs geworden.
Und sie begriffen genau wie Gerziell, daß die Zivilisation, die das System der goldgelben Sonne beherrschte, sie so mühelos eingefangen hatte wie eine Spinne drei müde da-hintaumelnde Eintagsfliegen in ihrem Netz fängt.
Und sowohl Hotrenor-Taak als auch Ytter schalteten die Paratron-schirmprojektoren „ihrer" Schiffe aus, als sie feststellten, daß die Schirme sich voll Sexadimenergie sogen und diese Energie auf die Projektoren schickten, die eigentlich umgekehrt sie mit Energie versorgen sollten.
„Wir besitzen, mit dem Zielcomputer gekoppelt, in der BORROQUITO je eine leichte Impulskanone, einen Detonator, eine Desintegrationskanone und einen Narkostrahler", berichtete Nchr seinen Freunden im Walzenschiff. „Aller Voraussicht nach werden wir uns damit nicht wirksam gegen die Intelligenzen verteidigen können, die uns in ihrem Netz gefangen haben."
„Wir haben nicht viel mehr zu bieten", meinte Pyon Arzachena. „Schließlich ist die HOBBY-BA-ZAAR kein Kampfschiff."
„Warten wir doch erst einmal ab, wer uns überhaupt eingefangen hat", sagte Hotrenor-Taak.
„Möglicherweise haben wir keinen Angriff zu befürchten."
„Nchr!" Das war Gerziells Stimme.
„Ich höre, Gerziell!" sagte Nchr.
„Ich habe über unsere Lage nachgedacht", erklärte Gerziell. „Wahrscheinlich läßt sich die Effizienz unserer Bewaffnung potenzieren, wenn wir gemeinsam kämpfen. Ich akzeptiere in diesem Sonderfall sogar die anderen und schlage vor, daß ich den Oberbefehl über unseren Kampfverband übernehme."
„Er leidet unter Lernschwierigkeiten", meinte Pyon Arzachena verbittert. „Vielleicht lernt er es nie."
„Gerziell, wir können Ihren Vorschlag nicht akzeptieren", antwortete Nchr auf das Angebot.
„Wir wollen nämlich nicht von vornherein annehmen, daß die Unbekannten, die uns eingefangen haben, uns damit schaden möchten. Es wäre uns lieber, wenn
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