0883 - Die große Pyramide
wieder änderte sich die Flugrichtung im rechten Winkel, nach vier Teilstücken schwebte der Gleiter um knapp einen Meter tiefer und begann eine neue Runde. Noch vier Umkreisungen, dann war die Pyramidenspitze dicker als zwölf Meter.
„Wenn die Terraner Zeit zum Lachen hätten, würden sie über uns alle ununterbrochen kichern!"
sagte der Wissenschaftler nach einer Weile. „Merkwürdig! Alles, was wir sehen, wirkt so, als befände es sich seit Jahrzehntausenden hier."
Der Gleiterpilot, der im wesentlichen nur die Automatik zu kontrollieren hatte, hob die Schultern. Er verstand nicht allzu viel von Ägyptologie.
„Vermutlich hätten's die alten Pharaonen auch lieber so als anders gtnabt. Soll seinerzeit ein ziemlich armes Gebiet gewesen sein."
„Mit einer hohen Kultur. Der höchsten zur damaligen Zeit", sagte der Wissenschaftler und richtete den Blick aufwärts.
„Heute haben wir keine Kultur, dafür geht's uns besser!" sagte der andere. Irgendwie hatte er recht; seit der Rückkehr von Gäa hatte sich noch nicht ein einziger Künstler einen Namen gemacht.
Kopfschüttelnd erklärte der Wissenschaftler etwas später: „Sich mit dir zu unterhalten, das ist so, als ob man im Dunkeln Schatten-boxen übt."
„Ein verdammt gutes Mittel gegen Schlaflosigkeit", pflichtete ihm der andere völlig ungerührt bei. „Willst du Streit?"
„Keineswegs. Ich sage nur, wie es ist."
„So ist es!"
Der Wissenschaftler mußte lachen. Er sah mit Zufriedenheit, daß sein Gerät funktionierte. Sie würden es anschließend an der Basis der Pyramide einsetzen; die Aufgabe hier übernahm das Supermorrison-Mes-ser, das bis zu zweihundert Meter Materie, allerdings nur Millimeter um Millimeter schaffte. Das Super-morrison brauchte allerdings nur eine der vier Flächen, da der Detektorstrahl anders arbeitete. Mit dem Su-permorrison arbeitete eine andere Gruppe weiter unten an den Pyramidenwänden.
Als der Gleiter sich eine Ebene tiefer befand, fragte der Pilot: „Was sucht ihr eigentlich? Was wollt ihr finden?"
„Keine Ahnung. Wir werden es wissen, wenn wir es haben."
„Alles nur wegen dem Angriff aus dem All? Nicht der erste Versuch, die Erde irgendwie zu treffen. Die Pyramide ist weit und breit das einprägsamste Ziel."
„Vielleicht, vielleicht auch nicht", entgegnete der Wissenschaftler. „Weder du noch ich wissen, was die unbekannten Fremden suchten."
Der Gleiter umrundete die nächste Kante. Die Maschine brummte auf, als sich das programmgesteuerte Gerät wieder senkte und die letzte Umkreisung der Pyramidenspitze begann. Die Aufzeichnung war noch immer korrekt; der Wissenschaftler sah die einzelnen Blöcke, die Dimensionen der Verkleidung, jede Fuge und jede Unregelmäßigkeit der einzelnen Steinquader. Hier oben jedenfalls gab es keinen Hohlraum und kein Geheimnis. Alles bestand aus „pharaonischer" Materie. Aber sie hatten kaum ein Dutzend Meter ausgemessen. Er warf einen letzten Blick auf die Landschaft und sagte, nachdem er das Gerät abgeschaltet hatte: „Jetzt können wir uns dem Frühstück widmen, Partner!"
Der Gleiter verließ seinen Platz und schwebte hinunter zum Dokumentationszentrum. Der Fachmann übergab einem Helfer die Bänder der Aufzeichnung und ließ sich vom Piloten zur Kantine bringen.
Mittag: Ein gelblackierter, schwerer Gleiter beschrieb seinen Weg entlang der östlichen Kante der Pyramide. Vom Boden aus betrachtet wirkte er wie ein plumpes Insekt, das lautlos an einer der dreieckigen Flächen hin und her flog und jedesmal eine Handbreit tiefer sank. Nur drei Männer und das schwere, außergewöhnlich wichtige Gerät waren an Bord.
Damals, als die Forscher des zwanzigsten Jahrhunderts diese Pyramide vermaßen und untersuchten, gab es diese Hilfsmittel noch nicht. Das Supermorrison-Messer jagte einen Strahl geradeaus durch die Materie, zweihundert Meter weit. Alles, was dieser Detektorstrahl erfaßte, wurde ebenso verzeichnet wie die Feststellungen des schwächeren und kleineren Gerätes. Aber es dauerte wesentlich länger.
Die Sonne strahlte nahezu senkrecht herunter.
Die Hitze nahm zu. Die Frauen und Männer, die an der Basis der Pyramide beschäftigt waren, schwitzten. Sie sahen die Notwendigkeit ihrer Arbeit zum größten Teil nicht ein, aber sie taten ihr Bestes. Aus vielen Mosaiksteinen würde sich irgendwann im Verlauf der nächsten Tage ein abgerundetes Bild ergeben.
Dann wußten sie alle, ob es dieses Geheimnis gab oder nicht!
Die Männer der Sicherheitsabteilung, von Chef
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