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0887 - Blutiger Nebel

0887 - Blutiger Nebel

Titel: 0887 - Blutiger Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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entfernten Welt. Sabeth bemerkte, dass auch sie ihre Arme erhoben hatte, als wolle sie ihrer Schwester zu Hilfe kommen, sie berühren.
    Sabeth verstand nicht genau, was da geschah, doch es war ihr klar, dass es falsch war! Überhaupt keine Frage - auf dieser fremden Welt lief etwas ab, das nur in einer Katastrophe münden konnte. Die Wächterin rappelte sich auf. Sie musste zur Wurzel, ihr davon berichten. Die Herrscher mussten davon erfahren - oder wussten sie es bereits? Sicher war das so. Trotzdem musste Sabeth etwas tun.
    Sabeth zögerte nicht länger. Sie machte sich auf zum Wurzelhaus.
    ***
    Artimus van Zant und seine Begleiter legten den Weg zum Schachtboden schweigend zurück.
    Jeder von ihnen hing seinen eigenen Gedanken nach, jeder horchte zugleich intensiv auf die Geräusche, die von der Oberfläche zu ihnen drangen. Ehe sie noch die Wurzelhöhle erreicht hatten, bebte der Boden unter ihren Füßen erneut, gefolgt von dem dumpfen Donnerschlag, der den Einsturz des dritten Gebäudes begleitete.
    Vinca von Parom ging in die Hocke, als sie den Schacht hinter sich gelassen hatten. Lakir tat es ihm gleich. Die beiden wechselten stumme Blicke, die dennoch beredt waren. Vinca streckte Artimus seine flache Hand entgegen, auf der ein kleines Knäuel Wurzelgespinst lag. Paroms Wurzel war alt - sehr alt. Das machte sich schon optisch bemerkbar, denn wie stellte man sich allgemein eine Wurzel vor? Knorrig, von grau-brauner Färbung, mit einer Oberfläche, die von Rissen und Wucherungen nur so strotzte… ja, und exakt so präsentierte sich Paroms Wurzel ihrem Betrachter. Die Wurzel Armakaths hingegen war jung, besaß eine spiegelglatte Oberfläche. Alles an ihr drückte Energie, Kraft und Unantastbarkeit aus.
    Im Lauf der vielen Jahre hatte Paroms Wurzel ihr feines Gespinst wie einen Teppich in der Höhle ausgelegt, der Boden, Wände und die Decke zugleich bedeckte. Mehr noch - von den Hauptsträngen der Wurzel gingen die feinsten Verästelungen in alle Richtungen ab, beherrschten die Höhle vollständig. Es war nahezu unmöglich den spinnwebartigen Wucherungen zu entgehen.
    Doch was Vinca Artimus da entgegenstreckte, das sah krank aus…
    Mehr noch - es war tot!
    Abgefault, das konnte van Zant an den Enden eindeutig erkennen. Der Physiker nahm Vinca das Knäuel ab, führte es ganz dicht an seine Nase heran. Der Geruch war kaum wahrzunehmen, nur ganz schwach war es vorhanden: Moder. Das musste noch nichts bedeuten, denn es war sicher nicht unüblich, wenn Teile des Gespinstes sich erneuerten, dabei altes Material abstießen.
    Van Zant machte ein paar Schritte in die Höhle hinein. Dann verharrte er vor einem unterarmdicken Wurzelstrang. Hart griff der Südstaatler zu, riss an den Verästelungen, die sich bei früheren Besuchen hier unten als äußerst widerstandsfähig erwiesen hatten. Davon war nun nichts mehr zu spüren. Artimus rupfte ein großes Bündel aus dem Strang, und sofort roch er den modrigen Gestank.
    Je weiter sie sich der eigentlichen Höhle näherten, desto intensiver wurde die Luft von diesem Flair des Vergänglichen geschwängert. Artimus konnte in Lakirs Augen erkennen, dass die Wächterin Angst vor dem hatte, was sie vorzufinden befürchtete.
    Aber wie konnte eine solche Veränderung in So kurzer Zeit abgelaufen sein? Artimus hatte Schwierigkeiten, den für ihn normalen Zeitablauf auf Parom einzuhalten, doch nach irdischer Zeitrechnung war es sicher nicht länger als ein paar Tage her, dass die Wurzel van Zant und Lakir mit Nachdruck aus der Höhle entfernt hatte.
    Van Zant hätte jeden Eid geschworen, dass da noch nichts von Moder und Fäulnis vorhanden gewesen war. Nur ein paar Tage? Van Zant dachte immer, die Wurzel einer weißen Stadt wäre resistent gegen einen solchen Prozess…
    Als sie die Wurzelhöhle betraten, drang der süßliche Duft des Todes mit Macht auf die drei Personen ein. Nein, gegen das Ende war die Wurzel nicht gefeit. Van Zant und die Paromer sahen sich um. Überall war zu erkennen, was hier ablief.
    Das Wurzelgespinst starb ab.
    Lakir war nicht mehr zu halten. Über den Teppich aus faulendem Geflecht hinweg hastete sie in Richtung der Wurzel. Das Symbol der Knotenwelten - vier Achsen, jede von ihnen kaum fingerdick doch gut drei Meter lang, die sich kreuzten, bildeten einen Stern; an jedem der acht Enden des Sterns prangte das Symbol des Knotens - schwebte über dem Wurzelkorpus.
    Doch wie sehr hatte der sich verändert!
    Grau und unansehnlich hatte Paroms Wurzel sich zuvor

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