0887 - Das Horror-Pendel
Pendel schwang von einer Seite zur anderen, genaueres konnte ich nicht erkennen, aber ich hatte den schrecklichen Schrei gehört und wußte, daß dieses mörderische Pendel sein Opfer gefunden hatte.
Es gab für mich nur den einen Weg, der mich auf das Pendel zuführte. Was ich tat, war gefährlich.
Geduckt hastete ich los. Das Jammern und Stöhnen der gequälten Kreatur wies mir die genaue Richtung.
HUSCH!
Wie ein mächtiger Todesbote wischte das Pendel an mir vorbei und schwang zur rechten Seite hin.
Mein Blick fiel nach vorn.
Ich sah den Tisch.
Und ich sah den Mann!
***
»John…«
Es hatte ein Schrei werden sollen, aber es wurde nicht mehr als ein schwacher, krächzender Ruf, in dem das Nichtbegreifen mitschwang, das Suko durchflutete.
Da war sein Freund nur wenige Schritte nach vorn gegangen, um die Schwelle zu überschreiten, aber er schien sie nicht gehört zu haben. Zumindest gab er keine Antwort. Er ging einfach weiter und drehte sich nicht mal um.
Als Suko es erneut versuchen wollte, legte ihm der Abbé eine Hand auf die Schulter. »Laß es sein, es hat wirklich keinen Sinn. John ist seinen Weg gegangen…«
»Aber er muß uns doch hören!«
Bloch hob die Schultern.
Suko wollte nicht so einfach passen. Bis zum Eingang des Castells waren es nicht mehr als zwei Schritte, die er rasch hinter sich gebracht hatte. Sie waren gemeinsam gekommen, und er wollte seinen Freund keinesfalls allein in diese andere Welt hineingehen lassen, die sicherlich voller Gefahren steckte.
»Nicht, Suko!«
Der Ruf erreichte ihn zwar, aber der Inspektor schaffte es nicht mehr, zu stoppen.
Dafür stoppte ihn der Eingang. Er prallte dagegen – vor ein NICHTS! Es gab kein Hindernis, und trotzdem kam der Inspektor nicht mehr weiter. Eine andere, fremde Kraft hielt ihn auf, drückte ihn, als wollte sie ihn zurückstoßen.
Ein Nichts und trotzdem eine Mauer!
Der Abbé hörte Sukos Fluch. Er sah, wie sich der Inspektor auf der Stelle drehte, ihn anschaute, und er sah auch den Schauer auf Sukos Gesicht.
»Es geht nicht«, flüsterte Suko. »Verdammt noch mal, es geht einfach nicht. Da ist ein Hindernis…«
»Nein, da ist nichts.«
»Doch, aber…«
»Es gibt keine Tür.«
Suko nickte. »Aber es gibt eine starke Kraft, die ähnlich wirkt wie eine Tür. Es gibt die verdammte Magie, die das Tor verschlossen hält. Sie ist vorhanden, sie hat es zugenagelt. Ich… ich … komme nicht durch.« Suko war aus dem Häuschen, wie jemand, der in diesem Moment die Welt nicht mehr begriff. »Man hat uns ausgeschlossen, verstehst du, Abbé? Ausgeschlossen hat man uns.« Obwohl er nicht laut gesprochen hatte, warfen die Felsen seine Worte zurück.
Bloch nickte nur. Es war müßig, nach einer Erklärung zu suchen.
Er mußte sich mit den Tatsachen ebenso abfinden wie Suko, und das erklärte er dem Inspektor auch. »John hat das Kreuz. Wir haben nichts. Es hat ihm den Zugang zu dieser Welt geöffnet, das müssen wir hinnehmen.«
»Und wir sind raus, nicht?«
»Vorläufig zumindest.«
Suko wollte es nicht akzeptieren. Er starrte nach vorn. Er sah die Öffnung, aber er sah auch das graue Licht, das ihm jetzt vorkam wie eine Wand.
Er hob die Schultern.
»Akzeptiert?« fragte Bloch.
»Für eine Weile. Ich frage mich nur, auf wen John Sinclair dort treffen wird. Glaubst du an Amero?«
»Ja, er wird sich sein Castell auch weiterhin als Zuflucht ausgesucht haben. Du kennst doch die Kraft des Kreuzes. Sie ist stärker gewesen als diejenige, die den Eingang für uns verschließt. Das sollte uns schon Hoffnung geben.«
So ganz wollte Suko das nicht akzeptieren. »Es kann auch ein Trick gewesen sein.«
Bloch hob die Schultern.
»Okay, und was machen wir? Ein erneuter Versuch wird wohl keinen Sinn haben.«
Der Abbé nickte. »Das stimmt.«
»Hast du einen Vorschlag? Du kannst dir ja denken, daß ich nicht aufgeben werde.«
»Dann müssen wir halt abwarten.«
»Abwarten?« murmelte Suko.
»Ja, warum nicht?«
Er hob die Schultern. »Ich weiß nicht, ob das gut ist.«
Der Abbé lächelte. »Es bleibt uns vorläufig nichts anderes übrig.«
Suko sah aus wie jemand, der das nicht akzeptieren wollte, schließlich tat er es mit einem verbissenen Nicken…
***
Harry Stahl sah das rote Blut fontänenartig aus dem Körper spritzen und gegen das mächtige Steinpendel regnen. Er sah zu, wie der Mann zerschnitten wurde, und er konnte sich jetzt auch vorstellen, welches Schicksal den anderen Verschwundenen widerfahren war.
Er
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