0887 - Die Verschollenen
Suskohnen nicht vor übelster Ketzerei zurück. Entsetzt stellte er fest, daß sie sogar gegen eine der als unverletzlich geltenden Stationen des Al-les-Rads - Välgerspäre - vorgingen. Er konnte sich ihr Verhalten nicht erklären.
Keinem wyngerischen Kommandanten wäre es eingefallen, sich so aufzuführen, wie die Suskohnen es taten. Keiner wäre ohne Absprache mit den Kryn und deren Zustimmung nach Välgerspäre geflogen. Niemand hätte es gewagt, einen Kommandanten so abfahren zu lassen.
Über Funk gab Maistral daher den Befehl, alles, was an militärischen Mitteln im Torgnisch-System mobil gemacht werden konnte, der 1-DÄRON entgegenzuwerfen. Von allen Planeten und den verschiedenen Monden von Välgerspäre starteten Raumschiffe und rasten dem Bereich entgegen, den die 1-DÄRON anflog.
Als Maistral sich vor die Positronik setzte„schaltete er das mit der Positronik verbundene Hauptfunkgerät ein.
„Die 1-DÄRON kann uns nicht entkommen", meldete sein Stellvertreter aus der Überwachungszentrale. „Sie kann nicht auf Välgerspäre landen, und ausweichen kann sie uns auch nicht mehr. Wir haben sie eingekugelt. Wenn die angeblichen Suskohnen ihre Haltung nicht ändern, ist es aus mit ihnen."
„Gut so", lobte Maistral. „Warten Sie mit dem Vernichtungsschlag, bis ich hier fertig bin. Es dauert nur noch einige Minuten."
„Diese Zeit benötigen wir ohnehin noch, bis wir die 1-DÄRON von allen Seiten zugleich packen können.
„Sehr gut", sagte Maistral. Er schaltete nicht ab, stellte jedoch den Ton aus, um nicht abgelenkt zu werden. Dann glitten seine Finger über die Tastatur der Programmpositro-nik. Sekunden später schon erschienen alle Daten, die über die Suskohnen in der Positronik gespeichert waren, vor ihm auf einem Großbildschirm.
Es waren herzlich wenig, doch für ihn reichten sie schon aus.
Er erfuhr, daß die Suskohnen als das Elitevolk der Wynger gegolten hatten. Sie hatten die Berufenen gestellt, bis keiner mehr von ihnen übriggeblieben war. Danach hatte das Alles-Rad sich auf die anderen wyngerischen Stämme stützen müssen, vornehmlich auf die kämpferischen Luf ken, von denen jedoch keine so hohe Leistung erwartet worden war wie von den Suskohnen.
Bilder von den Suskohnen erschienen auf den benachbarten Bildschirmen. Sie zeigten Männer mit kurzgeschorenem, kupferfarbenem Haar. Gleichzeitig wies die Positronik aus, daß die Suskohnen nicht nur das Elitevolk gewesen waren, sondern durch ihr Auftreten auch anderen stets bewußt gemacht hatten, wie die Rangordnung unter den Völkern war. Die Suskohnen hatten sich herablassend und überlegen aufgeführt und genau darauf geachtet, daß die anderen Wynger die Umgangsformen wahrten.
Von den Suskohnen waren ungewöhnlich viele kulurelle Impulse ausgegangen. Sie hatten ein Rechtswesen aufgebaut, das noch heute in fast allen Bereichen gültig war und nur wenig Änderungen erfahren hatte. Aber auch auf technischen Gebiet hatten sie Ungewöhnliches geleistet. Sie galten als die Erfinder des Hyperfeldantriebs. Auf ihren Werften waren die Raumschiffstypen entwickelt worden, die auch jetzt noch - nach zwanzigtausend Jahren - als die optimale Lösung betrachtet wurden.
Die Achtung vor den Suskohnen wuchs von Information zu Information mehr in Maistral. Um so mehr empörte ihn das Auftreten jener Fremden in der 1-DÄRON, die sich als Suskohnen ausgaben. Maistral konnte sich nicht vorstellen, daß er es wirklich mit Suskohnen zu tun hatte.
Mehr als zwanzigtausend Jahre waren verstrichen, seit die letzten Suskohnen berufen worden waren und über Starscho nach Välgerspäre gegangen waren. Seitdem hatte man nie wieder etwas von Suskohnen gehört. Und jetzt sollten sie aus der Unendlichkeit zurückgekehrt sein? Nach mehr als zwanzigtausend Jahren?
Maistral lächelte zornig.
Ihn konnten sie nicht täuschen. Er wußte, daß kein menschliches Wesen zwanzigtausend Jahre alt werden konnte. Selbst durch die Zeitdilatation konnten die Fremden nicht erklären, wie sie diese Zeitspanne überbrückt hatten.
Es waren Betrüger und Ketzer. Das stand nun endgültig für ihn fest. Dabei blieben jedoch noch zahllose Fragen für ihn offen. Wie war es möglich, daß sie auftraten wie Suskohnen und offenbar alles über die Suskohnen wußten? Woher hatten sie diese Informationen? Wie konnten sie es wagen, das Alles-Rad in dieser Weise herauszufordern? Waren sie sich dessen nicht bewußt, daß sie sich gegen die überlegene Flotte nicht behaupten konnten, oder waren
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