0887 - Die Verschollenen
Wir sind Ihnen schon sehr weit entgegengekommen."
„Vor kurzen habe ich mit Kommandant Danir gesprochen."
Der Mund unter der Maske lächelte herablassend.
„Da wußten wir noch nicht, mit wem wir es zu tun haben."
Kaistell war erneut nahe daran, die Nerven zu verlieren.
„Sehen Sie auf die Ortungsschirme", empfahl er. „Wenn Ihre Geräte noch einigermaßen in Ordnung sind, werden Sie feststellen, daß Ihnen eine Flotte entgegenfliegt."
„Sollte mich das überraschen?"
fragte der Maskierte. Er fühlte sich offenbar nicht im geringsten bedroht, sondern sah in der Flotte ein Empfangskomitee, das in Art und Umfang den Ansprüchen gerecht wurde, die ein Suskohne nun einmal stellte.
Kaistell schluckte.
„Sehen Sie", sagte er mühsam beherrscht. „Sie täuschen sich furchtbar. Diese Flotte wird Ihr Schiff in eine atomar glühende Kleinstsonne verwandeln, wenn Sie nicht augenblicklich tun, was ich verlange."
„Ich verstehe", entgegnete Kasaidere. „Die Volksstämme der Wynger sind ins Barbarentum zurückgefallen."
Das war wiederum zuviel für Kaistell. Er brach den Dialog ab und schaltete die Funkgeräte aus.
Gegen einen derartigen Hochmut war er hilflos.
Alaska Saedelaere lehnte sich aufatmend zurück.
„Hoffentlich habe ich nicht zu dick aufgetragen", sagte er.
„Es war genau richtig", entgegnete Kershyll Vanne. „So und nicht anders hätten sich die echten Suskoh-nen bei ihrer Rückkehr auch verhalten."
„Ich kann Kaistell verstehen", versetzte Atlan-Gantelvair. „Ich wäre an seiner Stelle auch in Schwierigkeiten gekommen."
„Tatsache ist leider, daß von Starscho wirklich eine Flotte kommt", stellte Rhodan-Danair fest.
„Wir dürfen das Spiel also nicht übertreiben. Es sieht nicht so aus, als würde man uns unkontrolliert durchlassen oder uns einen Hinweis darauf geben, wohin wir eigentlich fliegen müßten, wenn wir von einer Expedition zurückkehren."
„Wir dürfen jetzt keine Schwäche zeigen", wandte Atlan-Gantelvair ein. „Vielmehr müssen wir konsequent auf der Linie weitermachen, die wir bisher verfolgt haben, wenn wir glaubwürdig bleiben wollen."
„Dann bleibt uns nur eine Möglichkeit", sagte Rhodan. „Wir müssen beschleunigen, das Torgnisch-System weitgehend durchqueren, um die Flotte zu umgehen, und dann Väl-gerspäre direkt anfliegen. Dabei haben wir dann die Möglichkeit, unsere Plondfair-Story aufzutischen."
„Das bedeutet, daß wir ein erhöhtes Risiko eingehen", stellte Alaska fest.
„Allerdings", erwiderte Rhodan. „Wir können es uns jedoch nicht leisten, Verhandlungen mit dem Flottenkommandanten aufzunehmen. Den könne wir nicht so herablassend behandeln. Er fühlt sich mit Sicherheit uns gleichgestellt, wenn nicht gar übergeordnet. Er könnte daher den Befehl geben, das Feuer gegen uns zu eröffnen, wenn wir nicht die 'richtigen Antworten geben."
Er gab Mentro Kosum ein Zeichen.
„Beschleunigen", befahl er.
Der Kosmonaut hatte die notwendigen Kursberechnungen längst mit Hilfe der Bordpositronik durchgeführt.
Die 1-DÄRON jagte mit plötzlicher Beschleunigung in das Torgnisch-System hinein.
Kaistell gab Feuerbefehl, doch er reagierte viel zu spät.
5.
Maistral, der Priester, der auf Starscho die Leitung der Raumüberwachung innehatte, übergab seine Aufgaben an einen Stellvertreter.
„Ich muß herausfinden, mit wem wir es zu tun haben", erklärte er.
Wie jeder andere Wynger wußte er, daß es vor Jahrtausenden das Volk der Suskohnen gegeben hatte. Es gab genügend geschichtliche Überlieferungen von ihnen, die er jedoch für Legenden ohne tieferen Wahrheitsgehalt angesehen hatte. Daher glaubte er nicht, daß es sich bei den Fremden in der 1-DÄRON tatsächlich um Suskohnen handelte.
Er verließ die Überwachungszentrale auf Starscho und wechselte in einer Fahrkabine, mit der er durch einen Tunnel in eine andere Stadt raste, in ein historisches Forschungszentrum über. Hier waren unendlich viele Daten aus der Geschichte der wyngerischen Völker gespeichert. Alle waren jedoch nicht vorhanden. Dazu hätte die Speicherkapazität der positronischen Geräte auch gar nicht ausgereicht. Dennoch konnte Maistral hoffen, wesentliche Informationen vorzufinden.
Hin und wieder fragte er über Funk in der Überwachungszentrale nach, wie sich die 1-DÄRON verhielt und welche Befehle der Flotte übermittelt wurden.
Schon bald bereute er, seinen Platz in der Überwachungszentrale verlassen zu haben, denn es schien, als schreckten die angeblichen
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