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0889 - Der Robot-Vampir

0889 - Der Robot-Vampir

Titel: 0889 - Der Robot-Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schon wartet«, sagte er, »solltet ihr euch wenigstens etwas Proviant mitnehmen.«
    Ich tippte gegen meine Stirn. »Essen in der Leichenhalle, wie?«
    »Und auch trinken.« Tanner hatte seinen Spaß. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, John, die Toten sind ruhig, die essen und trinken euch nichts weg. Und sollte euch ein Vampir begegnen, so wird er den Tee stehenlassen und sich um euer Blut kümmern.«
    »Danke für den Rat.«
    Glenda Perkins war zur Seite gegangen. Sie konnte den Humor des Polizisten nicht nachvollziehen.
    »Schafft ihr sie in eure Leichenhalle?«
    »Wenn du willst.«
    Ich nickte. »Ist mir recht. Wann sollen wir dort sein?«
    »In einer Stunde, würde ich meinen.«
    »Gut, wir sind pünktlich. Erinnere gewisse Türwächter oder andere Typen daran, daß Besuch kommt.«
    »Werde ich machen.«
    Glenda verabschiedete sich von Tanner mit einem knappen Nicken. Sie schüttelte sich. »Ich kann ihn heute nicht hören. Sein Sarkasmus läßt mich frösteln. Das wäre vielleicht anders, wenn ich nicht persönlich betroffen gewesen wäre, aber so geht mir das doch unter die Haut.«
    »Verstehe ich, Glenda. Aber Tanner ist ein alter Profi. Wenn er immer gleich Mitleid haben würde, ginge er seelisch kaputt. Du mußt ihm das nachsehen.«
    »Habe ich schon längst.«
    »Okay.«
    Kein Licht mehr. Der Bereich des kalten Lampenscheins war von uns verlassen worden. Die Düsternis und die Kälte des Parks hatten uns geschluckt. Glenda hatte mir erzählt, daß ihr die Umgebung wie eine Kulisse vorgekommen war, und dieser Eindruck überfiel auch mich, als ich mich umschaute, ohne allerdings die Furcht zu empfinden wie Glenda. Ich kam mir einfach so vor, als würde ich gar nicht hierher gehören.
    Der Frost hatte die Bäume weißgrau werden lassen. Über uns lag der Himmel wie ein mächtiges Gepäckstück, das weder einen Anfang noch ein Ende hatte. Sterne funkelten, als wären in dieses Gepäck Löcher hineingeschnitten worden, um das darin befindliche Licht schimmern zu lassen.
    »Die Welt ist kalt und fremd«, sagte Glenda leise. »Ich denke, daß ich hier nie mehr joggen werde.«
    »Das ist verständlich.« Ich wollte weitergehen, aber sie hielt mich fest. »Ich habe diesen Killer nicht gesehen, John, ich weiß also nicht, ob er ein Vampir ist oder nicht. Aber er hat mir Angst, verfluchte Angst eingejagt. Er war da und doch nicht vorhanden. Ich spürte seinen Geist, das Böse.«
    »Das kommt vor.«
    »Danke.«
    »Wofür?«
    »Daß du mich nicht ausgelacht hast.«
    »Warum sollte ich denn?«
    »Ich weiß es nicht. Für eine halbe Polizistin habe ich mich nicht eben super benommen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich war einfach zu lange in meinen eigenen Schock oder Schreck vertieft gewesen. Vom Hören des Schreis bis zu einer Reaktion hat es verdammt lange gedauert.«
    »Bist du eine Maschine! Glenda?«
    »Ich hoffe nicht.«
    »Eben. Du hast dich absolut normal verhalten. Du hast an nichts Böses gedacht - wieso auch? Dann ist die andere Seite über dich gekommen. Sie hat den Tod geschickt, die Angst, den Schrecken, all das Blut. Es ist normal gewesen.«
    »Sicher, John, doch Britt Owens ist tot, und das ist nicht normal, verdammt!«
    »Schicksal.«
    »Ist das wirklich so einfach?«
    »Nein, aber ich schütze mich damit selbst. Ich kann nicht immer nach irgendwelchen Erklärungen forschen. Dann würde ich irgendwann einfach nur grübeln und an nichts anderes mehr denken. Ich würde die Realität aus den Augen verlieren, und sie gehört nun mal zu meinem Job, obwohl er manchmal verdammt realitätsfern ist.«
    »Stimmt auch wieder.«
    Wir hatten den großen Weg verlassen, waren auf einem schmaleren Pfad weitergegangen. Es gab keine Neugierigen mehr in unserer Umgebung, wir waren wirklich allein, und weit hinten, wo die Kollegen standen, da schwamm die Lichtinsel wie ein großer, kalter Mond, der seinen Weg vom Himmel nach unten gefunden hatte und irgendwo hängen geblieben war.
    Der Rover stand an seinem Fleck wie ein großer, dunkler Schatten, der auf dem Boden festgefroren war. Glenda bat darum, zuerst zu sich gefahren zu werden, weil sie sich umziehen mußte.
    »Das war doch klar.«
    Sie lächelte.
    Ich lächelte zurück. Glenda brauchte eine gewissen Aufmunterung. Über den Wagen hinweg schauten wir uns an. Vielleicht etwas länger als gewöhnlich, und das war auch der Grund, weshalb mir die Veränderung in ihrem Gesicht auffiel.
    Das Lächeln zerbrach.
    Starr wurde das Gesicht.
    Groß die Augen.
    Dann

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