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0889 - Eishauch des Todes

0889 - Eishauch des Todes

Titel: 0889 - Eishauch des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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äußerst auffällig, dass in beiden Fällen die Opfer sich untereinander sehr ähneln. Und dass du, Zamorra, etwas Ähnliches erlebt hast, spricht ebenfalls dafür, dass es einen gemeinsamen Hintergrund gibt. Das alles ist kein Zufall, davon bin ich absolut überzeugt.«
    Zamorra wusste ebensogut wie Robin, dass es sich bei diesem Hintergrund um die mysteriösen magischen Puppen handelte. Vor Podhalanski wollte es jedoch keiner der beiden aussprechen - es war nicht nötig, dass der Mediziner etwas davon erfuhr.
    Der Chefinspektor wandte sich an Zamorra. »Es gibt einen Zeugen dieses Mordes, den Bruder des Toten, der irrtümlich der Tat verdächtigt wurde. Noch sitzt er in Untersuchungshaft, aber es spricht wohl nichts dafür, ihn weiter festzuhalten. Wir sollten ihn befragen, doch momentan ist etwas anderes wichtig. Der Mord liegt nicht ganz zwanzig Stunden zurück.« Die Art, in der er diese Worte betonte, ließ keinen Zweifel darüber, warum er sie aussprach - er wusste über die Möglichkeit der Zeitschau Bescheid.
    Zwanzig Stunden… das lag nahe an der Obergrenze der Zeitspanne, die Zamorra in die Vergangenheit schauen konnte. Es würde eine Menge Kraft kosten. Sie durften keine weitere Zeit verlieren. Jede Minute, die ungenützt verstrich, würde es zusätzlich erschweren. »Wir müssen sofort an den Tatort.«
    Podhalanski streckte Zamorra das Amulett hin, das er immer noch in der Hand hielt. »Das sollten Sie wohl mitnehmen.«
    Aus einer Laune heraus beschloss der Dämonenjäger, dem anderen, der ihm in den wenigen Minuten, die sie gemeinsam verbracht hatten, durchaus sympathisch geworden war, etwas zu denken zu geben. »Sie haben gezeigt, dass Ihre Gedanken offen sind auch für übernatürliche Dinge. Wissen Sie was, Owczarek? Ich darf Sie doch so nennen? Ihre Eltern hatten recht.«
    In diesem Augenblick rief Zamorra das Amulett.
    Es verschwand zwischen den Fingern des Mediziners und materialisierte in Zamorras Hand. Podhalanskis Augen weiteten sich.
    Der Meister des Übersinnlichen hakte Merlins Stern an das Silberkettchen. »Und Sie haben auch recht, wenn Sie wieder an Wunder glauben.«
    ***
    Sie schaute sich im Spiegel an.
    Nicht schlecht , dachte sie. Im nächsten Augenblick ekelte sie sich vor sich selbst - ein Gefühl, das sie innerlich schier zerreißen wollte.
    Der Preis, den sie für ihr Aussehen bezahlte, war hoch. So hoch, dass sie ihn eigentlich nicht zahlen durfte. Und doch blieb ihr keine andere Wahl.
    Sie musste es tun. Es war ihr bestimmt. Auch wenn sie nicht beim Namen nennen konnte, was sie dazu zwang, gab es doch keinen Ausweg. Zumal sie, wenn sie völlig ehrlich zu sich selbst war, auch nicht mit voller Kraft danach suchte.
    Warum sollte sie gegen ein Schicksal rebellieren, das ohnehin unabänderlich war und am Ende, nach all dem Leid für sich und andere, ein gutes Ergebnis hervorbrachte?
    So war es eben.
    So war sie eben.
    Es lag in ihrer Natur.
    Sie vermochte es nicht zu ändern.
    Jeder hatte sein Schicksal, seine Vorherbestimmung. Der eine segnete seine Mitmenschen, der andere nicht. Manche Tiere fraßen Gras, andere töteten diese harmlosen Wesen und fraßen wiederum sie auf.
    So einfach war das. Die Liste der Ausreden, die sie sich zurechtgelegt hatte, war lang. Nach jedem Mord fügte sie dieser Liste einen weiteren Punkt hinzu. Aber auch das vermochte nicht, ihr inneren Frieden zu schaffen.
    Seit sie sich ihrer selbst bewusst worden war, musste sie töten. Und sie würde sich von ihrem schlechten Gewissen nicht davon abhalten lassen.
    »Es ist notwendig«, flüsterte sie. »Notwendig, notwendig, notwendig.«
    Sie lauschte dem schalen Klang der Worte nach. Es lohnte nicht, noch länger darüber nachzudenken. Es gab kein Ergebnis, sie würde sich nur Stunde um Stunde immer weiter im Kreis drehen.
    Dieses Thema musste sie gedanklich abhaken, durfte nicht länger zurückschauen, sondern musste sich nach vorne orientieren.
    Im Spiegel sah sie ein Gesicht, das fast perfekt war. Am stärksten faszinierte sie die blonde Flut an Haaren, die ihr Gesicht einrahmte. Sie waren schön. So schön, dass es ihr wehtat.
    Es schmerzte in ihrem Herzen, das seit dem letzten Mord zu schlagen begonnen hatte. Noch immer faszinierte sie dieses schlagende Pochen.
    Die Puppe hatte sich sogar selbst verletzt, um zu sehen, ob dieser Herzschlag tatsächlich Blut durch ihre Adern transportierte. Doch aus dem kleinen Schnitt war kein Tropfen ausgetreten… das Pochen diente nur dazu, Menschlichkeit zu simulieren.

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