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0889 - Eishauch des Todes

0889 - Eishauch des Todes

Titel: 0889 - Eishauch des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Waffe keinen Millimeter zur Seite bewegte. »Und damit du dich keinen Illusionen hingibst: Ich kann mit diesem Ding hier durchaus umgehen. Ich habe schon mit Handfeuerwaffen geschossen, als du… hm, sagen wir, noch eine Marionette warst. Und so ein hübsches kleines Dum-Dum-Geschoss wird von deinem Schädel nicht viel übrig lassen. Aber wem erzähle ich das - du hast es oft genug gesehen, nicht wahr?«
    Die Killerpuppe verzog verächtlich das erstaunlich menschliche Gesicht. Es war nicht zu vergleichen mit dem der Kreatur, die Zamorra und Nicole am Pool von Château Montagne angegriffen hatte. Nichts wies darauf hin, dass ein künstliches Geschöpf vor Zamorra am Boden lag. Die Mimik, die Augen, die Haare… alles war perfekt ausgebildet.
    »Du weißt erstaunlich gut Bescheid«, sagte der Killer. »Aber auch das wird dir nichts nützen. Du wirst mich nicht töten, sonst hättest du es schon längst getan. Du bist nicht wie ich, dass du einfach so schießen wirst. Ich kenne keine Skrupel - du schon.«
    Der Meister des Übersinnlichen spannte den Abzugshahn. »Da wäre ich mir nicht so sicher. Einer deiner Kollegen hat meine Freundin fast getötet und war auch zu mir nicht gerade freundlich. Ich habe also wenig Hemmungen dir gegenüber, glaub mir das.« Er spannte den Zeigefinger; es fehlten nur noch Millimeter, bis das tödliche Projektil den Lauf verlassen würde. Natürlich hatte die Puppe Recht - Zamorra würde niemals ohne Not schießen, aber das brauchte er ja nicht zuzugeben. Ein kleiner Bluff hatte schon so manches Mal Wunder gewirkt.
    Der andere erstarrte, als wäre er zu Eis gefroren. »Was willst du damit sagen?«
    »Dass ich auf euch Puppendinger nicht besonders gut zu sprechen bin!«
    »Nicht das - du kennst andere, die so sind wie ich?« Die Puppe setzte sich auf, ohne auf Zamorras Befehl zu achten, sie solle liegen bleiben. »Ich bin… ich bin also nicht der einzige?«
    Zamorra pfiff leise durch die Zähne. Sofort erinnerte er sich daran, was die andere Puppe gesagt hatte, ehe sie starb: Bin ich der einzige? Offenbar umgab diese Kreaturen ein Geheimnis, das nicht einmal sie selbst kannten. Sie wussten nichts vom jeweils anderen. »Sag mir, was und wer du bist, dann gebe ich dir vielleicht eine Antwort auf deine Frage.«
    »Du musst es tun!« In den Augen glühte etwas, das Zamorra nur zu genau kannte. Da paarte sich glühender Eifer mit überspitztem Fanatismus… diese Puppe war geradezu besessen davon, diese für sie offensichtlich existenzielle Frage zu klären.
    »Hörst du - wer immer du bist, Fremder - du musst mir sagen, was du weißt! Nimm die Waffe herunter, ich werde dich nicht angreifen. Es gibt keinen Grund, dich als Feind zu betrachten.«
    »Und das soll ich dir glauben? Ausgerechnet dir soll ich vertrauen, einem Mörder, der jeden brutal erschießt, der so aussieht wie er selbst? Da gibt es eine Kollegin von dir, die geht wenigstens etwas dezenter vor und zerballert ihren Opfern nicht gleich den halben Kopf!« Er wählte ganz bewusst diese harte und primitive, aber auch überaus deutliche Formulierung. »Was du tust, ist widerwärtig und verachtenswert! Nicht nur, dass du mordest, nein, du ergötzt dich auch noch am schrecklichen Anblick deiner Opfer!«
    »Ich muss es tun! Was bleibt mir denn übrig? Es ist meine Bestimmung! Und wer könnte gegen seine Bestimmung rebellieren? Außerdem täuschst du dich - ich habe meine Waffe nur deshalb gewählt, damit meine Opfer nicht leiden müssen. Sie sind sofort tot, denn es gibt keinen Grund, sie zu quälen. Ich töte nicht aus Sadismus, sondern aus einer Notwendigkeit heraus!«
    »Zum Töten gibt es nie eine Notwendigkeit! Du kannst dich stets frei entscheiden, etwas zu tun oder nicht.« Zamorra fragte sich, ob diese Behauptung tatsächlich der Wahrheit entsprach. Für einen Menschen galt sie… aber was wusste er schon über diese Puppenwesen? Es war durchaus möglich, dass sie völlig anderen Gesetzen unterlagen, Gesetzen, die einer anderen Form von Magie unterlagen, als die, mit denen er täglich zu tun hatte. »Auch mir war es angeblich einst bestimmt zu töten, aber ich entschied mich dagegen! Aus meinem freien Willen heraus. Diese Entscheidung zog weit reichende Konsequenzen nach sich und tut dies immer noch, aber ich bereue sie nicht!«
    Die Puppe gab ein dumpfes Lachen von sich, in dem nicht der kleinste Funke Humor mitschwang. »Ich kenne deine Situation nicht, aber du kannst sie nicht mit meiner vergleichen. Du bist ein Mensch, ich

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