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0889 - Eishauch des Todes

0889 - Eishauch des Todes

Titel: 0889 - Eishauch des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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jedoch…« Sie sprach den Satz nicht zu Ende. »Und deshalb muss ich wissen, was du über andere weißt, die so sind wie ich.«
    Zamorra konnte kaum glauben, was in diesen Momenten geschah. Da stellte er einen Mörder, einen unheimlichen, auf magische Weise beseelten Killer - und diskutierte mit ihm! Er hatte geglaubt, in seiner Laufbahn als Dämonenjäger schon alles erlebt zu haben, aber diese Minuten straften diese Einschätzung mal wieder Lügen.
    Wie schon so oft, wenn das Schicksal, oder welche Macht auch immer, eine neue Kapriole schlug. »Zuerst wirst du reden! Ich habe es dich schon einmal gefragt: Was bist du?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Woher kommst du?«
    »Wenn ich das nur wüsste. Ich kam in diesem Haus zu mir. Seitdem hat nie jemand die Tür geöffnet außer mir - und dir vor wenigen Augenblicken. Irgendjemand hat diese Wohnung offenbar für mich vorbereitet.«
    »Vielleicht derselbe, der dich…« Er verkniff sich das Wort geschnitzt. »… geschaffen hat?«
    »Diese Vermutung liegt nahe. Aber ich kenne ihn nicht. Ich weiß nichts über ihn. Wenn es überhaupt ein solches Wesen gibt. Womöglich existiere ich einfach aus mir selbst heraus. Einfach deshalb, weil ich bin. Könnte das nicht Grund genug sein?«
    Diese Worte erschreckten den Meister des Übersinnlichen. Wofür hielt sich diese Kreatur ihm gegenüber? Für einen Gott? Ganz offenbar war er über seiner Sonderstellung und seinem ihm selbst unbekannten Schicksal wahnsinnig geworden und von Hybris und Selbstüberschätzung zerfressen. »Wieso mordest du?«
    »Um der sein zu können, der ich bin und sein muss. Von jedem Opfer nehme ich etwas auf, und mein Äußeres wandelt sich. Ich war nicht von Anfang an eine solch perfekte Nachbildung eines Menschen. Mit jeder Lebensessenz, die ich inhalierte, verwandelte sich mehr von meinem… meinem Holz in lebendiges Fleisch.«
    Dem Dämonenjäger wurde übel, als er diese Worte hörte. »Deshalb tötest du Männer, die dir ähneln? Weil du dich ihnen dann äußerlich angleichst?«
    »So ist es, und deshalb droht dir von mir keine Gefahr. Was würde es mir nützen, nach dem nächsten Mord etwas von deinem Wesen aufzunehmen? Meine Züge wären wieder unrein und falsch… es gibt Merkmale, die ich ausbilden musste. Der Prozess ist abgeschlossen - sieh mich an. Ich bin fertig. Ich werde nie wieder töten müssen. Warum sollte ich es auch tun? Also lass mich in Frieden leben.«
    Zamorras Hände krampften sich um den Griff der Waffe. So einleuchtend die Erklärungen seines selbstherrlichen Gegenübers auf einer gewissen Ebene auch klangen - ein fataler Denkfehler steckte in ihnen. »Selbst wenn dies den Tatsachen entspricht, musst du dich für das verantworten, was du bereits getan hast.«
    »Ich war eine Holzpuppe! Es bildete meine Bestimmung, zu töten, auf dass ich Mensch werde. Nur deshalb wusste ich auch instinktiv, was ich zu tun hatte. Willst du mich deswegen anklagen? Weil ich gemäß meiner Bestimmung handelte?«
    Die Selbstverständlichkeit, mit der der andere sprach, traf den Meister des Übersinnlichen im Innersten. Dieses Wesen war sich keiner Schuld bewusst, handelte nach einer fremdartigen Ethik, obwohl es ganz offensichtlich dachte und fühlte wie ein Mensch - es war kein Dämon, der aus sich heraus böse war. Kein Gegner, den es um jeden Preis zu bekämpfen und zu vernichten galt - oder doch? »Andere werden sich mit der Frage beschäftigen müssen, ob du schuldig bist oder nicht. Aber ganz gewiss werde ich dich nicht gehen lassen.«
    Zamorra hätte beinahe gelacht. Wer sollten diese andere sein, von denen er sprach? Wer konnte wie ein Richter über diesen speziellen Fall entscheiden? Er ahnte, dass die Schwierigkeiten im Zusammenhang mit den mysteriösen Holzpuppen noch lange nicht zu Ende waren. Sie begannen gerade erst.
    Mit einem Mal schien es auch eine Erklärung für das zu geben, was die Puppe vor dem Pool im Château gesagt und getan hatte. Sie hatte Zamorra attackieren wollen, weil er äußerlich dem Bild ihrer Opfer entsprach - und dabei war ihr Nicole in den Weg getreten. In blindem Eifer hatte sie zugestochen und Nicole fast getötet… eine Tat, die die Puppe in eine ethische Zwickmühle stürzte. Sie hatte ihren letzten Worten nach wohl ohnehin damit gerungen, dass sie Menschen mordete, aber wohl dieselbe Entschuldigung vor sich selbst gefunden wie ihr Artgenosse. Erst als sie einen anderen Menschen scheinbar ermordet hatte, da war in ihr eine Sicherung durchgebrannt. Sie hatte

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