089 - Das Heer des Untoten
wich. Dann waren da Bobby und Gerald, zwei stille Jungs, mit denen Dorian noch kaum Kontakt gehabt hatte. Sie waren ziemlich neu hier, und Alex hatte sie wohl überrumpelt mit seinen Angebereien, daß sie ihm auf den Leim gegangen waren. Und schließlich Brad, ein hochgeschossener sommersprossiger Kerl, der gern seine Fäuste gebrauchte, und das mit Erfolg - vermutlich, weil ihm seine roten Haare eine Menge Spott eingebracht hatten.
Er war der Gefährlichste der Alex-Clique. Vor ihm mußte man sich in acht nehmen.
Vor ihm und vor Mother Goose.
„Gehen wir", sagte Dorian kurz. „Ich stehe unter Zimmerarrest. Möglicherweise kommt jemand nachsehen. Je früher wir es also hinter uns bringen, desto besser."
„Ganz meine Meinung", stimmte Alex zu. Er war ein muskulöser Junge, bullig, mit einem runden, fast feisten Gesicht, das nicht unsympathisch wirkte. Was ihn unsympathisch machte, für Dorian wenigstens, war seine Art, die Dinge nur aus seiner Warte zu sehen, keine andere Ansicht gelten zu lassen und sich aufzuspielen, wann immer sich dazu Gelegenheit bot.
Sie schlüpften unter dem hohen Maschenzaun durch. Die Öffnung war nur wenigen bekannt und auch bisher nicht beseitigt worden, obwohl der Zaun regelmäßig von der Internatsleitung kontrolliert wurde.
Danach ging es in den Wald.
„Ausfächern", bestimmte Alex. „Geradeaus. Wir treffen uns am Seeufer. Seid leise."
„Warum ausfächern?" fragte Peter mißtrauisch. „Wir könnten uns verlieren. Bist du darauf aus, jetzt, wo es ernst wird?"
„Ach, halt die Klappe", antwortete Alex. „Wenn wir hier alle auf der Stelle trampeln, entsteht bald ein sichtbarer Pfad, und sie finden unseren Durchschlupf. Los jetzt."
Der Weg, durch das Waldstück war mühsam. In der Finsternis war kaum etwas zu sehen. Der Himmel über ihnen, soweit die hohen Bäume den Blick auf ihn freigaben, war so schwarz wie die Nacht. Vom See her wetterleuchtete es manchmal durch die Büsche. Dorian erinnerte sich an die Gewitterwolken in der Dämmerung.
Keuchend erreichten sie das Seeufer. Vor ihnen, umsäumt von hohen Bäumen, stand das Kuckuckshaus. Es war dunkel und wirkte drohend.
„Da ist es", flüsterte Alex. „Sieh es dir an. Willst du näher heran? Es heißt, daß sie Wölfe dressiert hat, die alles anfallen, was sich dem Haus nähert…"
„Natürlich will ich näher heran", erklärte Dorian. „Willst du damit sagen, daß ihr noch nie näher dran wart? Daß ihr nicht mal durch eines der Fenster geguckt habt? Seid ihr immer nur hier herumgestanden?"
Alex wand sich sichtlich.
„Natürlich nicht", erwiderte er unsicher. „Wir haben die Alte beobachtet - und das Mädchen, das manchmal zu ihr kommt…"
„Mädchen?" fragte Dorian. Das hörte er zum erstenmal.
„Ja, eine kleine Blonde. Sie muß so alt sein wie wir", erklärte Benjy. „Der wäre ich gern mal allein begegnet… "
„Bei Mädchen traust du dich wohl, wie?" warf der Lange spöttisch ein.
Benjy fuhr wütend herum.
„Hört auf zu streiten", sagte Alex verärgert. „Wir wollen endlich sehen, wie mutig unser Woody ist. Er hat ohnehin Glück. Es sieht nicht so aus, als ob die Alte zu Hause sei. Nirgends brennt Licht." „Wir sollten vielleicht einmal um das Haus herumgehen", schlug Speedy Jack vor. „Um sicher zu gehen."
„Nein", meinte Brad und deutete auf den Himmel über dem See. Fernes Donnergrollen war zu vernehmen. Aus dem Wetterleuchten waren grelle Blitze geworden. „Das Gewitter ist gleich da, und ich habe keine große Lust, naß zu werden. Er ist hier, weil er beweisen will, daß er kein Feigling ist. Also fang an!"
„So einfach ist das nicht", wandte der Mischling ein. „Da könnte ich auch sagen, daß du zum Beispiel ein Feigling bist…"
„Dann kriegst du eins auf die Nase", meinte Brad mit drohendem Unterton.
„Damit hast du nicht bewiesen, daß du kein Feigling bist", konterte der Lange. „Warum beweisen wir nicht alle, daß wir keine Feiglinge sind? Warum begleiten wir nicht Woody und sehen uns hier gründlich um?"
„Wir sind oft genug hier und sehen uns um", erwiderte Jack. „Das beweist es genug."
Ein Blitz erhellte das Haus gespenstisch, und Donner rollte über den See. Die Buben zuckten zusammen.
„Also was ist?" meinte Alex mit einem halberfrorenen Grinsen.
Dorian nickte. „Das ist eine Sache zwischen uns, Alex. Die anderen können es halten, wie sie wollen. Aber wir werden nun herausfinden, wer von uns der Feigling ist. Einverstanden?"
„Was willst du damit
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