089 - Diener des Satans
setzte sich in das kleine Boot und ruderte los.
Camargo rannte ihm nach. Als er auf dem Anlegersteg war, hatte sich das Satansgeschöpf bereits um gute zwanzig Meter entfernt. Das Mondlicht reicht nicht aus, um einen gezielten Schuß abzufeuern.
Nedo lachte.
„He“, rief Camargo der Besatzung des Motorbootes zu, „könnt ihr mich aufnehmen? Der Kerl dort ist ein Verbrecher. Ich muß ihn fassen!“
„Um Himmels willen“, kam es zurück.
„Wir haben einen Defekt an der Maschine. Deswegen haben wir auf dieses Haus gehalten, Sir“, rief jemand anderes. „Wir können bis zum Steg rudern, mehr aber auch nicht.“
Camargo fluchte in seiner Muttersprache. Während die Leute ihr schickes Motorboot Zug um Zug auf den Steg zu lenkten, kehrte er zu den Mulkennys zurück. Sie standen immer noch unbeweglich da. Er gab ihnen das Arzneimittel zu trinken. Daraufhin brachen sie seufzend auf dem Rasen zusammen.
Das Boot war zur Stelle und der Schwarzbärtige kletterte an Bord. Die Besatzung bestand aus zwei jungen Männern, die ihm erklärten, von Technik überhaupt nichts zu verstehen. Sie hatten das Motorboot in einem Ort am mittleren Killarney-See gemietet und eine abendliche Erkundungstour unternommen. Seit zwei Stunden paddelten sie auf dem oberen See hin und her, um Hilfe zu suchen.
Camargo blickte dem Satanswesen nach. Von Nedo war nichts mehr zu sehen. „Wo ist der Motor?“ erkundigte er sich ungeduldig.
Dann öffnete er die Motorhaube.
„Ein Benziner“, meinte er, „der Stromkreis ist geschlossen und völlig intakt, das beweisen die Positionslichter. Habt ihr wenigstens genügend Sprit im Tank? Habt ihr überhaupt danach gesehen?“
„Soweit reicht der Verstand“, sagte der eine junge Mann und grinste.
„Der Tank ist noch halbvoll“, fügte der andere hinzu.
Camargo kontrollierte die Zündkerzen der Vier-Zylinder-Maschine. Sie waren in Ordnung. Er veranstaltete eine richtige kleine Inspektion und zwang sich zur Ruhe. So entdeckte er den Fehler:
„Wasser im Verteilerkopf“, bemerkte er, „gebt mal einen Lappen her.“ Er wischte den Verteilerkopf aus. Dann versuchte er, die Maschine anzulassen. Der erste Versuch ging fehl, aber beim zweitenmal sprang der Motor an. Camargo gab ordentlich Gas, bis die Kolben rund liefen.
Er lehnte die Dankesworte der beiden jungen Männer ab und sagte: „Eine Hand wäscht die andere, darf ich mal für ein paar Minuten diesen Kahn benutzen?“
„Natürlich“, antworteten sie wie aus einem Mund.
Er raste los. Das Motorboot war schnell und wendig, nicht wie ein einfacher Außenborder, sondern durchaus mit Rennbooteigenschaften ausgestattet. Am Bug gab es einen Suchscheinwerfer, den ließ Camargo einschalten.
Sie entdeckten den Scheußlichen.
Nedo hatte fast das gegenüberliegende Ufer erreicht. Er hielt auf eine Bachmündung zu. Es war der Platz, an dem Samanta Dalton Mulkenny übertölpelt hatte, aber das wußte der Portugiese um diese Zeit noch nicht.
Er holte aus der Maschine heraus, was herauszuholen war. Brummend zischte das Boot auf die Mündung zu. Das Wasser wurde von seinem Bug regelrecht zerteilt, hoch stiegen die Wellen zu beiden Seiten auf und Gischt schäumte. Camargo entschloß sich zu einem Unternehmen, das aus einem Abenteuer-Film hätte stammen können.
Nedo sprang aus der Schaluppe und rannte davon.
Camargo Alvis hielt mit unverminderter Geschwindigkeit auf die Uferböschung zu. Dann schrie er den beiden jungen Männern zu, sie sollten sich festhalten.
Das Motorboot krachte auf das Ufer und blieb auf dem Rand der Böschung hängen. Es hatte einen lauten Knall gegeben, aber Camargo war sicher, daß der Polyester-Rumpf das Manöver ohne Schaden überstanden hatte.
Er sprang hoch, packte den kleinen Lederkoffer und hastete an Land. Die jungen Männer riefen ihm irgend etwas nach, aber er achtete nicht darauf, er hatte nur noch Augen und Ohren für das fliehende Teufelsgeschöpf.
Noch sah er Nedo durch das Dickicht rennen. Plötzlich wuchsen niedrige Felsen aus der Dunkelheit empor. Nedo jagte über eine Geröllhalde und bog keuchend einen Hohlweg ein.
Camargo begriff. Er hatte ausreichend geographische Kenntnisse über Irland gesammelt, um zu wissen, daß der Weg in die Mangerton-Berge führte, in eine Gegend, die die Bewohner der Umgebung mieden.
Er versuchte, dem scheußlichen Geschöpf den Weg abzuschneiden. Es klappte nicht, denn Nedo konnte ausgezeichnet laufen. Nur hielt die Wirkung der Gegenformel weiter an, denn sonst hätte er
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