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089 - Lebende Leichen

089 - Lebende Leichen

Titel: 089 - Lebende Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Es war das Ei des Kolumbus. Ich lege eine solche Tablette einem Toten auf die Zunge. Einfacher geht es nicht. Und damit beginnt der langsame, aber unaufhaltsame Prozeß der Wiederbelebung. Zunächst setzt die Speichelabsonderung ein, das aufgelöste Substrat gelangt in den Magen, durch die Magenwände in die Blutbahn und damit ins Herz, das nach und nach zu arbeiten beginnt. Nach fünf bis sechs Stunden ist der Tote wiedererwacht. Für kurze Zeit. Aber …« Dr.
    Abel schüttelte verzweifelt den Kopf. » Aber er spricht nicht! Und ich weiß auch, warum nicht. Zu den ersten Gehirnzellen, die durch den Sauerstoffmangel absterben, gehören offenbar die Zellen des Sprachzentrums. «
    » Jetzt wird mir etwas klar « , murmelte Larry Brent.
    Der Polizeiarzt hatte es gehört. » Was wird Ihnen klar, Mr. Brent? «
    » Warum alle die Toten, die wieder erwachten, eine Kinnbinde trugen oder einen Zwirnsfaden wie Dr. Sobetzky. Weil Sie in ihren Mund die Tablette gelegt hatten! «
    » Natürlich, der Mund mußte für Stunden geschlossen bleiben, sonst bestand die Gefahr, daß das Experiment von vornherein scheiterte. Das mußte ich ebenso bei den Tierexperimenten.
    Aber sagen Sie, wieso fiel Ihr Verdacht auf mich? Haben Sie mich vielleicht im Einhorn erkannt? Es war doch dunkel und meine Maske war nicht schlecht? Ein alter Mann, nach dem sieht niemand. «
    » Nein, es war etwas anderes « , antwortete Larry Brent. » Eine einfache Überlegung. Ich fragte mich, was alle diese Wiedererwachten gemeinsam hatten. Und da fiel mir plötzlich ein, daß sie, neben anderem, eins gemeinsam hatten: Sie waren alle von Ihnen – als dem Amtsarzt – untersucht worden, der Monteur, das Kind, die alte Frau, der Trunkenbold, der Papierhändler.
    Bei allen stellten Sie den Totenschein aus. «
    » Richtig! Und wenn ich ihnen die Kinnbinde anlegte, schob ich ihnen unbemerkt eine meiner Tabletten in den Mund. «
    » Nur bei den Ermordeten stimmte es nicht. Es sei denn …« Larry Brent erhob seine Stimme.
    » Es sei denn, Sie waren der Mörder! Der Mörder des Dr. Sobetzky, der Mörder des Zuchthäuslers, der aus dem Schrank des Chefarztes kam, und des zweiten Zuchthäuslers, der plötzlich in Yvettes Atelier stand. «
    Dr. Abel lächelte: » Ja, da ist etwas schiefgelaufen. Ich hatte den Toten hier unten. Aber er erwachte früher als ich dachte. Die geheime Tür zum Keller stand offen, weil ich Sie vorher belauscht hatte, und durch diese ging er nach oben. Ich konnte ihn nicht mehr aufhalten. «
    » Und warum ermordeten Sie Dr. Sobetzky? «
    » Nun, Sie haben sich ja nach mir in Wien erkundigt. Sie werden erfahren haben, daß man mich vor Jahren nach Moolstadt strafversetzte, weil ich rätselhafte Experimente machte. Aber Dr. Sobetzky wußte, worum es dabei wirklich ging. Ich hatte es ihm erzählt und bat ihn zu schweigen. Er hielt mich wohl für verrückt. Bis er dann von den lebenden Toten in Moolstadt erfuhr. Er kam hierher. Ich besuchte ihn im Einhorn in meiner Maske und fragte ihn, ob er sein Stillschweigen gewahrt habe. Er bejahte, und das war sein Todesurteil. Ein Mitwisser mußte verschwinden. Und ich habe ihn für meine Experimente benutzt, warum nicht? «
    » Und der Einsiedler? « fragte Larry Brent.
    Das Gesicht des Polizeiarztes verdüsterte sich. » Sie haben recht, mich an diesen armen Teufel zu erinnern. Auch er war ein Mitwisser, obwohl er nie kapiert hat, worum es eigentlich ging. Dabei erlebte er dutzendmal, wie Hunde, die ich getötet hatte, plötzlich aufstanden und umherliefen. Er fing die Tiere für mich und schaffte ihre Kadaver in das alte Bergwerk. Als dieses Massengrab entdeckt wurde, kam er angstschlotternd zu mir und wollte alles verraten.
    Aber ich will nicht vor den Richter! Ich will von eigener Hand sterben! Hier unten, wo mich niemand finden wird. Übrigens war es Janos, der durch Zufall diese unterirdische Höhle und den Zugang entdeckte. Dort drüben ist der Gang, der zu den Felsen hinaufführt, wo wir am Abend unsere kurze Zwiesprache hatten, Mr. Brent. « Dr. Abel wies mit dem Kopf zu der dunklen Öffnung eines Ganges an der gegenüberliegenden Seite. » Vielleicht stammen Gang und Höhle noch aus den Zeiten der Hunnen. Ich weiß es nicht. Vielleicht aber auch aus den Jahren, als man hier den Turm baute. «
    » Sind das Ihre beiden letzten Tabletten, Dr. Abel? « fragte Kurt Parsini.
    » Ja, die letzten. Ich habe keine mehr hergestellt und werde es auch nicht mehr. « Plötzlich beherrschte ein fast wilder

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