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0891 - Knochenklaue

0891 - Knochenklaue

Titel: 0891 - Knochenklaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Dad.«
    »Klar doch.« Er zwinkerte mir zu.
    Ich kam mir vor, als hätte man mich mit Blei gefüllt. Zu einem Spaziergang hatte ich wirklich keine Lust mehr, da gab es etwas anderes, das mir besser gefiel. »Eigentlich könnte ich mich noch etwas hinlegen. Ich bin satt, ich habe wenig geschlafen, ich will morgen wieder zurück, und da muß ich mich…«
    »Morgen schon?« protestierte meine Mutter.
    »Ja.«
    »Aber du wolltest doch…«
    »Mary«, sagte mein alter Herr. »John hat davon gesprochen, erinnere dich.«
    »Schon. Aber ich habe nicht gedacht, daß er es ernst meint.« Sie schaute mich an. »Hast du denn keinen Urlaub?«
    »Was ist das?«
    »Jetzt hör aber auf.«
    Ich nippte an meinem Orangensaft. »Urlaub en masse, aber ich kann ihn nicht nehmen. Dämonen und andere Kreaturen machen auch keinen Urlaub, darauf muß ich mich eben einstellen.«
    »Da hat er recht, Mary.«
    »Wie du, Horace. Er ist wie du. Immer wenn ich früher mit dir mal für zwei, drei Wochen Urlaub machen wollte, hast du mir erklärte, du könntest deine Kanzlei nicht allein lassen.«
    »Das war auch so.«
    »Unsinn, du hattest doch zwei Mitarbeiter…«
    Die Diskussion zwischen den beiden konnte lange dauern, ich wußte das. Und deshalb sah ich zu, daß ich mich aus dem Zimmer stahl. Mich lockte das Bett, denn mir fielen beinahe die Augen zu.
    Um meine Mutter nicht zu ärgern, zog ich mich aus, legte mich auf die Matratze und fühlte mich plötzlich sauwohl.
    London, meine Freunde, die Mächte der Finsternis - alles war so herrlich weit weg. Das war ein Jahresbeginn, wie man ihn sich besser und gemütlicher nicht vorstellen konnte, und ich hoffte auf den Schlafgott Morpheus, um mich in die Welt der Träume entführen zu lassen, was auch sehr bald geschah, denn mir fielen die Augen zu.
    Bevor ich abtauchte, dachte ich noch daran, daß ich mir so etwas immer gewünscht hatte. Am frühen Nachmittag zu schlafen und erst aufzuwachen, wenn die Säufersonne (der Mond) am Himmel stand.
    So war es denn auch.
    Als ich die Augen wieder aufschlug, hatte bereits die Dämmerung eingesetzt und ihre blaßgrauen Schatten zwischen den Wänden ausgebreitet. Es war wunderbar, sich so erholt zu fühlen. Ich fühlte mich top.
    Im Bad wusch ich mir das Gesicht, zog mich an und ging in den großen Wohnraum, durch dessen Scheibe ich einen herrlichen Blick nach draußen in den frostkalten Garten hatte, wo die Lichter auf einem Tannenbaum daran erinnerten, daß Weihnachten noch nicht lange zurücklag.
    Mein Vater saß vor dem Fernseher und schaute sich einen politischen Jahresrückblick an. Meine Mutter hatte sich in eine Ecke verkrochen, wo sie im Schein einer Lampe ein Buch las.
    Beide schauten hoch, als ich das Zimmer betrat.
    »Ho, wieder wach?«
    »Ja, Dad.«
    »Du mußt aber erschöpft gewesen sein, Junge. Ob dein Job wirklich das Richtige für dich ist? Ich war zweimal in deinem Zimmer, und du hast mich nicht bemerkt.«
    »Zum Glück bist du kein Dämon gewesen, Mutter.«
    »Hör doch mit so was auf. Möchtest du was trinken?«
    »Gern.«
    »Was denn?«
    »Einen von Dads Whiskys.«
    »Ja!« jubelte mein alter Herr. »Das ist eine gute Idee.«
    »Moment, Moment.« Plötzlich war Mary Sinclair wach wie eine Eule in der Nacht. »Der Junge wollte einen Whisky trinken. Von dir, Horace, ist nicht die Rede gewesen.«
    »Aber ich trinke nicht gern allein«, baute ich meinem Vater eine goldene Brücke.
    »Da hörst du's.«
    »Aber du hast in der vergangenen Nacht schon einiges verkonsumiert, Horace.«
    »Ja, wegen meiner Erkältung.« Wir hörten ihn hüsteln. Ich hatte mir inzwischen aus der Bar eine Flasche ausgesucht und hatte auch zwei Gläser gefunden, die ich auf den Tisch stellte, an dem mein Vater saß.
    »Dann schalte wenigstens die Glotze aus!« beschwerte sich meine Mutter.
    Wir taten ihr den Gefallen. Ich schenkte ein und sah in meiner Nähe das grinsende Gesicht meines Vaters, der sich auf diesen edlen Tropfen freute.
    Wir hoben gemeinsam die Gläser und stießen gemeinsam an. »Auf ein gutes Jahr, mein Junge!«
    »Auf dich, Dad, damit es dir und Mum weiterhin gutgeht.«
    »Richtig, John!« meldete sich meine Mutter. »Und trinkt auch darauf, daß sich dein Vater endlich mal vornimmt, seine Nase nicht mehr in die Angelegenheiten anderer zu stecken. Immer geht das nicht gut, Horace, das habe ich dir schon oft gesagt.«
    »Ich weiß es, Mary.«
    »Richte dich danach.«
    Mein alter Herr und ich zwinkerten uns zu, dann tranken wir und erlebten beide einen

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