0892 - Der Höllenclub
Rache nehmen.
Im nächstem Moment war das Gesicht verschwunden. Die Decke lag wieder völlig normal vor uns.
***
Die Putzfrau hieß Daisy Miller. Für den Namen konnte sie nichts, und sie hatte sich im Laufe der Zeit daran gewöhnt. Früher, in der Schule, war sie von den Mitschülern immer Daisy Duck genannt worden, das aber lag lange zurück.
In diesem verdammten Haus zu putzen, war Knochenarbeit. Auch im Studio, denn kaum ein Mensch konnte sich vorstellen, was die trainierenden Gäste dort alles hinterließen. Manche vergaßen ihre alte Wäsche, in der Sauna ging es auch des öfteren hoch her, so daß sie manche Spuren dieser Sexfeiern entfernen mußte.
Sie hatte sich daran gewöhnt. Und als sie Don Farell einmal darauf angesprochen hatte, da hatte er als Reaktion auf ihre Beschwerde den Lohn verdoppelt, und die Frau hatte deshalb den Mund gehalten.
Sie tat ihre Pflicht.
Es lief stets nach demselben Muster ab, es gab nie irgendwelchen Ärger, das aber hatte sich am heutigen Tag geändert, denn der Besucher hatte sie doch überrascht.
Er war ein Polizist gewesen, ein Bulle!
Sie schüttelte noch im nachhinein den Kopf, denn mit einem Polizisten hatte sie nie viel anfangen können. Sie dachte daran, als die beiden Beamten in ihre Wohnung gestürmt waren, um Hal, ihren unehelichen Sohn, abzuholen. Sie war völlig überrascht gewesen. Erst die Bullen hatten sie darüber aufklären müssen, daß Hal zur Selaer-Szene gehörte. Das lag zwei Jahre zurück, Hal saß ein und würde erst in einem Jahr wieder freikommen. Dann sollte er sich zum Teufel scheren und nur nicht mehr bei seiner Mutter einziehen.
Daisy verbannte die Vergangenheit aus ihrem Kopf und dachte über die Gegenwart nach. Der Polizist war zwar in das Studio hineingegangen, er war aber noch nicht zurückgekehrt, und er hatte sich nach dem Keller erkundigt. Sollte er noch dort unten stecken?
Daisy war unsicher. Sie hatte den Flur verlassen und das Studio wieder betreten, obwohl es schon gereinigt gewesen war. Etwas unschlüssig stand sie vor der nicht verschlossenen Tür, hinter der der Flur mit den Privaträumen lag.
Von dort hörte sie nichts.
Klar, er war ja im Keller.
Und in ihr stieg die Neugierde an. Was suchte der Mann dort unten? Da gab es nichts zu sehen. Sie war zwar selbst noch nicht dort gewesen, aber warum hätte sie den Beschreibungen des Mr. Farell nicht glauben sollen, als sie ihn einmal danach gefragt hatte?
Oder barg der Keller ein Geheimnis?
Im Prinzip schon, sonst hätte sich der Polizist ja nicht nach ihm erkundigt und wäre auch nicht hingegangen. Es mußte also etwas dran sein. Daisy unternahm einen Versuch. Ihre Hand zuckte wie von allein, und so öffnete sie die Tür zu dem privaten Flur.
Er war kalt, leer, nicht gestrichen, und sie sah die Kellertür am Ende offen stehen.
Und sie nahm den Gestank wahr.
Noch nie zuvor hatte sie so etwas gerochen. Er war widerlich, er war grauenhaft, er war so unerklärlich, daß ihr überhaupt nichts dazu einfiel.
Was geschah dort unten?
Die Neugierde war bei der Frau durch die plötzliche Angst zurückgedrängt worden. Sie hatte nicht mehr den Wunsch, den Keller zu betreten und dort nachzuschauen. Sie wollte verschwinden, weglaufen, ihre Arbeit hatte sie schließlich getan.
Doch sie blieb stehen.
Daisy kam nicht mehr weg. Etwas bannte sie auf der Stelle, etwas hielt sie fest, etwas sorgte dafür, daß sie ihre Beine nicht mehr bewegen konnte.
Aber was?
Daisy stöhnte auf, als sie das plötzliche Ziehen im Kopf spürte. Da hatte sie was getroffen, und sie torkelte zwei Schritte zurück, wie jemand, der Mühe mit seinem Gleichgewicht hat.
Dann blieb sie stehen.
Im Rücken spürte sie den leichten Druck der Tür, und in ihrem Kopf nistete etwas Fremdes.
Ein Gedanke?
Nein, das war mehr als nur ein Gedanke. Das war ein fremder Trieb, der sich ihrer bemächtigt hatte.
Sosehr sie sich auch bemühte, sie kriegte den Drang nicht aus ihrem Kopf weg. Er war da, er wollte sie anstoßen, er wollte ihr Befehle geben, und sie mußte ihnen folgen, ob sie wollte oder nicht. Sie betrat das Studio. Wäre Daisy ganz bei Sinnen gewesen, so hätte sie sich über ihren eigenen Gang gewundert, denn sie lief nicht mehr normal, sondern steif wie eine Puppe.
Die Trimmgeräte waren ihr vertraut und dennoch fremd, weil sie sich niemals an eines herangetraut hatte. Das Fremde in ihr drängte sie weiter auf ein bestimmtes Ziel zu.
In einem Schrank, dessen Glastür verschlossen war, lagen die
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