0892 - Der Höllenclub
zahlreichen Hanteln. Sie waren unterschiedlich schwer und auch unterschiedlich angestrichen und lackiert. Da gab es die blauen, die roten und die grünen Hanteln.
Der Schlüssel, das wußte sie auch, lag immer auf dem Schrank. Daisy Miller reckte sich, tastete mit den Fingern an der Kante entlang, fand den Schlüssel und steckte ihn Sekunden später in das Loch.
Sie öffnete den Schrank.
Die Tür bewegte sich und quietschte. Viel Kraft hatte die Frau nicht. Trotzdem griff sie zielsicher nach den beiden schwersten Hanteln und hob sie so locker hoch, als bestünden sie aus leichtem Kunststoff.
Dabei lächelte sie.
Noch nie hatte sie so grausam gelächelt, in diesem Fall tat sie es schon, denn sie wußte sehr deutlich, daß bald etwas passieren würde, bei dem sie im Mittelpunkt stand.
Die Frau streckte die Arme nach unten, ohne die Hanteln loszulassen. Sie hob die Arme auch wieder an, es klappte wunderbar, nichts belastete sie.
»Du mußt sie erschlagen!«
Es war keine Stimme in ihrem Kopf, es war ein kreiselndes Durcheinander. Es war etwas Fremdes, doch Daisy hatte nicht die Kraft, sich dagegen zu stemmen.
»Du mußt beide erschlagen!«
Beide, das hatte man ihr gesagt. Zwei Menschen, zwei Männer vielleicht? Sicher, der andere hatte ja nach seinem Kollegen gefragt.
Also zwei.
Sie nickte.
»Such dir eine Stelle aus!«
»Mach ich«, flüsterte sie. Mit den beiden Hanteln bewegte sie sich auf die Tür zu. Herrlich, wie leicht sie waren, als hätten sie kein Gewicht und wären durch eine andere Kraft geführt worden.
Daisy erlebte dies als ein Wunder, und sie dachte nicht darüber nach, daß sie zwei Menschen niederschlagen oder töten sollte.
Sie würde es tun!
»In den toten Winkel!«
Daisy nickte. Sie wußte sofort, was damit gemeint war, deshalb baute sie sich an der Wand neben der offenen Tür auf.
Jetzt mußte sie warten.
Dann hörte sie die Stimmen. Ja, es waren zwei Männer. Die eine Stimme kannte sie, die andere nicht.
Sie lächelte.
»Töte sie. Schlag sie nieder…«
»Gern!«
Sie hörte das Lachen des anderen in ihrem Kopf. Sie merkte auch die Schwere hinter ihrer Stirn, und es machte ihr auch nichts aus, daß sie den eigenen Gedanken nicht mehr folgen konnte. Alles war so unwichtig geworden.
Die Männer kamen näher. Sie sprachen von Dingen, die Daisy nicht verstand, sie war einzig und allein darauf programmiert, die beiden niederzuschlagen.
Nicht weit von der Tür entfernt blieben sie stehen. »Was ist?« fragte der andere. »Gehen wir noch ins Studio?«
»Warum?«
»Wenn jemand eine Säule und eine Kellerdecke in Besitz nehmen kann, wird er auch andere Dinge meistern.«
»Gut, wie du meinst!«
Die beiden Männer kamen näher.
Daisy wartete. Sie zitterte innerlich, sie war bereit, es zu tun, und sie sah, wie die beiden die Schwelle der Tür überschritten…
ENDE des zweiten Teils
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