0892 - Facetten der Ewigkeit
entschuldigte, diese denkwürdige Begegnung nicht feierlich gestaltet zu haben.
„Wir hatten keine Zeit, die Vorbereitungen für ein großes Bankett zu treffen", sagte er zu Tekener, „und uns auf menschliche Bedürfnisse einzurichten. Ich hoffe, Sie sehen uns das nach und sind wie wir der Meinung, daß es wichtiger ist, einen Weg für die Lösung unseres gemeinsamen Problems zu suchen, Ronald."
Diese vertrauliche Anrede war ein weiterer Vertrauensvorschuß, fand Jennifer.
„Wir sind daran interessiert, Probleme schnellstens aus der Welt zu schaffen und zu verhindern, daß es zu Interessenkonflikten kommt", erwiderte Tekener, und mit einem leicht spöttischen Lächeln, das den Loowern vermutlich entging, fügte er hinzu: „Wir sind in jedem Fall für eine friedliche Lösung - auch ohne die Bedrohung durch eine Flotte von Kriegsschiffen."
„Wenn das die Einstellung der Ter-raner ist, dann können Sie meine Flotte einfach vergessen", sagte Her-go-Zovran.
Er legte sich damit nicht fest, sondern stellte lediglich in Aussicht, daß er nur nicht an den Einsatz der Flotte dachte, wenn die Menschen auf seine Forderungen eingehen würden. Diese Feinheit entging auch Ronald Tekener nicht, denn er fragte: „Von welchen Bedingungen machen Sie den Verzicht auf Einsatz Ihrer Flotte abhängig?"
Hergo-Zovran gab nicht sofort Antwort, und Jennifer glaubte schon, daß ihr Mann die Frage nicht klar genug formuliert habe, so daß der loowerische Translator sie nicht sinnentsprechend übersetzen konnte. Aber als Tekener die Frage mit anderen Worten wiederholte und Hergo-Zovran immer noch zögerte, da vermutete sie, daß der Loower davon einfach überrascht worden war.
„Wir erwarten von den Terranern, daß sie unsere Ansprüche auf unseren rechtmäßigen Besitz akzeptieren", antwortete Hergo-Zovran bedächtig.
„Und worauf erheben die Loower Anspruch?" erkundigte sich Tekener.
Jennifer bemerkte, daß unter den Loowern plötzlich Unruhe ausbrach. Sie rutschten auf ihren Sitzen hin und her, ihre Sprechblasen begannen lautlos zu vibrieren, und ihre kurzen Stielaugen zuckten hin und her. Nur Hergo-Zovran selbst blieb ruhig.
Jennifer wandte sich an ihn und sagte: „Ich verstehe nicht, warum eine harmlose Frage Ihre Leute so nervös machen kann, Türmer.
Schließlich ist es wichtig, zuerst einmal festzustellen, worüber wir verhandeln sollen. Wir müssen wissen, welche Besitzansprüche die Loower an uns stellen."
„Das läßt sich nicht so einfach erklären", erwiderte Hergo-Zovran. „Ich müßte sehr weit ausholen, um Ihnen die Mentalität meines Volkes zu erklären, wenn Sie unser Verhalten verstehen wollen. Dies ist ein bedeutungsvoller Augenblick für mein Volk, vom Ausgang dieser Verhandlungen hängt viel für uns ab. Und diese Frage hat meine Leute auch deshalb erregt, weil wir überzeugt sind, daß Sie wissen, was wir von den Terranern erwarten. Offenbar haben die Terraner mit unserem Eintreffen auch gerechnet, weil sie ihre Streitkräfte an den Grenzen des Sonnensystems zusammengezogen haben."
„Wir waren durch den Angriff des Fragmentroboters Saqueth-Kmh-Helk vorgewarnt", erwiderte Ronald Tekener. „Wir mußten ihn für die Vorhut einer größeren Streitmacht halten und bereiteten uns danach auf das Eintreffen fremder Invasoren vor. Es hat sich gezeigt, daß unsere Vorsichtsmaßnahmen berechtigt waren, das Auftauchen Ihrer Flotte hat uns recht gegeben. Aber den Grund für die Invasion der Loower kennen wir nicht."
„Wir sind keine Invasoren", erklärte Hergo-Zovran. „Wir wollen uns nur holen, was unser ist."
„Bleibt immer noch zu klären, was Sie von uns Terranern haben wollen", sagte Tekener. Damit hatte sich das Gespräch im Kreise bewegt, und Jennifer fürchtete, daß die Verhandlungen in eine Sackgasse geraten könnten.
Deshalb schlug sie schnell vor: „Wenn Sie uns davon überzeugen könnten, daß Ihre Besitzansprüche berechtigt sind, wären wir damit schon einen Schritt weiter."
Hergo-Zovran stimmte ihrem Vorschlag zu und erteilte Fanzan-Pran durch ein Zeichen das Wort.
„Nichts kann unsere Besitzansprüche besser belegen als die Tatsache, daß das Objekt, das zur Diskussion steht, schon vor urdenklichen Zeiten in unserem Besitz war", erklärte der loowerische Unterführer. „Das Objekt gehörte schon unserem Volk, lange bevor Terra höhere Lebensformen entwickelt hatte. Als wir diesen urweltlichen Planeten als Versteck für diesen Schatz erwählten, taten wir es nur deswegen, weil es
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