0892 - Facetten der Ewigkeit
keine Spuren von intelligentem Leben auf ihm gab. Ja, die Wahrscheinlichkeit sprach sogar dafür, daß sich dort kaum Intelligenzwesen entwik-keln würden. Andernfalls hätten unsere Vorfahren das Objekt dort nie hinterlegt. Ich erwähne das vor allem, um Ihnen die Zeitspanne zu veranschaulichen, seit der wir im Besitz des Objekts sind."
„Wenn ich recht verstehe, dann wurde dieses Objekt gar nicht von den Loowern erschaffen", hakte Tekener sofort ein. „Und Sie betrachten es nur deshalb als Ihr rechtmäßiges Eigentum, weil es sich über Jahr-hunderttausende in Ihrem Besitz befindet."
„Wir sind die moralischen Eigentümer des Objekts, so wie die Menschen Terra als ihr Eigentum bezeichnen", erwiderte Fanzan-Pran. „Wir besitzen das Objekt unendlich viel länger, als die Menschen auf Terra leben, aber könnten Sie sich deshalb vorstellen, daß jemand Ihnen Ihren Planeten streitig machen würde?"
„Das ist ein Argument!" sagte Tekener verblüfft. „Betrachten wir diesen Punkt demnach als geklärt. Wir anerkennen Ihre Besitzansprüche - wenn auch mit einem gewissen Vorbehalt. Denn wir müßten wissen, was das Objekt darstellt, wie es aussieht und welche Funktion es hat, um es Ihnen übergeben zu können. Sie müssen es sozusagen identifizieren."
Jennifer merkte, wie die Loower wieder nervös wurden. Diesmal äußerte sich ihre Erregung auch akustisch. Zuerst wurden nur einige Zwischenrufe laut, dann sprachen alle Loower am Tisch durcheinander, so daß die Translatoren keine vernünftigen Übersetzungen lieferten. Selbst Hergo-Zovran beteiligte sich an der erregt geführten Diskussion.
Jennifer nutzte die Gelegenheit, um sich hinter dem geflügelten Rük-ken des Türmers mit Tekener zu besprechen.
„Es war nicht diplomatisch von dir, die Beschreibung und Funktionsweise dieses Objekts zu verlangen, Tek", flüsterte Jennifer ihrem Mann zu. „Seit der Unterhaltung mit Bran Howatzer müßtest du wissen, daß es sich dabei um ein Tabu zu handeln scheint, über das die Loower nicht gerne sprechen. Jetzt hast du sie gegen uns aufgebracht."
„Ich finde das Verhalten der Loower sehr aufschlußreich", erwiderte Tekener. „Ich habe sie bewußt provoziert, um ihren wunden Punkt herauszufinden. Ihr Unvermögen, über dieses Thema zu sprechen, ist ihre größte Schwäche."
„Treibe es nicht zu weit", warnte Jennif er. Mehr konnte sie nicht mehr sagen, weil die Erregung der Loower wieder abgeklungen war und sich Ruhe einstellte.
Jennifer stellte fest, daß die Loower die terranischen Delegierten in ihre Gespräche einbezogen hatten und fand, daß das nur förderlich für ein gutes Verhandlungsklima sein konnte. Hergo-Zovran tat nichts, um die privaten Diskussionen zwischen seinen Leuten und den Terranern zu unterbinden. Anstatt die Verhandlungsteilnehmer zur Ordnung zu rufen, sagte er zu Tekener: „Auf diese Weise kommen wir nicht weiter. Es gibt zu große Mentalitätsunterschiede zwischen Terranern und Loowern, und ich habe das Gefühl, daß die Terraner gar nicht versuchen, uns zu verstehen."
„Mir ergeht es umgekehrt ebenso", erwiderte Tekener. „Ich habe den Eindruck, daß Sie uns nicht für mündig genug halten, uns die volle Wahrheit zu sagen und uns deshalb das Wichtigste verschweigen."
„So verhält es sich gewiß nicht", versicherte Hergo-Zovran.
„Aber zwischen uns scheint eine unüberbrückbare psychische Barriere zu stehen."
„Ich würde vorschlagen, daß wir die offiziellen Verhandlungen auf später vertagen und erst einmal versuchen, diese Barriere abzubauen", mischte sich Jennifer ein.
„Ein kluger Vorschlag", sagte Hergo-Zovran anerkennend und betrachtete sie eingehend mit seinen Stielaugen. „Mir ist aufgefallen, daß Sie überhaupt sehr intelligent sind, Jennifer.
Angesichts dieser Tatsache verstehe ich nicht, daß Frauen bei den Terranern eine so untergeordnete Rolle spielen."
Jennifer spürte, wie sie rot wurde. Hergo-Zovran, dem das offenbar nicht entging, sagte entschuldigend: „Es tut mir leid, wenn ich durch meinen unbedachten Ausspruch ihr sittliches Empfinden verletzt habe."
„Das ist keineswegs der Fall", erwiderte Jennifer. „Terranische Frauen reagieren manchmal eben auf diese Weise, wenn sie sich geehrt fühlen."
„Auf die Gefahr hin, daß ich ein Tabu verletze", mischte sich Tekener ein, „möchte ich Sie dennoch fragen, Türmer, warum die Loower stets außer sich geraten, wenn die Sprache auf das Objekt ihres Interesses kommt."
Jennifer verwünschte ihren"
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