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0892 - Facetten der Ewigkeit

Titel: 0892 - Facetten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Mann, weil er schon wieder dieses Thema zur Sprache brachte.
    Aber Hergo-Zovran reagierte überraschenderweise ganz anders darauf, als sie erwartet hatte. •• „Das hat mit der psychischen Barriere zu tun, von der ich gesprochen habe", erklärte der Türmer ruhig. „Ich will Ihnen nicht verschweigen, daß wir uns den Menschen überlegen fühlen, sei es auf technischem oder geistigem Gebiet. Sehen Sie das nicht als Überheblichkeit an, sondern als Tatsache. Technisch haben wir bereits die nächsthöhere Dimension erreicht, und ähnlich verhält es sich auch mit unserer geistigen Entwicklung. Wir denken auf höherer Ebene und mehrbahnig, was leider den Nachteil mit sich bringt, daß es uns manchmal unmöglich ist, uns der Denkweise niederwertiger Geschöpfe mit monoiden Gehirnen anzupassen. Es gehört eine besondere Schulung dazu, sich Wesen mit monoiden Gehirnen vorbehaltlos mitzuteilen. Ich als Türmer habe diese Fähigkeit erlangt, deshalb kann ich überhaupt so mit Ihnen reden."
    „Wollen Sie damit sagen, daß Ihre anderen Artgenossen eine Hemmung besitzen, die es ihnen unmöglich macht, mit niederwertigeren, also primitiveren Lebewesen die Probleme ihres Volkes zu erörtern?" fragte Jennifer überrascht.
    „Wenn Sie primitiv sagen, dann ist das abwertend gemeint", erwiderte Hegro-Zovran, „und Sie bezichtigen uns damit der Überheblichkeit, Jen-nifer. Aber damit hat es nichts zu tun, es ist mehr eine Glaubensfrage. Wir Loower sind strenggläubig und haben, wenn Sie das Wort schon gebrauchen wollen, eine Hemmung vor anders- und ungläubigen Wesen. Unger Leben wird von der Entelechie bestimmt, all unser Denken und Streben ist entelechisch ausgerichtet. Ich kann nur hoffen, daß es in Ihrer Sprache eine Entsprechung für dieses Wort gibt, oder daß der Translator es zumindest nicht sinnentstellend übersetzt."
    „Entelechie", wiederholte Jennifer nachdenklich. „Ich glaube, das ist das treffende Synonym, mit dem man in unserer Sprache Ihre Denkweise bezeichnen könnte."
    Jennifer rief sich in Erinnerung, was sie über die Bedeutung dieses Begriffes wußte. Er war von dem griechischen entelecheia abgeleitet, das soviel bedeutete wie „was das Vollkommene, die Vollendung in sich hat".
    Aristoteles nannte die Entelechie die sich im Stoff verwirklichende Form und bezeichnete die Seele als erste Entelechie des Organismus, und auch Goethe sah die Seele als Entelechie. Für andere war es die vollendete Wirklichkeit schlechthin, das wirklich Tätig- oder Vorhandensein im Gegensatz zum bloßen Vermögen und Können.
    Entelechie war in der terranischen Philosophie die im Organismus liegende Kraft, die seine Entwicklung und Vollendung bewirkte - das immaterielle, individuelle, Energien tragende, regulierende und gestaltende Lebensprinzip.
    In Beziehung auf die Loower interpretierte Jennifer das entelechi-sche Denken mit dem Streben nach Vollendung und zielführendem Handeln. Es war die Fähigkeit, gedankliche Vorstellungskraft in die Tat umzusetzen. In die Umgangssprache übertragen, würde Jennifer die Loower als Wesen bezeichnen, die mit Konsequenz auf ein gestecktes Ziel losmarschierten, selbstaufopfernd und ohne sich durch äußere Einflüsse vom vorgezeichneten Weg abbringen zu lassen. Und auf die augenblickliche Situation bezogen, bedeutete es, daß die Loower notfalls auch ihre Flotte einsetzen würden, um ihren Willen durchzusetzen.
    „Ich glaube, ich kann die Loower jetzt besser einschätzen", sagte Jennifer, aber sie bezweifelte, daß dies eine Basis für eine bessere Verständigung war. Im Gegenteil, wenn ihre Interpretation der loowerischen Entelechie stimmte, dann sah sie un-überwindbare Hindernisse auf die Terraner zukommen. Es sei denn, man könnte den Loowern das „Objekt" aushändigen. Aber dieses befand sich offenbar im Besitz des verbrecherischen Mutanten Boyt Mar-gor.
    „Haben die Terraner nichts, an das sie glauben?" fragte Hergo-Zovran.
    „Doch", antwortete Ronald Teke-ner, der wie Jennifer gewisse Einblicke in die loowerische Denkweise gewonnen hatte. „Die Menschen glauben an einen Gott, der die Welt erschaffen hat. Aber unser Volk hat diesem Gott viele Namen gegeben ..."
    „Ich meine keinen mystischen Glauben", unterbrach Hergo-Zovran ihn. „Ich denke mehr an ein Leitbild, nach dem es seine Entwicklung ausrichtet. Welche Bestimmung haben die Terraner?"
    „Wenn ich das wüßte, wäre ich der größte Philosoph aller Zeiten", antwortete Tekener nicht ganz ernst.
    Hergo-Zovran schien

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