0892 - Facetten der Ewigkeit
für ihn. Andererseits konnte er mit einem sabbernden Idioten nichts anfangen.
Er entschloß sich, Niki den loowe-rischen Baustein zurückzugeben und ihn am Erlebnis eines „Wischers" teilhaben zu lassen. Wenn der Idiot dabei den gleichen Weg wie Dentrov Quille ging, um so besser. Dann war er einer weiteren Sorge enthoben.
Es war hier finster und kalt, wie in dem schwarzen Teil der Guckröhre, die er bei Boyt entdeckt hatte und durch die er auch einen Blick nach Saint Pidgin, seiner Heimat, geworfen hatte, wohin er sich sehnte.
Er kauerte zusammengerollt da, weinte und dachte an die Nurse, an /-seinen Freund Dun, an seine Freunde Verweiler, Distel und Plärrer von Saint Pidgin, und zwischendurch tauchte immer wieder Boyt auf, so daß Niki es mit der Angst bekam und erneut weinen mußte.
Er war einsam. Ihm war langweilig. Er hatte nicht einmal seinen Helk, um damit spielen zu können. Und es war ihm auch schon längst zu blöd, Selbstgespräche zu führen oder mit dem ollen Gervin zu sprechen. Also verkroch sich Niki in sich. Er ließ alles an sich abprallen. Er übersah seinen lästigen Besucher und dachte an die Nurse und an Dun und an Saint Pidgin, seine Heimat, und er mußte weinen.
Ein Geräusch, und Niki hielt sich die Ohren zu. Das Licht ging an, und Niki schloß die Augen.
Nichts hören, nichts sehen, einfach totstellen.
Eine Stimme, ein fester Griff am Handgelenk. Etwas wurde ihm in die Hand gedrückt. Es hatte eine bekannte Form, und es fühlte sich vertraut an. Die Kälte aus seinen Gliedern wich, Niki taute auf.
Es war sein Helk. Schnell nahm er es auseinander und setzte es wieder zusammen, zerlegte es in seine Einzelteile, baute diese wieder zusammen ...
Er fühlte sich bald besser. Niki blickte auf.
„Boyt!"
„Wie geht's, Niki?"
„Ach, ganz gut..."
„Freut mich, daß du in Ordnung bist, Niki. Geht dir wirklich nichts ab?"
„Saint Pidgin! Die Freunde: Distel, Sanftmut, Wühler ..."
„Ich möchte heim!"
„Warum nicht!"
Niki verschlug es für einen Moment die Sprache.
„Du meinst... du könntest...?" Er konnte den Satz nicht vollenden. Aber Boyt verstand ihn auch so.
„Ich könnte, wenn du willst."
Ohne ein weiteres Wort ging Boyt aus dem Keller. Niki folgte ihm durch den engen Gang, die Treppe hinauf ins Freie. Es war Nacht. Luna stand oben. Niki blickte sich um.
„Wo ist das Raumschiff?"
„Wir brauchen kein Raumschiff. Wir tun's mit dem Wischer."
Niki erinnerte sich wieder. Als er durch die Guckröhre geblickt hatte, da sah er sich selbst auf Saint Pidgin. Aber dieser Wischer war nicht vollkommen, weil er ihn nur Gewesenes nacherleben ließ. Ein vollkommener Wischer wäre gewesen, wenn der Blick durch die Guckröhre ihn nach Saint Pidgin gebracht hätte.
Niki erinnerte sich wieder! Er verstaute das Helk in einer seiner aus-gebeulten Hosentaschen und hielt den Baustein fest, damit Boyt ihn ihm nicht wieder wegnehmen konnte.
Sie gingen in das Nebengebäude, das Boyt als Labor diente.
Boyt ließ ihn allein, sagte, daß er die Guckröhre erst holen müsse. Niki wartete und begann sich bald zu langweilen. Mal schaute ein unbekanntes Gesicht bei der Tür herein, und Niki konstatierte, daß es einem Mann ohne Wischer gehörte: der hatte bestimmt noch keinen Blick durch die Guckröhre getan.
Boyt kam mit der Guckröhre zurück. Niki griff sofort gierig danach, aber Boyt schlug ihm auf die Finger.
„Du faßt das Auge nicht an, verstanden?"
„Aber wie kann ich dann einen Wischer erleben?" maulte Niki.
„Ich sorge dafür. Du brauchst dich nur mir anzupassen."
Niki sah Boyt fasziniert zu, wie er die Guckröhre vor die Augen hielt und in die farbensprühenden Facetten blickte. Niki kam näher, bis er körperlichen Kontakt zu Boyt hatte, und blickte ihm über die Schulter. Niki vergaß vor Aufregung zu atmen. Ihm war, als explodiere vor seinen Augen ein Feuerwerk, das jedoch in absoluter Schwärze zerrann. Die Finsternis blieb aber nicht lange genug, um Niki bange zu machen. Er verspürte einen Ruck und wußte, daß der Wischer einsetzte, und dann war alles vorbei, und er befand sich in einem großen, kahlen Raum mit verhältnismäßig niedriger Decke.
„Geschafft!" sagte Boyt zufrieden. Dann erblickte er Niki und sagte in unterdrücktem Zorn: „Zum Teufel, du bist da!"
„Was habe ich falsch gemacht?" fragte Niki.
Statt einer Antwort machte Boyt eine verächtliche Handbewegung.
Niki sah, wie irgend etwas aus dem hinteren schwarzen Teil der Guckröhre herausfiel. Es
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