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0892 - Facetten der Ewigkeit

Titel: 0892 - Facetten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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war so winzig, daß man es mit freiem Auge kaum erkennen konnte, aber Niki erahnte es mehr als daß er es sah, weil es ein Teil des Nichts im Schwarzteil des Auges war, wie Boyt diesen Teil der Guckröhre nannte.
    „Ich habe soeben meine zweite Hy-perraumklause erschaffen", sagte Boyt. Es klang versöhnlicher, und er schien mit sich zufrieden.
    Niki hörte nicht recht hin. Er beobachtete den winzigen Schwarzteil, der zu Boden fiel und mit ihm verschmolz. Er sah aus wie der dunkle Abdruck einer Nadelspitze. Aber das Körnchen wurde rasch größer. Es wuchs förmlich, dehnte sich aus und hatte innerhalb weniger Atemzüge die Größe und Form einer Regentonne.
    „Was ist denn das?" fragte Niki ohne besonderes Interesse. Er ärgerte sich nur darüber, daß er das Faß nicht aufrastern konnte. Wahrscheinlich war es nicht wirklich ein Faß, sondern sah nur so aus. Niki konnte damit jedenfalls nichts anfangen, und das ärgerte ihn.
    Boyt aber legte seine Frage falsch aus und gab ihm eine ermüdende Antwort.
    „Das ist die Erhaltungsschaltung für die Hyperraumklause", erklärte Boyt geschraubt. „Immer wenn ich eine solche Kugelnische im Hyper-raum entstehen lasse, wird ein Mi-krogebilde aus dem Schwarzteil des Auges ausgestoßen, das durch die Umwelteinflüsse zu einem Wachstumsprozeß angeregt wird. Im Grunde genommen handelt es sich um nichts anderes als um eine molekulare Entzerrung. Die Erhaltungsschaltung mit dem Steuergehirn, den Hyperraumzapfern und den Wandeltransformatoren wurde atomar und molekular auf ein Mikromaß verkleinert, damit sie in dem Schwarzteil des Auges untergebracht werden kann."
    Boyt seufzte. „Ich fürchte nur, daß du meinen Ausführungen gar nicht folgen kannst."
    „Doch, Boyt, mir ist alles klar", versicherte Niki, der Boyt nicht enttäuschen wollte, weil er sich solche Mühe mit ihm gab.
    „Na schön", sagte Boyt. „Wunderst du dich gar nicht, daß du hier bist?"
    „Ehrlich gestanden, Boyt, wollte ich eigentlich nach Hause", erwiderte Niki. „Aber hier ist's immerhin besser als im Loch."
    „Ich meinte es anders", sagte Boyt. „Irgendwie habe ich damit gerechnet, daß ich dich unterwegs verlieren könnte. Aber sicher hast du wegen deiner Paraorientierung bessere Chancen als normale Menschen, die Barriere zwischen den Dimensionen zu überbrücken."
    „So muß es sein", bestätigte Niki, ohnezu wissen, was Boyt eigentlich wollte.
    „Wenn du schon mal da bist, könnten wir ein Experiment versuchen", sagte Boyt, und dabei bekam sein Gesicht einen fast lüsternen Ausdruck, der Niki angst und bange werden ließ.
    „Was hast du vor, Boyt?" fragte er mit belegter Stimme.
    „Es kostet mich keinerlei Schwierigkeit, von dieser Klause aus jeden Punkt der Erde zu erreichen", sagte Boyt. „Aber ich habe noch nicht versucht, zu anderen Planeten zu gelangen.
    Theoretisch müßte dies möglich sein. Es käme auf einen Versuch an."
    „Was meinst du denn damit, Boyt?"
    „Nun, ich überlege mir, ob es nicht möglich wäre, mit dieser Methode nach Saint Pidgin zu gelangen."
    „Du hast es versprochen, Boyt."
    „Eben!" Boyt lächelte, und Niki faßte wieder Zutrauen zu ihm. „Warum sollen wir dann nicht den Versuch wagen?"
    „Du hältst also dein Versprechen?"' fragte Niki ungläubig, denn Boyt hatte ihn schon so oft enttäuscht. „Du willst mich mit einem Wischer nach Hause bringen? Zurück nach Saint Pidgin?"
    „Versprochen ist versprochen."
    Niki war auf einmal unheimlich aufgeregt. Er merkte, daß Boyt seine Worte ernst meinte, er wollte ihn diesmal nicht hereinlegen.
    „Du brauchst nichts weiter zu tun, als dir deine Heimatwelt so plastisch wie nur möglich vorzustellen", hörte er Boyt sagen. „Das kann dir nicht schwerfallen. Alles weitere wird sich im Zusammenwirken unserer Para-sinne mit den Kräften des Auges ergeben."
    Es fiel Niki wirklich nicht schwer, sich den mittagsgrünen Himmel seiner Heimat vorzustellen.
    Er sah die Wolkenschleier über sich hinwegziehen, so als läge er rücklings im Farngarten. Und dabei sah er aus den Augenwinkeln den schneebedeckten Vulkangipfel über den dichten Wipfeln der in den Himmel wachsenden Korkbäume.
    Es gab Niki einen Ruck, als bekäme er einen Wischer, und er hatte das Bedürfnis, das lebensechte Bild ein-zufangen. Aber seine Hände griffen ins Leere, er bekam den Vulkankegel, die grünleuchtende Scheibe der Sonne und das Wolkenfeld nicht zu fassen.
    Aber das Bild blieb. Er konnte es nicht fortzwinkern.
    „Geschafft!" hörte er Boyt

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