0892 - Facetten der Ewigkeit
triumphierend ausrufen. „Das Tor zur Milchstraße ist aufgestoßen."
Jetzt erst begriff Niki, daß er bereits auf dem Boden von Saint Pidgin stand. Er war zu Hause!
Nicht nur in Gedanken, sondern mit seinem ganzen Körper.
Er sah Boyt mit verklärtem Blick neben sich stehen, das Auge in der lose baumelnden Hand wiegend. Und auf einmal bekam er Angst vor ihm, er fürchtete, Boyt könnte ihn wieder zurückbringen und in das finstere Loch stecken, ihm sein Helk wegnehmen ... und diese schreckliche Vorstellung beflügelte ihn.
Niki begann zu laufen. Er lief so schnell ihn seine Beine tragen konnte, bis er den Korkwald erreicht hatte, und ohne sich ein einziges Mal nach Boyt umzusehen. Erst als er in den Schatten der urweltlichen Bäume eintauchte, fühlte er sich in Sicherheit.
Er war zu Hause!
6.
Goran-Vran empfand Enttäuschung und Verzweiflung über den Ausgang der Verhandlungen mit den Terranern, und er konnte Hergo-Zovran nur zu gut verstehen, daß er per Transmitter sofort zur ATTA-LIN zurückkehrte, nachdem die ter-ranische Delegation von Bord der THAMID gegangen war.
Goran-Vran kam dem Befehl des Türmers nur zu gerne nach, die Menschen noch einmal die Macht der Du-ade spüren zu lassen. Er ließ den PSI-Neutralisator diesmal länger ausgeschaltet als beim erstenmal und vermerkte es mit einer gewissen Genugtuung, wie die Terraner von den suggestiven Impulsen der Duade erschüttert wurden.
Der weitere Weg war vorgezeichnet, und Goran-Vran wunderte sich nicht, als der Befehl des Türmers an die Flotte erging, im Solsystem auszuschwärmen und in einem großangelegten Manöver alle strategisch wichtigen Punkte zu besetzen.
In den Kommandostand der THAMID zurückgekehrt, wurde Goran-Vran von den Raumfahrern mit Fragen bestürmt. Sie wollten alle von ihm, der selbst an den Verhandlungen teilgenommen hatte, mehr über die Terraner erfahren. Aber Goran-Vran war außerstande, ihre Neugierde zu befriedigen.
„Ich stelle sie mir aggressiv und hinterhältig vor", sagte einer der Raumfahrer.
Goran-Vran konnte dem nicht beistimmen.
„Eigentlich hatte ich den Eindruck, daß sie offen und aufrichtig sind", widersprach Goran-Vran.
„Ich hatte ein langes und vertrauliches Gespräch mit einem Delegationsmitglied und glaube mir deshalb ein Urteil über die terranische Mentalität bilden zu können. Der Mann versicherte glaubhaft, daß sein Volk aufrichtig um eine friedliche Lösung bemüht sei.
Gleichzeitig versuchte er mir zu erklären, daß es aber auch Außenseiter gibt, die dem allgemeinen Bestreben zuwiderhandeln."
„Das ist doch ein Widerspruch", sagte ein anderer Raumfahrer. „Man kann nicht behaupten, einen guten Willen zu haben und gleichzeitig beteuern, diesen Willen nicht gegen sich selbst durchsetzen zu können."
„Und doch ist es so", sagte Goran-Vran. „Das macht das Verhalten der Terraner so rätselhaft.
Mit Worten versichern sie ihre Verhandlungsbereitschaft, vermögen jedoch nicht, ihre Versprechen in die Tat umzusetzen."
„Wahrscheinlich belügen sie uns bewußt, um uns zu täuschen!" behauptete jemand.
„Wenn sie lügen, dann nicht bewußt", widersprach Goran-Vran. „Man bekommt im Umgang mit ihnen fast den Eindruck, als würden ihre Handlungen nicht von ihrem Denken bestimmt."
„Demnach ist erwiesen, daß sie von einer übergeordneten Macht gesteuert werden!"
„Wenn das der Fall ist, dann kommt jedenfalls noch ein Faktor hinzu", sagte Goran-Vran. „Sie haben bestimmt kein so tiefes Rassenbewußtsein wie wir Loower. Aber nicht einmal das erklärt alle ihre Widersprüchlichkeiten."
„Man könnte es sich leichtmachen und die Terraner damit entschuldigen, daß sie nicht fähig sind, entele-chisch zu denken", meinte ein anderer Raumfahrer. „Aber wir sind in diesem Universum schon vielen Völkern begegnet, die keine zwei Bewußtseine hatten und mit denen wir uns trotzdem besser verständigen konnten."
„Und doch glaube ich, daß dieser Faktor mitbestimmend ist", sagte Goran-Vran. „Die Terraner haben die Eigenschaft, allen Dingen auf den Grund gehen zu wollen, auch wenn sie sie nicht verstehen. Sie pochten darauf, daß wir ihnen alle Geheimnisse des Auges preisgeben sollten, bevor sie überhaupt um eine Herausgabe verhandeln wollten."
Die Raumfahrer waren von der Ungeheuerlichkeit dieses Ansinnens schockiert.
„Der Türmer ging sogar soweit, ihnen die Entelechie zu erklären", fuhr Goran-Vran fort. „Es muß selbst ihm ungeheure Überwindung gekostet haben, doch
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