0892 - Jagd durch die Zeit
was bedeutete, dass er immer besser mit dem ominösen Kraftfeld X-1 zurechtkam, hakten sie ebenfalls als Information ab.
Das änderte sich schlagartig am 17. Juni 1168. Zwei Cyborgs, ganz in Schwarz gekleidet, die deswegen in späteren Zeiten als »Men in Black« bekannt werden sollten, tauchten höchstpersönlich in Jerusalem auf. Sie landeten eine Hornisse in der Wüste und informierten die beiden Ewigen über den Handwurzel-Kommunikator. Capdevila, nun ebenfalls ein Alpha und Sanko schwangen sich auf ihre Pferde und preschten in die Nacht hinaus. Ihre langen weißen Umhänge mit dem roten Kreuz darauf wehten hinter ihnen her. Sie waren dem in der Zwischenzeit gegründeten Templerorden beigetreten.
»Wir bringen wichtige Neuigkeiten, ihr Herren«, sagte einer der Cyborgs mit seiner unmodulierten, fast roboterhaften Stimme. »Dem Heer des Dänenkönigs Waldemar ist es nach vierwöchiger Belagerung der Tempelburg gelungen, diese vor genau achtundvierzig Stunden und dreizehn Minuten innerplanetarer Zeitrechnung einzunehmen.«
»Und?«, zischte Iva Sanko, die sich unter den Menschen längst einen legendären Ruf als »kämpfende Frau« erworben hatte, ungnädig.
Der Cyborg kannte keine Gefühle, konnte also weder Angst empfinden noch beleidigt sein. »Das eigentlich wichtige Ereignis hat sich unter dem Tempel abgespielt, Herrin«, fuhr er im selben Tonfall fort. »Unsere Messinstrumente haben gigantische magische Entladungen aufgezeichnet, viel stärker als alles, was wir bisher in diesem Bereich registrieren konnten.«
Unwillkürlich fuhr Sankos Hand zum Dhyarra in ihrer Gürtelschließe. »Was heißt das? Ist Svantevit nun noch stärker geworden? Das war zu erwarten.«
»Nein, Herrin, das Gegenteil ist der Fall. Rund vierzig Prozent der in den unterirdischen Kavernen tobenden magischen Kräfte konnten wir auf Grund der bereits bekannten Signatur dem Vierköpfigen zuordnen. Sechzig Prozent der Entladungen stammten aber aus einer bisher unbekannten, magischen Waffe. Wir konnten feststellen, dass diese magische Waffe, die wir dem Wirken der Schwarzen Familie LUZIFERS zuordnen, siegreich war. Sie konnte einen Teil der Lebenssubstanz des Vierköpfigen absorbieren. Das haben die Messgeräte zweifelsfrei festgestellt.«
Capdevila kniff die Augen zusammen, eine Geste, die er den Menschen abgeschaut hatte. »Du sagst absorbieren. Heißt das, dass die fremde Waffe Svantevits Lebenssubstanz nicht vernichtet hat?«
»Ja, Herr.«
»Hat die fremde Waffe Svantevits Lebenssubstanz also in sich aufgenommen und unschädlich gemacht oder sie nur eingekapselt?«
»Wir wissen es nicht. Diese Ereignisse zu bewerten überlassen wir den Herren, weil wir dazu aufgrund unserer Struktur nicht in der Lage sind. Was die Messgeräte zudem festgestellt haben, ist die Tatsache, dass sich das Weltentor, durch das der Vierköpfige diese Dimension betrat, komplett geschlossen hat, was zuvor nicht der Fall war.«
»Faszinierend«, flüsterte Iva Sanko. »Dann hat er entweder seine Dimension aus Furcht vor der fremden Waffe verbarrikadiert oder er ist aufgrund seines Substanzverlustes nicht mehr in der Lage, das Weltentor offen zu halten.«
»Bei allen kosmischen Mächten, ja«, pflichtete ihr Capdevila bei und konnte seine plötzlich aufwallende Erregung nicht verbergen. »Das könnte uns völlig neue Perspektiven eröffnen. Wir müssen diese fremde Waffe finden, Iva. Vielleicht lässt sich Svantevit ja damit besiegen. Eine weitere Option sehe ich darin: Sollte sein Teilbewusstsein noch existieren, könnten wir vielleicht sogar damit experimentieren. Möglicherweise ist es nun schwach genug, dass wir es fangen können.«
***
Gegenwart, Sigmaringen
Erst spät am nächsten Morgen standen die beiden Dämonenjäger auf. Sie duschten gemeinsam und begaben sich dann in das Restaurant, um eine Kleinigkeit zu frühstücken. Sie gesellten sich zu vier anderen Gästen, die im Raum verstreut frühstückten. Eine ältere Frau mit einem roten Hut und einem grünen Schal verschüttete gerade etwas von der Milch, die sie in ihren Kaffee leeren wollte. Dabei grummelte sie leise vor sich hin. Nicole wollte helfen. »Kümmern Sie sich gefälligst um Ihren eigenen Kram«, schallte es ihr ungnädig entgegen.
»Oh bitte, habe ich liebend gerne gemacht«, murmelte die Französin, nahm stattdessen ein Exemplar der Tageszeitung, die neben dem Frühstücksbuffet auslag und blätterte darin.
»Meine Vermutung, dass es Ida Mossmann-Berger nicht gibt, ist schon
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