0892 - Jagd durch die Zeit
Persönlichkeit schmackhaft machen.«
»Dann ist es also abgemacht.«
***
Gegenwart, Sigmaringen
Die magische Energiekugel flog auseinander! Gelbweiße Blitze zuckten nach allen Seiten weg. Für einen Moment strahlte das Zimmer so grell, als sei es das Zentrum einer Atombombenexplosion.
Nicole schrie. Sie war geblendet und konnte sich nicht wehren. Hilflos war sie der Druckwelle ausgeliefert, die sie durch die Tür auf den Flur schleuderte. Dort knallte sie mit Schultern und Kopf gegen die Wand. Stöhnend rutschte sie daran herunter und blieb verkrümmt auf dem Boden liegen.
Zamorra hatte es besser. Merlins Stern vor seiner Brust reagierte bereits, als die magische Kugel entstand. Blitzschnell baute das Amulett eine leuchtend grüne Schutzsphäre um den Professor auf, die ganz eng seine Konturen nachbildete. Da Nicole zu weit weg stand, erfasste das Schutzfeld sie nicht mehr.
Das grüne Leuchten schwächte die Blendwirkung der lautlosen magischen Explosion ab und fing die Druckwelle vollkommen auf. Einen Moment lang tanzten schwarze Punkte vor Zamorras Augen. Dann nahm er erste Bilder wahr. Silberne Blitze zuckten aus dem Zentrum von Merlins Stern. Sie schlugen in den Rücken der Fremden ein, die gerade zur Tür hinaus wollte. Die Frau blieb stehen, als sei sie vor eine Wand gelaufen. Ihr Körper bog sich nach vorne durch. Ein schrecklicher, klagender Schrei löste sich aus ihrem Mund. Dann sah Zamorra für einen Moment in tiefste Schwärze, die gleichzeitig in einem dunklen düsteren Rot gloste. Zamorra kannte dieses Wallen nur zu gut. Es war die Finsternis der Hölle.
Als die Finsternis gleich darauf wieder verschwand, bemerkte der Meister des Übersinnlichen letzte Reste der schwarzmagischen Energien, die sich in der Amulett-Energie verfangen hatten. Dort zuckten und wanden sie sich, versuchten verzweifelt, einen Weg durch das grüne Leuchten zu finden, es vielleicht sogar zu zerstören. Aber die gelben Energien waren nicht stark genug. Nicht einmal annähernd. Sie schafften es nicht einmal, das kräftige Grün zu verfärben. Stattdessen wurden sie von ihm vollkommen eliminiert.
Als keine Gefahr mehr bestand, erlosch der grüne Schutzschirm schlagartig. Die ganze Auseinandersetzung hatte keine zwei Sekunden gedauert!
Der Professor sprang auf. »Niciiii!« Zwei Sätze brachten ihn durch das total zerstörte Zimmer in den Flur. Er kniete sich neben seine Geliebte und legte sie lang auf den Boden. Dann fühlte er ihren Puls. »Merlin sei Dank«, flüsterte er, als er ihn schlagen fühlte. Ein erleichterter Seufzer verließ seinen Mund. Nicole hatte zwar einst ebenfalls vom Wasser des Lebens getrunken, war dadurch aber nur relativ unsterblich. Gewalteinwirkung konnte sie durchaus töten.
Nicole stöhnte. Langsam schlug sie die Augen auf. Zamorra drückte ihr einen Kuss auf die Lippen.
Am Treppenabsatz tauchte eine junge Frau auf. Sie gehörte zum Personal und schrie unwillkürlich auf, als sie die seltsame Szene sah. Dann kam sie näher. »Was ist passiert? Kann ich Ihnen helfen?« Sie erhaschte einen Blick in das total zerstörte Zimmer. In diesem Moment waren all ihre guten Absichten vergessen. »Oh Gott«, flüsterte sie, »da muss der Chef her.« Sie rannte weg.
Nicole erhob sich, setzte ihre Perücke auf, die einen Meter neben ihr gelegen hatte, und rieb sich den Nacken. »Wie wenn mich ein Pferd getreten hätte. Aber ich spüre schon so gut wie keine Schmerzen mehr. Das Wasser des Lebens tut seine Wirkung bereits. Ist sie entkommen, Chéri?«
»Ich fürchte, ja. Merlins Stern hat sie zwar ein paar Mal getroffen, aber sie scheint die Attacken überlebt zu haben.« Sie gingen ins Zimmer zurück. »Wer war denn die Frau? Du hast mich noch gewarnt.«
»Dann hast du sie also nicht mehr erkannt?«
»Würde ich sonst fragen?«
»Männer fragen immer dumm. Mist. So wie es aussieht, hat die magische Explosion nicht nur die Einrichtung zerbröselt, sondern auch alle meine Kleider. Ich befürchte, Chéri, dass ich erst zum Einkaufen muss, bevor wir etwas unternehmen können.« In der Tat hatte die Druckwelle sämtliche Einrichtungsgegenstände inklusive des Fernsehers zerstört und nur noch unförmige Klumpen zurückgelassen. In den Wänden gab es nun einige Löcher, aus denen der Putz rieselte.
»Ja, gut. Wer, sagtest du nochmals, war die Angreiferin?«
»Ach so, ja. Das war Julia Benz.«
Er schaute sie ungläubig an. »Bist du sicher?«
»Bin ich. Absolut. Es hat zwar eine Sekunde gedauert, aber dann
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