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0892 - Jagd durch die Zeit

0892 - Jagd durch die Zeit

Titel: 0892 - Jagd durch die Zeit
Autoren: Christian Schwarz
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der viel älter ist, als wir vielleicht glauben?«
    »Was meinst du, Nici?«
    »Ich meine, wenn dieser Kult vielleicht sogar auf die Ranen zurückgeht und bereits gegründet wurde, als der Svantevit-Tempel auf Kap Arkona noch stand? Dann könnten zumindest die Masken bereits in dieser Zeit entstanden sein. Das würde die genau getroffenen Züge der Flammenfratze erklären.«
    »Gute Idee, Nici. So ließen sich zumindest ein paar Widersprüche auflösen. Denn dann hätten wir es mit Svantevit-Jüngern zu tun, aber nicht mit der Flammenfratze selbst. Möglich ist allerdings, dass die Fratze, seit sie wieder frei ist, vom Kult erfahren und diesen übernommen hat. Wir müssten also jemanden finden, der innerhalb der letzten zwei Jahre in Australien war.«
    »Julia Benz war da. Dass sie vor sechs Jahren verschwunden ist, kann ganz andere Gründe haben, als allgemein angenommen wird. Vielleicht ist sie ja noch putzmunter und vor zwei Jahren von der Flammenfratze übernommen worden?«
    »Wäre das nicht ein zu großer Zufall, Nici? Ich meine, die Benz stammt von hier, wo der Flammenkult sein Unwesen treibt und ausgerechnet über sie soll die Flammenfratze in Australien stolpern…«
    Es klopfte an die Tür.
    »Wer ist da?«, rief Nicole.
    »Zimmerservice«, antwortete eine Frauenstimme. »Dürfte ich Ihre Minibar auffüllen? Es dauert nicht lange.«
    »Natürlich, kein Problem. Moment bitte.« Nicole ging zur Tür, weil abgeschlossen war. Sie öffnete.
    Hinter einem vollen Servierwagen stand eine junge Frau in schwarzem Kleidchen mit weißer Schürze und Haube. Sie lächelte und senkte dann den Kopf.
    Nicole stutzte. Sie machte einen Schritt zur Seite und gab den Weg frei. Das Mädchen schob den Wagen ins Zimmer. Nicole trat hinter sie, um die Tür zu schließen. Da funkte es plötzlich!
    »Vorsicht!«, schrie Nicole und wollte sich auf das Mädchen stürzen. Sie kam nicht mehr dazu. Blitzschnell hob die Fremde eine Hand. Flammen züngelten zwischen ihren Fingern empor, bildeten einen grellweißen Ball, tausend Mal heller als die Sonne.
    Die beiden Franzosen schlossen geblendet die Augen. Der Ball raste unter die Zimmerdecke. Dort explodierte er mit verheerender Wucht.
    ***
    Februar 1657, Hofburg Wien
    Dicke Schneeflocken tanzten in der Luft und legten sich sanft auf den Boden und auf die Dächer der umliegenden Gebäude. Es war empfindlich kalt. Kaiser Ferdinand III. und Kaiserin Eleonora Magdalena Gonzaga ließen sich trotzdem nicht von einem Spaziergang durch den weiten Innenhof der Stallburg abhalten.
    Der Kaiser, in Wams, Rheingrafenhose mit Bandschiuppen, Hermelinmantel und befedertem Jagdhut gekleidet, kicherte plötzlich.
    »Was erheitert Euch, mein lieber Mann?«, fragte die Kaiserin und zupfte ihren Reifrock aus schwarzem Samt zurecht, der ihrem Unterleib dreifaches Körpervolumen verlieh. Dabei knirschte der mächtige weiße Rüschenkragen, hinter dem sie kaum hervorblicken konnte, wie die ungeölte Achse eines Pritschenwagens.
    »Ach, nichts Besonderes, Haserl. Ich dachte gerade daran, wie ich im Gewand Ferdinands des Ersten einst die Stallburg als Wohnhaus für Maximilian bauen ließ, weil ich mit meinem ungezogenen Herrn Sohn nicht unter einem Dach wohnen wollte, da er dem Protestantismus zuneigte. Das war ein genialer Schachzug, denn so bekannte ich mich einerseits zum Katholizismus, zeigte andererseits aber, dass ich nicht gewillt war, den Protestantismus zu unterdrücken. Die Kusshanderl sind mir dafür von allen Seiten zugeflogen.«
    Die Kaiserin lächelte nun ebenfalls. »Ja. Wenn ich mich recht erinnere, tatest du es auf mein Anraten hin. Und es war gut getan. Auch wenn die Fürsten bei Hofe es seinerzeit nicht guthießen, dass du so oft auf den Rat deiner geliebten Frau Anna hörtest.«
    Bei dem Kaiserpaar, das zu dieser Zeit an der Spitze des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation stand, handelte es sich um niemand anders als die beiden Ewigen Ser Capdevila und Iva Sanko. Seit rund dreihundert Jahren schon begnügten sie sich nicht mehr damit, sich als einflussreiche Fürsten und Ratgeber im Dunstkreis der Herrscher aufzuhalten; sie herrschten seither selbst über die Menschheit. Dazu schlüpften sie in die Persönlichkeiten von deren mächtigsten Vertretern. Denn ausschließlich die Herrscher bestimmten in letzter Konsequenz wirklich, wo es langging. Und nur das konnte der Anspruch der Ewigen sein: Herrschen und die Geschicke vieler Länder zu bestimmen war ein herrliches Spiel, das die Alphas
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