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0892 - Jagd durch die Zeit

0892 - Jagd durch die Zeit

Titel: 0892 - Jagd durch die Zeit
Autoren: Christian Schwarz
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Schminke abzuputzen, die er jeden Tag kiloweise spazieren trug. In gut einer Stunde würden ihm seine Diener ein junges, unschuldiges Ding zuführen, mit dem er sich die ganze Nacht vergnügen konnte. Das war sein Privileg als Obersthofmeister.
    Es klopfte an seine Tür. Was denn, jetzt schon?, dachte er verärgert. Lassen mir die Kerls nicht einmal mehr die nötige Zeit zum Abschminken. Der Teufel soll sie holen … Gleichzeitig spürte er, wie es in seinen Lenden zu arbeiten begann. Von Thurn-Valsassina begann schwerer zu atmen.
    »Ja, ich komm ja schon!«, rief er. Auf Zehenspitzen tänzelte er zur Tür. Niemand stand draußen, als er öffnete. Stattdessen sah er eine Nachricht auf dem Boden. Sie war mit einer rosafarbenen Schleife umhüllt, in die eine rote Rose geflochten war.
    »Ja, was haben wir denn da?« Der Obersthofmeister fühlte sein Herz plötzlich hoch oben im Halse pochen und bückte sich. Dabei ereilte ihn fast ein Bandscheibenvorfall. Nur langsam und unter großem Jammern kam er wieder hoch. Die Schmerzen vergingen jedoch rasch, als er die Schleife über die Rolle streifte, die wunderbar nach Veilchenparfüm duftete, und die in einer akkuraten Frauenhandschrift verfassten Worte las.
     
    Mein Geliebter, mein Hengst. Ich habe von Tag zu Tag größeres Verlangen nach euch und halte es nun nicht mehr aus ohne euch. Deswegen erhöre ich euer Flehen und erwarte euch noch in dieser Nacht, wenn die Tageswende noch eine Stunde fern ist, in aller Abgeschiedenheit beim hinteren Eingang der Stallburg. Mein Körper sehnt sich nach euch und brennt wie Feuer. Seid also pünktlich, denn ich warte nur ein Mal und danach nie wieder.
    In bebendem Erwarten MEP
     
    »Das ist ja wunderbar.« Die Leibschmerzen des Obersthofmeisters waren plötzlich wie weggeblasen. MEP, das konnte nur Maria Eleonora Pálffy bedeuten. Er war seit Monaten hinter dem jungen, sehr gut aussehenden Kammerfräulein der Hofmeisterin her, das sich schüchtern und zurückhaltend gab, genau so, wie er es mochte. Bisher hatte sie sich geziert, natürlich! Schließlich gehörte sie bereits in jungen Jahren diesem seltsamen Orden an, der sich »Sklavinnen der Tugend« nannte und den Kaiserin Eleonora Gonzaga vor kurzer Zeit erst höchstpersönlich ins Leben gerufen hatte. Aber schließlich hatte sie seinem Werben doch nicht widerstehen können. Matthias von Thurn-Valsassina glaubte nicht etwa, dass dies mit seiner unwiderstehlichen Art zu tun hatte, denn er war kein Typ, der Frauen anzog. Aber als Obersthofmeister bestimmte er entscheidend mit, wer Karriere am Hofe machte und wer nicht. Deswegen bekam er am Ende jede, die er wollte. Auch die Pálffy hatte sich schließlich dieser Einsicht gebeugt. Nun, sie würde sich trotzdem nicht zu beklagen haben. Er würde es ihr besorgen, von vorne und von hinten.
    Zwanzig Minuten vor elf Uhr machte sich von Thurn-Valsassina auf zum nächtlichen Tête-à-tête. In einen weiten schwarzen Mantel gehüllt huschte er an den Häusern entlang und nutzte die vielen dunklen Ecken, die es überall in der weitläufigen Hofburg gab. Beim Hintereingang der Stallburg drückte er sich schließlich an einen Mauervorsprung und sah prüfend über den freien Platz und an der Hausfassade entlang. Der bewölkte Himmel ließ kaum Licht zur Erde.
    »Pssst.«
    Der Obersthofmeister fuhr herum. Ein breiter Schatten huschte auf ihn zu. Eine Frau im Reifrock! Das war sie. Die Pálffy. Das Pochen in seinen Lenden schmerzte ihn nun fast.
    Dann war die Frau bei ihm. Aus der Finsternis schälte sich ein bleiches Gesicht. Ein furchtbarer Schock durchfuhr den Obersthofmeister. Er glaubte, im Boden versinken zu müssen. »M-Majestät«, stotterte er und seine Zähne klapperten. Vor ihm stand Kaiserin Eleonora!
    »Ja, mein Lieber. Es ist eine andere Eleonora gekommen als die, die ihr wohl erwartet habt. Aber auch ich leide an unheilbarem Feuer im Leib, das ihr zumindest mildern sollt.« Sie trat noch näher an ihn hin. Ihre Gesichter berührten sich nun fast.
    »Ma-Majestät, das kann ich doch nicht… Ich…« Er wich zurück.
    »Das ist kein Wunsch, sondern ein Befehl, von Thurn-Valsassina. Kommt her zu mir.«
    »Nun gut. Wenn Ihr es wünscht, Eure Majestät.« Er trat zu ihr hin und schloss sie zögernd in seine Arme. Einen Moment später riss er die Augen weit auf und stöhnte. Sein ganzer Leib versteifte. Ungläubig sah er an sich nach unten, während die Kaiserin zwei Schritte zurück trat. Deutlich sah er den Dolch in seinem Bauch
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