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0893 - Der Atem des Bösen

0893 - Der Atem des Bösen

Titel: 0893 - Der Atem des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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aus dem Loch, in dem er versunken war, zu bergen, hatten nicht gefruchtet. Am schönsten Flecken des Anwesens, das Grosvenor Jahre zuvor von der Abtei erworben hatte, erhob sich unter schattigem Geäst ein Gedenkstein aus sündhaft teurem italienischem Marmor, auf dem nur ihr Name, der Tag ihrer Geburt und das Datum ihres Todes vermerkt war. Mehr nicht. Das eigentliche Grab, draußen im Sumpfland, wurde nur von einem schlichten Holzkreuz markiert.
    Grosvenor suchte die Stelle, wo sich Meredith' Schicksal erfüllt hatte, nur noch selten auf. Zu stark war bis heute der Verlust schmerz, und dort draußen, wo er das Gefühl hatte, bei jedem Schritt das schmatzende Geräusch zu hören, mit dem der Boden sie verschluckt hatte, war er fast unerträglich.
    Er hatte eine Mauer darum errichten lassen - aber schon im ersten Monat ihrer Vollendung, war sie über Nacht verschwunden, als hätte der Morast auch sie in die Tiefe gerissen, ihr Gewicht nicht tragen können… oder wollen.
    Seither gab es dort nur das Kreuz. Vielen diente es weniger als Grabmal denn als Markierung, die ihnen half, einen weiten Bogen um die Stelle zu machen, die - hinter vorgehaltener Hand tuschelte ein jeder es - verflucht war.
    Verflucht.
    Grosvenor nickte. Der Luftzug, der dabei entstand, brachte die Flamme der Kerze, die neben ihm auf dem Lesetischchen der Bibliothek stand, zum Flackern.
    Es war still im Haus. So still wie es dort sein mochte, wohin es Meredith gezogen hatte und wo sie qualvoll erstickt war…
    Er hustete. Wenn er die Augen schloss, war es oft so, als er läge er selbst unter Tonnen von Erde begraben.
    Grosvenor nahm das Buch, klappte es zu, ohne darauf zu achten, wo er aufgehört hatte zu lesen, legte es auf den Tisch und stemmte sich aus dem Stuhl. Seine fleckigen Hände umfassten die Lehnen, und als er stand, hätte er sich am liebsten wieder zurücksinken lassen.
    Er lauschte, ließ endlich doch die Stuhllehnen los und machte ein paar Schritte ziellos in den Raum. Noch heftiger als zuvor bewegte sich die Flamme, deren Licht auch Schatten warf, Schatten, die sich überall zwischen den Buchreihen bewegten. Sie verursachten Grosvenor keine Furcht.
    Wenn er noch etwas am Tag von Meredith' Tod verloren hatte, was er manchmal fast ebenso stark vermisste wie sie, dann war es die Fähigkeit, Angst zu empfinden.
    Ein Dasein ganz ohne Furcht war, als wäre man zu Lebzeiten zum Gespenst geworden.
    Etwas polterte zu Boden.
    Das Geräusch kam aus einem anderen Raum.
    Grosvenor spürte, wie sein träger Puls jäh schneller wurde. Zu genau wusste er, welches Zimmer an die Bibliothek grenzte. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, nahm er die Kerze vom Tisch, beschirmte die Flamme mit der Hand und eilte hinaus auf den Gang. Vor der Tür zum Nachbarraum blieb er kurz stehen und legte das Ohr dagegen. Er horchte und glaubte Schritte dahinter zu hören.
    Schritte!
    Seine freie Hand prüfte den Knauf der Tür - sie war, wie erwartet, verschlossen.
    Fahrig kramte er den Schlüssel aus seiner Hosentasche. Er war an einer dünnen Kette an einer Gürtelschlaufe befestigt, sodass er immer - und nur von Grosvenor allein - verfügbar war.
    Mit immer hektischer schlagendem Herzen - Erwartung, Aufregung, nicht Angst, immer noch nicht Angst diktierten sein Tun - sperrte er auf, straffte sich und ließ das Türblatt einen Atemzug später nach innen schwingen. Der Raum selbst war dunkel, natürlich. Aber Grosvenor trat vor, starrte angestrengt in die Finsternis, suchte Bewegung, suchte die Ursache der gehörten Tritte…
    Alles wirkte unverändert in dem schwach wabernden Licht, das über Boden, Wände und Decke tanzte - und über die aufgebahrten Moorleichen, die hier ruhten. Ihr Gestank war erträglich, erinnerte entfernt an Torf. Insgesamt waren es drei. Drei Mumien hatten sie vor Monaten aus dem Sumpfloch geborgen, uralte, vom Morast konservierte Tote, deren Haut an gegerbtes Leder erinnerte. Sie waren hart wie Holz, geschrumpft und mit Pektinen durchtränkt.
    Ganz gewiss aber waren sie nicht mehr fähig, sich von den Tischen, auf denen Grosvenor seine Studien mit ihnen trieb, zu erheben und im Zimmer herumzulaufen!
    Etwas anderes bewegte sich dort in den Schatten.
    In dem Moment, da Grosvenor es entdeckte, die dunkle Silhouette der dort kauernden Gestalt sah, traf eine Windböe die Flamme, die er bis dahin sorgsam gehütet hatte.
    Schlagartig wurde es rabenschwarz um ihn herum. Die Finsternis schwappte wie etwas Flüssiges über ihm zusammen.
    Und noch

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