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0893 - Der Rachegeist

0893 - Der Rachegeist

Titel: 0893 - Der Rachegeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wieder in die Pflicht genommen. Ich konnte ihn vertreiben, aber ich war nicht in der Lage, eine Vorsorge zu treffen und ihn schon vor einer Attacke aufzuspüren. Das würde mir leider nicht gelingen.
    Das Bewußtsein war schlau. Es würde mich umkreisen, es würde nie direkt versuchen, mich anzugreifen, leider nicht, denn so bekam ich auch nicht die Gelegenheit, ihm direkt gegenüberzustehen.
    Glenda Perkins hielt es in ihrer Einsamkeit nicht aus. Sie stand von der Couch auf und kam zu uns.
    Wir schauten ihr entgegen, während sie den Kopf schüttelte.
    »Es ist für mich noch immer unbegreiflich«, sagte sie leise und nahm neben Lady Sarah Platz. »Und schlimm ist auch, daß ich mich aus eigener Kraft nicht habe befreien können.« Sie drückte ihre Fäuste gegen die Stirnseiten. »Könnt ihr das verstehen?«
    »Sicher«, sagte Shao.
    »Es war alles anders. Die Erinnerung ist einfach gelöscht worden. Ich weiß ja von nichts.« Sie lachte, und es klang wirklich nicht echt. »Ich weiß von gar nichts mehr. Ich ging in die Küche, kehrte zurück, tja, und ich wollte Jane killen.« Sie schaute starr über den Tisch. »Ich weiß nicht, wie ich die Schublade aufgezogen habe und das Messer hervorholte.« Sie warf einen scheuen Blick auf die Klinge.
    Mich erinnerte es daran, das Messer wegzubringen. Ich stand auf und schaffte es wieder in die Küche. Als ich zurückkehrte, sah ich die Horror-Oma, wie sie über Glendas Hand strich, leise auf sie einredete, um sie so zu beruhigen.
    Suko hatte bisher nichts gesagt. Er saß auf seinem Stuhl wie eine Statue. Er kümmerte sich auch nicht um Shao und kam mir in seiner Haltung schon autistisch vor.
    Ich runzelte die Stirn. Dabei überlegte ich, ob es Sinn hatte, meinen Freund anzusprechen, zögerte damit, weil ich mir erst sicher sein wollte.
    Suko blieb still. Auch die Haltung veränderte sich nicht, und jetzt bemerkte es Shao auch.
    »He, Suko, was ist los?«
    Er ließ einige Sekunden verstreichen, um dann den Kopf zu schütteln. »Was soll los sein?« fragte er dann.
    »Ich will wissen, was bitte…«
    »Nein«, sagte er leise, »nein!«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich kann es nicht fassen. Ich, ich…« Er stemmte sich plötzlich hoch, fiel wieder zurück und zerrte plötzlich den Ärmel des Pullovers in die Höhe.
    Zum Vorschein kam sein nackter Arm.
    Wirklich ein nackter Arm?
    Jeder von uns sah es, und wir bekamen große Augen. Der Arm war nicht völlig nackt.
    Dicht unter dem linken Handgelenk zeichnete sich etwas ab, das wie eine Tätowierung aussah.
    Es war aber keine.
    Es war ein Maul, ein Mund, weit aufgerissen und zwei Zahnreihen präsentierend.
    Es war der Fluch, und er hatte in das Fleisch eine tiefe Lücke gerissen…
    ***
    Kein Tropfen Blut quoll hervor. Es war die Lücke da, der Umriß, die tiefe Wunde, die wirkte, als wäre sie hineingeschält worden, und Suko verspürte wahrscheinlich auch keine Schmerzen, denn nichts in seiner äußeren Reaktion deutete darauf hin.
    Er schrie nicht.
    Er stöhnte nicht.
    Er saß nur da und keuchte mit offenem Mund.
    Lady Sarah konnte nicht mehr an sich halten. Sie mußte einfach fluchen, und über Shaos Lippen war ein Schrei des Erschreckens gedrungen. Sie rückte von Suko ein wenig ab, aber sie machte keinen ängstlichen Eindruck, sondern eher den einer Frau, die nach einer Möglichkeit suchte, helfen zu können.
    Suko hatte den Arm angewinkelt und ihn mit dem Ellbogen auf den Schreibtisch gestützt. Seine Hand zuckte, schloß sich aber nicht zur Faust, sondern blieb ausgestreckt.
    Er hielt sich verdammt gut. Kein Laut der Beschwerde drang aus seinem Mund, obwohl er litt und etwas spürte, denn auf seiner Stirn hatten sich Schweißperlen gebildet.
    Ich bekam von der Seite her mit, daß Jane Collins wieder zurückgekehrt war, aber nicht eingriff, sich auch nicht an den Tisch setzte, sondern stehenblieb und aus sicherer Entfernung beobachtete, was da am Tisch geschah.
    Wir mußten mit allem rechnen. Glendas Veränderung hatte uns ja bewiesen, wozu ein veränderter Mensch fähig war. Und Sukos Kräfte waren größer als die unserer Sekretärin. Es würde schwerer sein, ihn zu stoppen, wenn er durchdrehte.
    Noch hatte er nichts getan, und deshalb sprach ich ihn an. Es war zumindest ein Versuch. Die Worte waren behutsam formuliert, sie klangen auch nicht aggressiv, und es war eine sehr simple Frage, die ich stellte. »Wie geht es dir, Suko? Wie fühlst du dich?«
    Er bewegte sich nicht. Auch in seinen Augen entdeckte ich keine

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